Mit Harrys Zauberstab in der Hand und einer nassen Hose ging ich wieder zurück zu Lockhart. Ich musste noch einige seiner Fragen beantworten, bis endlich Hilfe kam.
McGonagall und Hooch kamen beide mit Besen herabgesegelt. Beim Anblick meines dreckigen, zerrissenen und durch Blut und Wasser nassen Umhangs bekam die schottische Lehrerin fast einen Herzstillstand. Wahrscheinlich sah auch mein Gesicht furchtbar aus.
„Miss Black, geht es Ihnen gut?", erkundigte sie sich und betrachtete meine Haare. Da sie sie anstarrte, als würden Basiliskenbabys hinauslugen, fasste ich neugierig hin. Auf der einen Seite waren sie schleimig an meinen Kopf geklatscht und auf der anderen Seite befand sich ein einziges Chaos.
„Könnte die Moralpredigt bitte noch aufgeschoben werden?", bat ich sie. „Ich würde zuvor gerne eine Woche lang nur schlafen."
Sie kniff den Mund zusammen, nickte aber. Bevor ich allerdings zu ihr auf den Besen steigen durfte, spülte sie mich mit Aguamenti erst gründlich mit kaltem Wasser ab. Ich hätte mir eine Erkältung geholt, aber sie beschwor einen warmen Wind, mit dem ich im Nu wieder trocken war.
Dafür standen meine Haare nun alle nach hinten ab und erinnerten an ein Vogelnest. Aber wer auch immer nun ein gutes Aussehen von mir verlangen würde, würde einen Kitzelfluch aufgehalst bekommen. Das war mir gerade so was von egal. Ich wollte nur noch zu Eva und Dean und am liebsten gleich in seinen Armen einschlafen.
Madam Hooch übernahm Lockhart. „Was ist denn mit dem passiert?", wollte sie wissen, als er die fliegenden Besen mit kindlicher Freude betrachtete und immer wieder in die Luft um sie herum griff, um festzustellen, ob sie von unsichtbaren Seilen in Position gehalten wurden.
„Steinschlag", gab ich ausweichend als Antwort.
Oben in der Mädchentoilette hatte sich Myrte verzogen, vielleicht war ihr das gerade zu viel Wirbel und zu wenig Möglichkeiten, anderen die Ohren voll zu jammern mit ihrem schrecklichen Leben. Bei den Lehrern traute sie sich das nämlich nicht. Und davon standen nun einige hier herum. Mit meinem Paten und Professor Flitwick waren es schon vier Stück. Fünf, wenn man Lockhart mitzählte.
In Gegenwart seiner Kollegen hielt Severus sich sowohl mit Begrüßungen, als auch mit seiner Standpauke zurück, aber sein erleichtertes Lächeln konnte er nicht verhindern. Ich grinste ihn an und freute mich, dass ihm nichts passiert war. „Geht es sonst allen gut?", wollte ich wissen und blickte von Person zu Person.
McGonagall lächelte. „Ja, das tut es. Es würde aber noch besser gehen, wenn Sie und Ihre Freunde endlich aufhören, die Schule im Alleingang retten zu wollen."
„Glauben Sie mir, das habe ich versucht." Und nächstes Jahr würde ich es vielleicht wieder versuchen. Aber wahrscheinlich wieder scheitern. Nun hatte ich letztes Jahr mit dem Dunklen Lord der Gegenwart gekämpft und nun gegen den der Vergangenheit. Fehlte eigentlich nur noch seine Persönlichkeit aus der Zukunft.
Wieso sollte ich mir also eigentlich noch vornehmen, mich nicht in fremde, gefährliche Angelegenheiten einzumischen? Ich würde einfach schauen, in welches Abenteuer ich dann hineinschlitterte.
Erstmal wurde ich aber von McGonagall in die Große Halle gebracht. Mein Pate und die anderen Lehrer kümmerten sich derweil um Lockhart und die Kammer des Schreckens. Vielleicht nahmen sie ja Proben des Basilisken für die Forschung.
Kurz vor dem doppelflügeligen Portals zur Halle, nahm mich meine Hauslehrerin nochmal beiseite.
„Miss Black, Mr Weasley und Mr Potter haben mir bereits das meiste Geschehene erzählt", begann sie. „Auch, dass Sie offensichtlich Parsel sprechen können. Vermutlich haben Sie schon den Rückschluss gezogen, dass Sie mit der Stimme den Basilisken gehört haben, nicht wahr?"
Ich nickte schnell. Darauf war ich noch nicht gekommen, aber es war sehr einleuchtend. Vor meiner Lehrerin wollte ich mir nicht die Blöße geben, darüber noch gar nicht nachgedacht zu haben. Allerdings war ich die letzten Stunden auch mit Anderem beschäftigt gewesen.
„Sie wissen ebenfalls, dass Parselmünder bisher alle auf eine Verwandtschaft mit Slytherin zurückzuführen waren, oder?"
Das war mir diesmal tatsächlich nicht neu, deshalb nickte ich wieder.
„Dass mit Ihnen und Mr Potter gleich zwei neue Zauberer mit dieser Begabung auftauchen und dann auch noch in meinem Haus ist äußerst unwahrscheinlich und ungewöhnlich", sagte die Lehrerin und schien mich mit ihrem Blick zu durchbohren. „Nichtsdestotrotz möchte ich Ihnen gerne sagen, dass ich stolz bin, Sie in meinem Haus haben zu dürfen."
Ich blickte sie überrascht an und meinte, etwas wie Tränen in ihren Augenwinkeln glitzern zu sehen.
„Mein Gefühl sagt mir, dass wir noch viel von Ihnen hören werden", verriet McGonagall mir. „Vielleicht werden eines Tages sogar Bücher über Mr Potter und Sie geschrieben. Deshalb kann ich sie vermutlich auch nicht davon abhalten, sich nächstes Jahr wieder in Schwierigkeiten zu bringen. Aber machen Sie sich bitte trotzdem bewusst, dass Sie nicht alles Unrecht dieser Welt im Alleingang beseitigen können."
Nun wusste ich zugegebenermaßen nicht mehr, wohin ihre Rede führen sollte. Wollte sie mich nun vor Gefahren bewahren oder mich sogar dazu ermutigen, mich in Abenteuer zu stürzen?
„Da Sie wahrscheinlich ohnehin nicht auf mich hören würden, wenn ich Ihnen wegen ihres Gesundheitszustandes die Teilnahme an der Siegesfeier verbiete, bringe ich Sie nun hin", schloss sie ihre kleine Ansprache. Ich war gerührt von ihren Worten und mehr als überrascht, dass sie mir eine großartige Laufbahn vorhersagte. Persönlich hätte ich wohl eher nicht gedacht, dass man mich mit meinen chaotischen Eigenschaften überhaupt jemals irgendwo anstellen würde.
„Ach ja, ein letztes noch." McGonagall stoppte auf halben Weg zu den Türen. „Wenn Sie mehr über Ihre Eltern herausfinden wollen oder Ihren Zauberstab, dann bin ich Ihnen weiterhin gerne behilflich."
„Kannten Sie sie?", fragte ich überrascht.
Sie wich meinem Blick aus. „Nicht gut genug."
Mit diesen Worten öffnete sie die Türen zur Großen Halle. Ich war überrascht vom Anblick, der sich mir bot. Ein Großteil der Schule saß in Schlafanzügen versammelt an den Haustischen. Sobald sie mich entdeckten, stürmten Eva und Dean auf mich zu.
Ich fiel beiden gleichzeitig in die Arme.
„Hättest du uns nicht Bescheid geben können?", fragte Eva direkt an meinem Ohr. „Wir sind halb vergangen vor Sorge, als alle aus dem Duellierclub wieder zurückgekommen sind und uns von deinem Unfall erzählt haben! Und dann auch noch einfach in die Kammer des Schreckens zu spazieren!"
Dean blieb still und ließ Eva mich mit Vorwürfen überhäufen und halb toddrücken. Aber sofort, als sie mich losließ, nahm er ihren Platz ein. Ich kuschelte mich an seinen warmen Körper und hoffte, dass McGonagall alle Schleimklumpen gründlich entfernt hatte.
Und dann, weil ich einfach nur glücklich war und alle Konsequenzen mir egal, stellte ich mich leicht auf die Zehenspitzen und küsste Dean.
Ich küsste ihn, hier mitten in der Großen Halle. Die Zwillinge johlten und klatschten, bis bald der gesamte Gryffindortisch mit eingestiegen war. Was der Tisch der Slytherins darüber dachte, interessierte mich nicht im Geringsten.
Dean war erst etwas überrascht und versteifte sich, vertiefte den Kuss dann aber von sich aus. Schwer atmend trennten wir uns wieder voneinander und spazierten Hand in Hand zu unseren Freunden hinüber.
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Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ Abgeschlossen
FanfictionEleonoras zweites Jahr auf Hogwarts beginnt. Nachdem sie letztes Jahr mehr oder weniger erfolgreich Voldemort aufgehalten hat, steht ihr nun ein weiteres Jahr voller Abenteuer bevor. Dabei hatte sie sich doch eigentlich so fest vorgenommen, nichts V...