Kapitel 46 - Heimreise

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Um wenigstens während der Rückfahrt nicht mehr mit Fragen belästigt zu werden, gab man Harry, Ron, Hermine und mir ein eigenes Abteil. Und weil auch Fred und George die Aufmerksamkeit zu viel wurde, da man so „doch keine Streiche planen" konnte, saßen sie mit Ginny nun ebenfalls hier. Damit war das Abteil nun deutlich überfüllt und ich entschied mich, lieber bei meinem Freund zu sitzen.

Natürlich folgte auf diese Ankündigung erstmal lautes „Uuuuh!"-Geschrei. Ich verdrehte die Augen. Daran hatte ich mich in den letzten Wochen des Schuljahres fast schon gewöhnt. Jetzt, da die Gefahr vorüber war, blieb wieder mehr Zeit für weniger ernste Themen.

Eigentlich lustig, dass Dean mich letztes Jahr etwa um die gleiche Zeit auch in der Großen Halle geküsst hatte. Da waren wir allerdings noch nicht zusammen gewesen und es war bei einem Wangenkuss geblieben. Wie sich die Dinge veränderten...

Dumbledore war offiziell wieder an die Schule zurückgekehrt und ein heilfroher Hagrid war noch in der Nacht unseres Triumphes zum Fest erschienen. Alles lief wieder seinen gewohnten Gang.

Als ich mit meinem Gepäck den Gang entlanglief und in jedes Abteil spähten, begannen drinnen die Tuscheleien. Hinter einer Scheibe entdeckte ich ein hübsches Gesicht mit Wangenknochen, die vermutlich sogar noch höher als meine eigenen waren. Der Blick seiner dunklen Augen fiel auf mich und er stand schnell auf.

Ich schaute rasch zurück auf den Gang und versuchte, möglichst zügig von dem Slytherin wegzukommen. Vermutlich war er nicht ganz so gut auf mich zu sprechen und würde mir vielleicht sogar irgendwelche Flüche aufhalsen.

"Eleonora, warte", rief er mir hinterher, sobald er die Abteiltür geöffnet hatte. Die wenigen Schritte, die uns trennten, überwand er in einem einzigen Augenblick.

"Was willst du, Blaise?", fragte ich und tastete in meiner Umhangtasche nach dem Zauberstab. Schließlich wusste ich um seine Duellierfähigkeiten.

"Dir gratulieren", erwiderte er und nahm mir jeglichen Wind aus den Segeln.

"Was?!" Entgeistert blickte ich ihn an. "Ich habe dich mit einem Zauber bewusstlos geschlagen, dir einen Zettel mit "Vorsicht, Basilisk in Myrtes Mädchentoilette!" in die starren Hände gedrückt und dich in einem Krankenstationsbett liegengelassen, obwohl ein riesiges Monster frei rumlief!"

"Rumkroch", verbesserte er mich. "Schlangen laufen nicht, aber der Rest stimmt. Weiter."

Perplex suchte ich in seinem Gesicht nach einem Zeichen, ob er es ernst meinte. Er trug aber nur den üblichen, leicht überheblich amüsierten Gesichtsausdruck zur Schau. Schließlich fuhr ich fort: "Bist du deshalb nicht sauer auf mich? Schließlich hat mein Pate mir erzählt, wie Madam Pomfrey und er dich gefunden haben und er dir eine Moralpredigt darüber gehalten hat, dass man in meiner Gegenwart und der aller anderen Gryffindors niemals damit rechnen sollte, dass sie nicht versuchen, die Welt zu retten und das mit dämlichen, selbstzerstörerischen Methoden."

Der eine Spur arrogante Ausdruck wich so etwas wie Scham. Wenn ich mich nicht täuschte, errötete er sogar ein bisschen. "Na ja, da du weder versteinert, noch gestorben bist, hat Snape mich zumindest nicht von der Schule geschmissen. Dann wäre ich nämlich richtig sauer gewesen."

"Dann bist du jetzt also nicht sauer auf mich?", erkundigte ich mich.

"Vielleicht ein bisschen. Aber wie bereits erwähnt, wollte ich dir nochmal zu deiner Rettung der Schule gratulieren. Schließlich kann mir niemand erzählen, dass dieser Potter das ohne dich geschafft hätte."

"Ähm, danke."

"Bitte. Erwarte jetzt aber bloß nicht, dass wir Freunde oder so etwas wären. Noch einmal lasse ich mich nicht von dir verfluchen." Er reckte herausfordernd sein Kinn vor. "Dann also tschüss, bis nächstes Jahr."

Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt