Kapitel 14 - Ganz großes Kino

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In der nächsten Woche hatte ich endlich die Gelegenheit, mit meinem Paten zu reden. Ich erwischte ihn nach der Zaubertränkstunde, die Neville dank meiner Hilfe vergleichsweise gut gemeistert hatte. Deshalb musste mein Pate uns Schüler ausnahmsweise mal nicht retten. Es war nicht das lange Gespräch, was ich mir erhofft hatte, aber trotzdem erhielt ich die Gelegenheit, mich persönlich für mein Geburtstagsgeschenk zu bedanken. Er schlug vor, sich nächstes Wochenende mit mir zu treffen. Blöderweise zur gleichen Zeit wie das Treffen mit Dean. Dieser hatte mir Samstagabend beim Abendessen noch einen kleinen Zettel mit Uhrzeit und Treffpunkt zugesteckt. Vor dem Hauptportal am Samstag um 15 Uhr.

Also musste ich leicht errötend absagen. Severus hob die Augenbrauen angesichts meiner veränderten Gesichtsfarbe und dem dümmlichen Grinsen, das vermutlich auf meinen Lippen lag. Er ließ es aber unkommentiert. Ich hätte auch nicht gewusst, wie ich ihm die Sache zwischen Dean und mir erklären sollte. Waren wir Freunde? Eigentlich schon, immerhin hatten wir uns letztes Jahr gegenseitig bei den Hausaufgaben unterstützt und uns gut verstanden. Waren wir mehr als Freunde? Gewissermaßen ja, aber keiner von uns beiden hatte die Beziehung zwischen uns klar definiert oder ihr gar einen Titel verpasst.

Deshalb vertröstete ich meinen Paten auf ein anderes Wochenende, an dem ich bestimmt Zeit haben würde. Zumindest, wenn die Lehrer uns nicht weiterhin mit so vielen Hausaufgaben überhäuften.

Viel zu früh und gleichzeitig aber auch erst nach einer Ewigkeit stand mein Date mit Dean an. Einerseits hatte ich die ganze Zeit darauf hin gefiebert und mir viel zu viele Gedanken gemacht. Das hatte aber auch Eva mitzuverantworten. Sie hatte mir die ganze Woche keine Ruhe damit gelassen und ständig über meine Kleidung an dem Tag geredet. Darüber hatte ich mir noch keine Sorgen gemacht, bis Eva das leidige Thema aufgeworfen hatte und ich es seitdem nicht mehr aus dem Kopf bekam. Wir hatten uns auf einen dunkelroten Pulli geeinigt, dazu eine schwarze, enge Hose und darüber ein dunkler Mantel. Schließlich war Herbst und ich wollte nicht gleich eine Erkältung haben.

Andererseits allerdings machten mich all diese Gedanken und Planerei ganz nervös und ich hatte fast schon so etwas wie Angst. Völlig irrational, schließlich war Dean ebenso nervös und unerfahren in diesen Dingen wie ich. Und er hätte sich bestimmt auch nicht an der Schuluniform gestört, die ich ursprünglich aus Gewohnheit hatte tragen wollen. Aber das hatte Eva natürlich nicht zugelassen.

Deshalb stand ich nun hier in meinem vorgeplanten Outfit und mit meinen heute halbwegs gezähmten Haaren. Gefühlt die halbe Flasche des Haartranks, den ich von Annabell bekommen hatte, war für die leichten Locken draufgegangen, in denen sich meine Haare nun um mein Gesicht kräuselten. Sogar Fred und George hatten vorhin bei meinem Weg durch den Gemeinschaftraum anerkennend gepfiffen.

Obwohl Dean genau diese Uhrzeit aufgeschrieben und selbst vorgeschlagen hatte, war er immer noch nicht da. Langsam wurde ich ungeduldig und sah alle fünf Sekunden abwechselnd auf Uhr und Umgebung. Fünf Minuten vergingen und kein Dean in Sicht. Ich war nicht die geduldigste Person und fing an, herumzuzappeln. Dann hörte ich endlich doch Deans erlösende Stimme hinter mir.

„Hey Eleonora, entschuldige bitte die Verspätung. Ich hatte noch ein paar Dinge vorzubereiten." Er kam mit einem leichten Lächeln auf den Lippen auf mich zu.

„Kein Problem", winkte ich ab, dachte aber anders darüber. Wenn er schon den Zeitpunkt vorgeschlagen hatte, dann sollte er auch besser pünktlich sein. Allerdings verzieh ich es ihm beim Anblick seiner strahlenden Augen sofort wieder. Ich wurde wirklich langsam zu einer hormongesteuerten Dumpfbacke. Aber er war doch so nett und zuvorkommend, sein Äußeres noch gar nicht miteingerechnet.

„Wollen wir?", fragte mich Dean mit etwas zittriger Stimme und hielt mir seinen Oberarm hin. Ich lachte und hakte mich ein. „Aus welchem Jahrhundert kommst du denn?", fragte ich angesichts seiner bisher ungeahnten Manieren. Außerdem war ich heilfroh, dass wir das – hoffentlich absolut einmalige – Gestammel von vor einer Woche überwunden hatten.

Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt