Kapitel 17 - Buchstabensuppe

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Am Wochenende frühstückte ich wie üblich mit Eva in der großen Halle, als noch nicht alle wach waren. Ich war zwar eigentlich ein großer Morgenmuffel, aber auch ein großer Liebhaber von Essen. Und da musste man eben etwas früher kommen, wenn man nicht ausschließlich das essen wollte, was Ron Weasley vom Frühstücksbuffet übrig gelassen hatte. Zum Glück teilte Evangeline dabei meine Meinung.

Ich schaufelte mir Müsli in eine Schüssel und sicherte mir mit der anderen Hand gleichzeitig noch ein Toast.

„Aber wen erspähen meine Elfenaugen denn da?", rief eine Stimme schräg hinter mir. Eine andere, gleich klingende Stimme ergänzte: „Wenn das nicht unser Lieblingsvielfraß ist!"

Fred und George ließen sich auf beiden Seiten von mir fallen. Eva mir gegenüber zuckte nur mit den Schultern und biss in einen Apfel.

„Seid ihr beiden nicht zwei Stunden zu früh?", wollte ich wissen und sah mich demonstrativ in der nahezu leeren Halle um. „Ich dachte, ihr braucht ausreichend Schönheitsschlaf."

„Wer braucht schon Schönheit, wenn er Spaß haben kann?", fragte Fred und begann, sich die Taschen mit allerlei Gebäck zu füllen. „Und außerdem sehen wir doch immer überragend aus!"

Meine Freundin schluckte den Bissen hinunter. „Wen wollt ihr heute reinlegen? Filch? Kommt schon, uns könnt ihr es sagen."

„Nichts da, das verdirbt doch die Überraschung!" George grinste breit. Fred war da nicht ganz so wortkarg. „Sagen wir nur so viel, wenn ihr etwas in der Bibliothek zu schaffen habt, dann macht es besser bald!"

Damit verschwanden sie mit einem letzten, vielsagenden Zwinkern. Dafür tauchte Dean im Eingang zur Großen Halle auf und lächelte, als er mich entdeckte. Es konnte natürlich auch am Essen oder Eva gelegen haben – aber ich war da egoistisch. Er steuerte direkt auf uns zu und setzte sich neben mich.

„Bilde ich mir etwas ein oder haben Fred und George etwas vor?", fragte er uns. „Sie wirkten eben so geheimniskrämerisch."

Eva und ich wechselten einen kurzen Blick und wollten ihm die Überraschung lieber nicht verderben. Deshalb schüttelten wir brav die Köpfe und machten unschuldige Gesichter. Die Haare meiner Freundin wurden an den Spitzen leicht rosa, wie immer, wenn sie log. Das bemerkte Dean aber zum Glück nicht.

Er angelte an mir vorbei nach einem Marmeladenglas. „Was wollte Snape eigentlich neulich von dir?"

Ich seufzte. „Dich von mir fernhalten, wahrscheinlich."

Dean stockte in seiner Bewegung und auch Eva bedachte mich mit einem ungläubigen Blick. „Wieso das denn?", platzte sie heraus. Vor lauter Sorge und Unverständnis schwoll ihre Nase immer mehr an, ohne dass sie es bemerkte.

„Nun, weil Lucius laut ihm wohl mehr Macht hat, als ich glauben würde", erklärte ich. „Wenn die Malfoys auch nur tiefere Freundschaft zu Muggelstämmigen vermuten würden, dann wäre ich für immer und ewig geächtet." Wenn ich es nicht ohnehin schon war...

„Soll ich mich dann lieber von dir fernhalten?", fragte Dean mit gerunzelter Stirn. Er schien sich schon auszumalen, wie groß unser Abstand zu sein hätte.

„Nein!", rief ich hastig. Damit fing ich mir ein paar Blicke von Schülern der anderen Häuser ein. „Nein", wiederholte ich um einiges leiser. „Es wäre aber vielleicht trotzdem das Beste, wenn wir außerhalb des Gryffindorturms nicht allzu viel zusammen machen."

Deans Augen verdunkelten sich. „Danke, das habe ich verstanden. Dann verabschiede ich mich jetzt wohl besser. Bevor man uns noch reden sieht."

Ich kam gar nicht dazu, irgendetwas zu sagen, da hatte er die Halle schon mit seinen langen Schritten verlassen. Mir blieb nicht anderes übrig, als ihm verdutzt hinterher zu sehen.

Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt