Harry versicherte sich kurz, dass ich noch auf eigenen Beinen stehen konnte und eilte zu Ginny hinüber. Den Biss durch den Basilisken hatte er offensichtlich nicht mitbekommen. Oder er wusste nicht um dessen Giftigkeit.
Wer es allerdings bemerkt hatte, war natürlich der Dunkle Lord.
„Blöd, wenn man den Helden spielt", zischelte er mir zu und grinste. „Die einzige gerechte Strafe für Selbstopferung."
Ich biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen das Flammenmeer an, das in meinen Adern wütete. „Hau ab", giftete ich zurück. Meine Kräfte schwanden zusehends und ich wollte nicht mit seinem Wort in meinem Ohr sterben.
„Na, wo sind deine Freunde jetzt?", stichelte er weiter und sah betont neugierig zu Harry und Ginny hinüber. „Oh, er kümmert sich um das dumme Mädchen! Wie rührend! Blöderweise stirbt sie eh und war auch noch so schrecklich böse... Sie verdient es doch gar nicht, weiterzuleben."
„Klappe, jetzt", mahnte ich, aber ich merkte, dass meine Worte nicht nach einem Befehl klangen. Eher wie ein Flüstern.
„Du dagegen, edelmütig wie du bist ... sollte er sich nicht ganz um dich sorgen?", fragte er scheinheilig und vergiftete meine Gedanken. „Schließlich hast du ihm und jedem anderen dieser Schule den Arsch gerettet."
Ich versuchte, ihn zu ignorieren, aber er rückte noch näher.
„Weißt du was? Ich könnte dich jetzt umbringen und er würde es nicht merken", behauptete er und lächelte sanft. In seinen Augen blitzte aber weiterhin der Wahnsinn hindurch. „Andererseits ... du bist schon früh genug futsch!"
Langsam sackten mir die Knie weg und ich glitt zu Boden.
„Eigentlich hätte ich doch noch gerne etwas mehr Zeit mit dir verbracht. Du bist meiner Aufmerksamkeit würdig. Anders als dieses dumme Gör mit ihren belanglosen Sorgen."
Er versuchte, mir durch meine am Boden ausgebreiteten Locken zu streichen, aber schnappte unter einer letzten Kraftaufbietung nach seinen Fingern. Er zog sie schnell weg.
Leichtfüßig wie ein Panther erhob er sich wieder aus der Hocke. „Tschüss dann!", verabschiedete er sich.
Er verschwand aus meinem Blickfeld, das immer mehr verschwamm. Unkontrolliert spannten sich meine Muskeln an, was mein linkes Bein wieder mehr zum Schmerzen brachte. Allerdings tat es auch nicht viel mehr weh als der Rest meines Körpers.
Ein roter Farbstrudel kam herangeflogen und setzte sich auf meinen Bauch. Vermutlich war es Fawkes, aber ich konnte meinen Kopf nicht mehr bewegen. Die Muskeln befanden sich jenseits meiner Kontrolle.
Der Vogel bewegte sich wohl auf meinem Bauch und tat irgendetwas. Ich bekam seine Anwesenheit sowieso nur noch durch die Bruchstücke mit, die ich sehen konnte. Mein restlicher Körper fühlte sich dumpf und gefühllos an, als wäre es kein Teil von mir. Als hätte man meinen Kopf auf einen Körper aus Wackelpudding gesetzt.
Langsam, als würde man die Zeit zurückspulen, schärfte sich mein Blick jedoch wieder. Auch meine Muskeln gehorchten mir wieder.
Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah Harry, wie er auf das Tagebuch einstach. Dafür hatte er dem Basilisken einen Zahn gezogen.
Der Dunkle Lord verlor sein selbstbewusstes Lächeln und schrie. Er schrie so laut, dass Ginny eigentlich aufwachen müsste, aber sie blieb regungslos. In seiner Brust öffnete sich ein Loch und eine dunkle, tintenartige Substanz floss anstelle von Blut heraus.
Immer mehr Öffnungen erschienen überall auf seinem Körper, bis sie ihn schließlich ganz bedeckten und er verschwand. Erleichtert schloss ich die Augen. Die letzte Gefahr war gebannt. Zumindest für die Schule. Das Gift in meinen Adern war immer noch vorhanden.
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Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ Abgeschlossen
FanfictionEleonoras zweites Jahr auf Hogwarts beginnt. Nachdem sie letztes Jahr mehr oder weniger erfolgreich Voldemort aufgehalten hat, steht ihr nun ein weiteres Jahr voller Abenteuer bevor. Dabei hatte sie sich doch eigentlich so fest vorgenommen, nichts V...