Auch wenn ich mittlerweile vielleicht meine Freunde als Familie hatte, wollte ich dennoch mehr über meine Blutsverwandtschaft wissen. Das konnte schließlich nicht schaden, oder? Mir fielen die Zeitungsberichte über meinen Onkel ein. Der Massenmörder, mit dem ich definitiv nicht verwandt sein wollte.
Ich seufzte. Da musste doch wenigstens die Familie meiner Mutter eine gewisse Moral und Anstand besitzen. Es konnten wohl nicht alle Verbrecher sein? Dabei kamen mir die Worte von Harry, Hermine und Ron über meine Familie väterlicherseits wieder in den Sinn. Womöglich waren tatsächlich alle Verbrecher. Dann wollte ich das aber zumindest jetzt selbst herausfinden und nicht durch Hermine. Diese war bestimmt schon knöcheltief in die Recherche über meine verkorkste Familie vertieft. Aber auf der Seite meiner Mutter wollte ich gute Zauberer nachweisen können. Oder wenigstens normale. Das wäre ja schon mal ein Anfang und eine Verbesserung.
So kam es, dass ich die Wochenenden in der Bibliothek oder mit Dean oder auch mit Dean in der Bibliothek verbrachte. Er half mir so gut er konnte. Seinen Vater hatte er auch nie kennengelernt, weshalb er meinen Eifer in dieser Hinsicht verstehen konnte. Eva beteiligte sich ebenfalls an der Suche, beklagte sich dafür aber stets über unsere mangelnden Fortschritte. Zugegebenermaßen hatten wir nicht sonderlich viele Anhaltspunkte für die Suche. Klar, dank des Spiegels Nerhegeb wusste ich wenigstens, wie sie aussah. Aber solange sie nicht einen bedeutenden Beitrag zur Geschichte oder Wissenschaft geleistet hatte, brachte uns das leider nicht weiter. Dean versuchte nach meinen Anweisungen ein Bild von ihr zu zeichnen, was aber nur teilweise gelang. Das Bild war wunderschön und technisch einwandfrei, allerdings waren meine Beschreibungen wohl zu ungenau gewesen. „Die Ohren irgendwie mehr im Fokus und die Augen funkelnder" reichte scheinbar nicht als Schilderung. Heraus kam schlussendlich das Portrait einer Frau, die zwar die rotbraunen Haare und die braunen Augen, ebenso wie die vielen Sommersprossen meiner Mutter hatte, sich aber soweit von ihr unterschied, dass sie auf mich wie eine andere Person wirkte. Es würde sie allein vom Bild vermutlich niemand erkennen.
Trotzdem hatten wir die Zeichnung mit Fotografien berühmter Hexen der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart verglichen. Allerdings ohne Erfolg. Allein die streng wirkende Schulleiterin von Ilvermorny hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr. Ich war mir auch sicher, die Frau schon mal irgendwo gesehen zu haben, was aber eher nicht zielführend war, denn sie war immerhin auf Schokofroschkarten abgebildet. Wahrscheinlich war die Ähnlichkeit also nur unseren übermüdeten Gehirnen geschuldet, da der Abend schon seit mehreren Stunden hereingebrochen war.
Alle anderen Schüler saßen entweder gerade beim Abendessen oder genossen sonst ihre freie Zeit. Und was machten Dean und ich? Anstatt miteinander zu reden und uns gegenseitig unsere Liebe zu erklären, wie es andere Pärchen zu tun schienen, hockten wir hier in der Bibliothek und recherchierten.
Blinzelnd blickte ich von dem dicken Schmöker vor mir auf, der den ermutigenden Titel trug: „Aufstrebende Hexen des 20. Jahrhunderts – wer sind sie und warum sind so viele von ihnen tot?" Mir gegenüber saß Dean und starrte hochkonzentriert in sein noch viel dickeres Buch. Ich musste angesichts seiner leicht gerunzelten Stirn und den angestrengt zusammengekniffenen Augen schmunzeln. Sein Denkergesicht war einfach zu niedlich.
Das Rot der untergehenden Sonne strahlte durch die hohen Fenster und erleuchtete Regale und Bücher. Mich leider nicht. Wobei ... das Licht traf auf meinen Zauberstab und ließ den blauen Stein am Ende fast schon rot schimmern. Der Anblick meines Zauberstab mit rotem Stein kam mir irgendwie bekannt vor. Wo hatte ich das schon einmal gesehen?
Ich sprang begeistert auf und rief: „Nerhegeb!"
Dean blickte mich mit großen Augen an. „Gesundheit?", sagte er dann zögernd, als wüsste nicht genau, ob ich gerade geniest oder etwas anderes gesagt hatte. Ich grinste ihn breit an.
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Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ Abgeschlossen
FanfictionEleonoras zweites Jahr auf Hogwarts beginnt. Nachdem sie letztes Jahr mehr oder weniger erfolgreich Voldemort aufgehalten hat, steht ihr nun ein weiteres Jahr voller Abenteuer bevor. Dabei hatte sie sich doch eigentlich so fest vorgenommen, nichts V...