Kapitel 31 - Weihnachten bei McNamaras

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Die neuen Versteinerungen warfen meine Ferienpläne etwas über den Haufen. Die Stimmung hatte sich deutlich angespannt. Dass jemand oder etwas es vollbracht hatte, einen Geist praktisch zu versteinern, bereitete uns allen Sorgen.

Severus drängte mich dazu, lieber nicht in Hogwarts zu bleiben. Ich hatte den leisen Verdacht, dass er sich weniger um meine Sicherheit sorgte, als darum, dass ich wieder unglücklich in einen Tatort hineinstolperte. So hatte er es aber natürlich nicht ausgedrückt. Offiziell wollte er mich wegen des ungeklärten Blutstatus meiner Mutter und den weiteren Versteinerungen „in Sicherheit wissen", wie er es genannt hatte. Das kaufte ich ihm aber nicht ganz ab. Meine Vermutung war eher, dass er mir nun mal angesichts der kaum nachlassenden Lästereien über mich einen freien Kopf und etwas Spaß wünschte.

Und da mich Eva und ihre Familie zufälligerweise zu sich eingeladen hatten, verbrachte ich Weihnachten nun eben bei ihnen. Den zweiten Teil der Ferien würde ich dann bei Dean verbringen. Er wollte mir ein Muggelfest namens „Silvester" zeigen. Ich konnte mir darunter kaum etwas vorstellen und er weigerte sich, mir die Überraschung zu nehmen.

Meine Ferien aufzuteilen und ab der Hälfte der Zeit umzuziehen schien fast schon eine Angewohnheit zu werden. In den Sommerferien hatte ich es schließlich genauso gemacht. Aber diesmal musste der Wechsel wirklich sein. Ich verbrachte zwar gerne Zeit mit Dean und ich wäre am liebsten sofort zu ihm mitgekommen. Leider war unsere Beziehung allerdings weiter geheim; außer Eva und vermutlich auch Seamus und den Zwillingen wusste niemand davon. Besonders mein Pate hatte Verdacht geschöpft und mir das Versprechen abgenommen, die gesamten Ferien über bei Eva zu bleiben. Daran würde ich mich auch halten, Eva kam einfach mit. Dean hatte nichts dagegen, die Zeit mit ihr zu verbringen, worüber ich heilfroh war. Allgemein bewies er damit mal wieder, dass er eigentlich viel zu geduldig und wohlerzogen für mich war. Ich hatte ihn nicht verdient. Daher freute es mich umso mehr, dass er das noch nicht bemerkt hatte.

Bei Ferienbeginn standen Eva und ich also mit gepackten Koffern gemeinsam mit nahezu der gesamten restlichen Schule vor den Eingangsportal und warteten auf eine freie Kutsche. Nachdem sie uns dreimal hintereinander von Viertklässlergruppen vor der Nase weggeschnappt worden war, änderte meine beste Freundin genervt ihr Aussehen in das von Dumbledore und beschlagnahmte kurzerhand das nächste Fahrzeug. Eine erschrockene Traube Hufflepuffs wich ihr hastig aus und betrachtete sie mit großen Augen. Ich beeilte mich ebenfalls in unser Gefährt zu steigen. 

Im Vorbeigehen streichelte ich das Skelettpferd, das die Kutsche zog. Ich hatte meine Scheu vor ihnen abgelegt und wunderte mich nun nur noch über die anderen Schüler. Ihnen behagte der Anblick wohl ganz und gar nicht, denn sie vermieden es, die Pferde auch nur anzusehen. Vielleicht war das ihre Art, mit ihrer Angst umzugehen. Jedenfalls schnaubte das Tier kurz und scharrte mit dem knöchernen Huf. Wahrscheinlich bettelte es um einen Leckerbissen, den ich aber nicht bieten konnte. Ich wusste ja noch nicht einmal, was ein solches Geschöpf fraß. Wahrscheinlich Kinderhände.

Ich wuchtete meinen Koffer in die Kutsche, die sich daraufhin langsam in Bewegung setzte. Merkwürdigerweise saß nicht nur Eva im Inneren – wieder in ihrer normalen Aufmachung – sondern auch ein Mädchen mit weißblonden, langen Haaren. Sie ließ sich durch unsere erstaunten Blicke und Annäherungsversuche keineswegs stören. Wenn möglich vertiefte sie sich nur umso mehr in ein dickes Buch, das sie komischerweise hochkant hielt.

Da sie sich nicht weiter an uns störte, plauderten wir über Annabell und Isaac, den Drachenpfleger, der zu Weihnachten mal zu Besuch kommen wollte. Eva war fest überzeugt, dass die beiden nach den paar gemeinsamen Tagen definitiv zusammenkommen würden. Ich hatte da so meine Zweifel. Beide waren recht schüchtern und nervös in der Gegenwart des anderen gewesen, also in etwa wie anfangs bei Dean und mir. Allerdings hatte sich unsere Beziehung ja auch eher beiläufig und plötzlich ergeben. Geplant war es von meiner Seite zumindest nicht gewesen. Dafür hing ich nun umso mehr an ihm und kam mir gelegentlich fast schon vor wie eine Klette. Dean schien das zum Glück aber nicht aufzufallen. Auch er freute sich über jede Minute, die wir zusammen verbringen konnten. Noch zumindest, denn bisher hatte ich meine nervtötende Seite erfolgreich vor ihm verborgen. Ich ertappte mich schon zum zweiten Mal an diesem Tag bei Selbstkritik und blickte lieber aus dem Fenster.

Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt