Kurz vor acht Uhr eilte ich mit den anderen Gryffindorzweitklässlern hinunter in die Große Halle. Auf der Türschwelle stoppte ich, weil ich sie fast nicht wiedererkannt hatte. Die vier Haustische waren verschwunden, stattdessen war an einer Wand eine goldene Bühne aufgebaut worden. Die Optik erinnerte mich dunkel an die Handschrift einer ganz bestimmten Person, doch ich hoffte, dass ich mit meiner Vermutung unrecht hatte.
Leider erwies sie sich als richtig, als Gilderoy Lockhart grinsend auf die Bühne stolzierte. Ihm folgte kein geringerer als mein Pate, Severus Snape. Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Offensichtlich zählten nicht nur Zaubertränke zu seinem Spezialgebiet.
Gerade durch den Kontrast zu Snapes schwarzgekleideter, wie üblich mürrischer Gestalt, stach mir Lockharts pflaumenfarbener Mantel und sein breites Lächeln besonders ins Auge. Es wirkte alles so schrecklich aufgesetzt. Ich schüttelte den Kopf um diese ablenkenden Gedanken loszuwerden. Wenn mein Pate dabei war, könnte der Unterricht sich doch noch als gewinnbringend erweisen.
Lockhart stellte Severus als seinen Assistenten vor, was ihm eine gehobene Augenbraue einbrachte. Bei seiner üblichen Werbung für seine Bücher stellte ich die Ohren auf Durchzug und sah an den glasigen Augen um mich herum, dass meine Freunde das gleiche taten.
Endlich begann das eigentlich Duell, wobei ich Ron Harry zuflüstern hörte, dass „sie sich gerne gegenseitig fertigmachen" sollten. Die beiden Lehrer verbeugten sich voreinander, wobei Severus eine gequälte Grimasse schnitt und es bei einem Kopfrucken beließ. Sie hoben ihre Zauberstäbe wie Schwerter und Lockhart erklärte: „Das ist die klassische Kampfstellung. Auch wenn es für das ungeübte Augen gleich so aussehen mag, wir haben keineswegs die Absicht, einander umzubringen." Darauf würde ich nach dem Blick meines Paten bei dem Wort Assistent nicht mehr vertrauen. „Ihr bekommt euren Zaubertränkelehrer in einem Stück zurück, wenn ich mit ihm fertig bin. Bei drei geht es los! Eins ... zwei ... drei!"
Sie schwangen ihre Zauberstäbe und ließen bunte Blitze aufeinander los. Lockharts Zauberspruch verpuffte schon etliche Meter vor Severus an der Wand, aber der andere Zauber traf Lockhart mit voller Wucht und schleuderte ihn an die Wand. Er rutschte an ihr hinab und blieb flach ausgestreckt liegen.
„Glaubst du, er ist tot?", fragte mich Eva und konnte die Hoffnung in ihrer Stimme nicht ganz verbergen. Ich schüttelte mit dem Kopf. „So viel Glück werden wir wohl nicht haben."
„Ihr seid ziemlich fies zu ihm", warf Dean hinter uns ein. Aber auch er wirkte nicht sonderlich besorgt um Lockhart.
Dieser rappelte sich auf und schwankte zurück auf die Bühne. Seine Locken waren verwuschelt und er hatte seinen Spitzhut eingebüßt. Dennoch fuhr er mit seinen Erklärungen fort. „Das war ein Entwaffnungszauber, einwandfrei ausgeführt. Könnte mir bitte jemand meinen Stab ... danke, Miss Brown ... Aber es war doch sehr offensichtlich, dass Sie zu diesem Spruch greifen würden und ich hätte ihn natürlich abgeblockt. Zu Lehrzwecken ist es aber doch nützlich, auch angewandte Zaubersprüche zu sehen. Und es kann auch erbauender sein, zu sehen, dass auch weniger talentierte Zauberer als ich durchaus Treffer landen können."
Jetzt bekam ich das Gefühl, Lockhart war suizidal. Severus mindertalentiert zu nennen, hatte einen gefährlichen Ausdruck auf sein Gesicht gezaubert und ich konnte mir nur allzu gut seine Gedanken vorstellen. Lockhart konnte den mörderischen Blick wohl nicht mehr länger ignorieren, denn er schlug vor, dass wir die Zauber nun selbst ausführen sollten.
Er spazierte durch die Menge, versuchte unauffällig sein Haar zu richten und stellte uns zu Paaren zusammen. Auch Severus bahnte sich seinen Weg durch die Schüler und kam direkt auf unsere Gruppe zu.
„Weasley, ab zu Finnigan", ordnete er an. „Sonst könnte man noch denken, Sie und Potter wären ein Paar."
Er betrachtete die übrigen von uns mit einem diebischen Lächeln. Wir hatten uns automatisch zu Paaren sortiert, damit es ihm schwerer fiel, uns umzusortieren. Harry und Hermine, Eva und Neville, Dean und ich.
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Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ Abgeschlossen
FanfictionEleonoras zweites Jahr auf Hogwarts beginnt. Nachdem sie letztes Jahr mehr oder weniger erfolgreich Voldemort aufgehalten hat, steht ihr nun ein weiteres Jahr voller Abenteuer bevor. Dabei hatte sie sich doch eigentlich so fest vorgenommen, nichts V...