Kapitel 5 - Das Verlies in Gringotts

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Harry lebte sich gut ein und schon bald gewöhnte sich sogar Ginny etwas an seine Anwesenheit. Gelegentlich rannte sie aber trotzdem noch in ihr Zimmer und bisher hatten sie auch noch kein Wort miteinander gewechselt.

Eines Morgens saßen wir alle beim Frühstück zusammen, als die Briefe aus Hogwarts eintrafen und die Listen mit Schulutensilien brachten, die wir dieses Schuljahr brauchen würden. Dazu gehörten unter anderem sämtliche Werke von Gilderoy Lockhart. Diese waren ziemlich teuer und ich war mir nicht ganz sicher, wie die Weasleys sie sich für alle ihre Kinder leisten wollten. Dann fiel mir etwas ein. Ich hatte ja auch kein Geld! Letztes Jahr hatte ich noch etwas von Narcissa bekommen, doch da ich sie seit letztem Jahr am Gleis nicht mehr gesehen hatte ... ich war pleite! Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich war eine minderjährige Schülerin, gerade erst zwölf geworden, wie sollte ich mir Geld verdienen? Müsste ich am Ende alle meine Geburtstagsgeschenke wieder verkaufen?

Ich meldete mich nervös zu Wort. „Molly, ich habe kein Geld. Wie soll ich denn meine Schulsachen bezahlen?" Die Weasleys konnte und wollte ich damit eigentlich nicht belasten. Sie planten gerade aber schon den Besuch in der Winkelgasse, in die ich nicht mitkommen könnte, weil ich mir sowieso nichts leisten konnte. Außer den Büchern benötigte ich nämlich noch eine Reihe neuer Umhänge, weil mir meine alten über den Sommer zu klein geworden waren.

„Ach Schätzchen, keine Sorge. Dumbledore hat mir einen Brief geschickt. Er ist für dein Schließfach in Gringotts, damit du finanziell unabhängig bist. Und da wird ja wohl noch etwas drin sein", antwortete sie und strich mir beruhigend über den Kopf. Schließfach in Gringotts? Aber welches denn? Das der Malfoys ganz bestimmt nicht. Vielleicht Dumbledores eigenes? Da würde er doch allerdings niemals einem Schüler den Schlüssel geben. Dann fiel es mir ein und ich hätte mich für meine Dummheit am liebsten selbst geohrfeigt. Natürlich war es einfach das von meinem Dad! Und da er ein Black gewesen war, war ich nun bestimmt nicht gerade arm. Vielleicht würde ich den Weasleys sogar etwas abgeben können. Erleichtert atmete ich auf.

Auch Hermine hatte endlich auf Rons Brief geantwortet, das war noch vor unserer Rettungsaktion gewesen. Sie schrieb, dass sie am Mittwoch mit ihren Eltern in der Winkelgasse wäre und dass wir uns dort treffen könnten. Für eine Antwort erbat sie sich aber eine andere Eule. Errol, der alte Familienkauz der Weasleys, machte jetzt schon keinen guten Eindruck und schaffte es auch nicht, sich vom Abtropfgitter zu erheben, auf das Ron ihn gelegt hatte. Ich bot sofort Aridia an, da ich den Weasleys so vielleicht etwas von ihrer Gastfreundschaft zurückgeben konnte.

Am Mittwoch versammelten wir uns alle vor dem ausladenden Kamin. Molly nahm einen Blumentopf heran. Er war mit Flohpulver gefüllt, das man in den Kamin warf und dann sein Reiseziel sagte. Diese Art der Fortbewegung kannte ich kaum, da die Malfoys Apparieren bevorzugten. Durch Flohpulver wurde die Kleidung schwarz und rußig, was sich eine derart hochgestellte Familie natürlich keineswegs erlauben durfte.

Weil Harry noch nie damit gereist war, machten Fred und George den Anfang. Danach war ich an der Reihe. Molly erklärte Harry noch einige Dinge, die er beachten sollte, die mir aber nicht neu waren. Mit meiner Prise Flohpulver in der Hand trat ich in den Kamin, schmiss es zu Boden und sagte laut und deutlich: „Winkelgasse."

Der Kamin saugte mich ein und drehte mich solange um meine eigene Achse, bis ich keine Ahnung mehr hatte, in welche Richtung ich sah. Trotzdem presste ich die Arme fest um den Körper und die Augen zusammen. Als ich allmählich langsamer wurde, öffnete ich sie wieder, gerade rechtzeitig. Ich erblickte Fred und Georges rote Haarschöpfe und trat aus dem Kamin. Es war keineswegs elegant, dafür landete ich mit dem Gesicht zu nah am Boden. Die Zwillinge packten mich geistesgegenwärtig an den Armen und hielten mich aufrecht.

„Danke", murmelte ich außer Atem. Ich wusste gar nicht mehr, wie anstrengend flohen für den Körper war.

„Wer kam nach dir?", wollte Fred wissen und runzelte die Stirn.

Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt