Kapitel 26 - Die Würstchenhand

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Am nächsten Tag fand das große Quidditchspiel von Gryffindor gegen Slytherin statt. Etwa um elf Uhr strömten immer mehr Schüler ins Quidditchstadion und besetzten für sich und ihre Freunde die besten Plätze. Ich entschied mich für einen Platz zwischen Dean und Eva, die wiederum jeweils neben Neville und Seamus saßen. Das Spiel war schon lange erwartet worden und ein Großteil der Schule wollte endlich eine Niederlage der Slytherins sehen. So trugen auch Ravenclaws und Hufflepuffs große Banner und ließen laute Anfeuerungsrufe hören. Es war ein Riesenlärm und man verstand kaum sein eigenes Wort, da kamen endlich die Spieler in Sicht.

Sie stiegen in die Luft und das Spiel begann. Eigentlich hätte ich gar nicht hinsehen müssen, ich bekam auch so alles mit. Dean war ein riesiger Quidditchfan und hätte am liebsten wohl selbst gespielt, so sehr fieberte er mit. Immer wenn er entnervt aufschrie oder nach einem „Schiri!" rief – was auch immer das sein sollte – konnte ich mir sicher sein, das Slytherin einen Treffer gelandet oder einen unserer Spieler vom Besen geschlagen hatte.

Und das passierte leider deutlich zu oft. Slytherin ging dank ihrer schnelleren Besen sogleich in Führung. Unser Team schaffte es hingegen auch nach mehreren Minuten nicht, einen Treffer zu landen. Eigentlich bräuchte es jetzt Harry, der den Schnatz fing. Ich hielt Ausschau nach ihm, durch Deans Lautäußerungen wurde ich ja bestens über den Spielstand informiert.

Der dunkelhaarige Junge zog nicht die langsamen Kreise, die man von Suchern eigentlich kannte. Ganz im Gegenteil. Er vollführte schnelle, plötzliche Manöver. Weshalb er das tat, das war mir nicht ganz klar. Dann entdeckte ich denn Klatscher der es ganz offensichtlich auf ihn abgesehen hatte. Fred und George war die Bedrängnis ihres Mitspielers nicht verborgen geblieben. So flankierten sie Harry von beiden Seiten und schwangen ihre Schläger. Doch es half nichts. Sogar als er über das halbe Spielfeld geschleudert wurde und nur eine Handbreit von der Nase des Slytherin-Mannschaftskapitäns entfernt war, kehrte er beharrlich zum Sucher zurück. Dabei ließen es sich Klatscher sonst nie entgehen, Nasen zu zerschmettern.

Ich war nicht die Einzige, die das eigenartige Verhalten des Balls bemerkt hatte. Oliver Wood bat um eine Spielunterbrechung. Wohl auch weil der einsetzende Regen Harrys Sicht zusätzlich erschwerte. Die Mannschaft sank zu Boden und bildete einen Kreis. Die Slytherins johlten und flogen demonstrativ auf ihren Nimbus 2001 durch die Gegend. Wenigstens hielt der Klatscher nun Abstand.

„Die müssen das Spiel doch abbrechen", forderte Eva.

„Da ist ganz klar Pfuscherei im Spiel", stimmte ihr Seamus zu. „Es braucht eine Untersuchung! Sonst können die doch nicht weitermachen."

Doch das Spiel ging weiter. Harrys Ausweichmanöver wurden immer wilder, was einige Slytherins zum Lachen brachte. Fred und George konzentrierten sich nun ganz auf den anderen Klatscher - auch wenn sie immer wieder stehen blieben, um Harry besorgte Blicke zuzuwerfen. Draco hatte die Suche nach dem Schnatz aufgegeben und ergötzte sich an Harrys Qualen. Er rief ihm etwas zu, aber die Worte wurden vom Wind davongetragen, ohne dass ich sie verstand.

Allzu sehr abgelenkt von Draco, bemerkte Harry den auf ihn zurasenden Klatscher zu spät: er wurde am Arm getroffen. Für mich sah es nach einer sehr schmerzhaften Verletzung aus – vielleicht war es sogar ein Bruch.

Wohl als eine Art Racheaktion an Draco, jagte Harry von jetzt auf gleich auf ihn zu. Ich hätte nur allzu gerne eine Nahaufnahme des sicherlich angsterfüllten Gesichts meines Cousins gesehen. Leider konnte ich von meinem Platz auf der Tribüne aus keine Details erkennen. Kurz darauf reckte Harry triumphierend den Arm in die Luft. Dabei verlor er allerdings das Gleichgewicht und hielt sich nur noch mit seinen Beinen am Besen fest. Er verlor rapide an Höhe und schlug schließlich im Schlamm des Spielfelds auf.

Erschrocken hielt ich mir beide Hände an den Mund. Die Zuschauer riefen und pfiffen. Harry hatte den Schnatz gefangen und wir hatten gewonnen, doch um welchen Preis? Wie ging es ihm nun? Konnte er sich auch weiterhin der Junge, der lebt nennen?

Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt