Wir standen also nebeneinander und bekamen den Stoff abgesteckt. Letztes Jahr war dazu noch ein Schemel notwendig gewesen, doch dieses Jahr war ich groß genug, um ihn nicht mehr zu brauchen. Ich fragte mich, ob mein lieber Cousin Draco wohl noch eine derartige Erhöhung benötigte. Er war kleiner als ich. Oder wenigstens vor den Ferien war er es noch gewesen. Aber eigentlich hatten wir wichtigere Dinge zu besprechen. George erinnerte mich nur allzu gerne daran.
„Bitte sag, dass nicht alle Unterhaltungen bisher so abgelaufen sind." Er fügte nach kurzen Überlegen noch hinzu: „Sonst wird es ein Unterfangen ohne Erfolgsaussichten."
„Welches Unterfangen? Und Erfolgsabsichten?" Madam Malkin stülpte mir eine weitere Stofflage über den Kopf. „George, es gibt kein Unterfangen und daher auch keinen zu erreichenden Erfolg. Das ist kein Streich, sondern Gefühlskram."
„Dann bin ich wohl definitiv der falsche, um darüber zu reden", schlussfolgerte George. „Aber trotzdem bin ich jetzt schon hier, also fang schon an zu erzählen."
Ich blickte mich im Laden nach ungewünschten Zuhörern um. Außer George, Madam Malkin, einem Mitarbeiter und mir war da aber niemand. Und weder Madam Malkin, noch ihr Angestellter würden mit meinen Informationen viel anfangen können. Also begann ich zu erzählen.
Was nicht sonderlich lange dauerte, da außer einem Wangenkuss, der durchaus freundschaftlich gewertet werden konnte, nichts zwischen Dean und mir passiert war. Wir hatten uns eigentlich immer recht gut verstanden, aber bis auf den hastigen Kuss hatte er keinerlei Anschein gemacht, näher an mir interessiert zu sein. Höchstwahrscheinlich hätte ich ihn schon fast wieder vergessen, doch dank Eva konnte ich das nicht. Da ich nun an die hundert verschiedene Szenarien eines Lebens mit Dean im Kopf hatte, ertappte ich mich immer öfter dabei, wie ich über den dunkelhaarigen Jungen nachdachte. Und mir vorstellte, wie es wohl wäre, mit den Fingern durch seine Locken zu streichen. Letzteres verkniff ich mir gerade noch zu beichten. Sonst hätten mich die Zwillinge wohl nie wieder ernst genommen. Ohnehin machte George schon jetzt ein Gesicht, das nicht gerade von seinem Interesse an der Situation oder gar Verständnis zeugte.
„Weißt du was?", fragte er und weckte meine Neugier. „Du hättest mir wirklich nicht davon erzählen sollen."
„Was für eine grandiose Antwort", spottete ich. Ich hatte mir mehr erhofft von jemandem, der innerhalb von Sekunden einen Plan mit einem Dutzend Schritten aufstellen konnte. Zwar galt das meistens nur für Streiche, aber er könnte sich doch bitte etwas mehr Mühe geben.
„Hey, wenn du Hilfe brauchst, um Mitbewerberinnen blöd dastehen zu lassen, gerne. Ich kann dir auch einen schulfreien Tag beschaffen", bot George mir an. „Aber ich habe absolut keine Ahnung, ob Dean nur freundschaftlich oder auch sonst an dir interessiert ist. Frag ihn doch einfach. Das bringt mehr als Herumgestammel und Schweigen. Und auf jeden Fall ist es zielführender als diese Unterhaltung."
Das stimmte wahrscheinlich, doch hatte ich mit einer einfachen, unkomplizierten Lösung auf dem Silbertablett gerechnet. Meine Gefühle waren ein völliges Chaos (danke dafür Evangeline). Ich konnte nicht sagen, ob ich überhaupt etwas für Dean empfand. Vielleicht war es auch nur eingebildet und dann wollte ich ihn nicht damit belasten.
Glücklicherweise beendeten Madam Malkin und ihr Mitarbeiter soeben die Arbeiten an unseren Umhängen und brachten mich somit um eine Antwort. Darüber war ich ehrlich gesagt ziemlich froh. Stattdessen bestellte ich bei der Ladeninhaberin eine zweite Garnitur von Georges Umhängen. Dieser guckte etwas komisch wegen meiner spontanen Finanzierungsaktionen.
„Willst du dich bei uns einkaufen? Tut mir leid, aber Weasleys Zauberhafte Zauberscherze sind noch nicht für Partnerschaften geöffnet." Er grinste mich an. „Oder möchtest du mich für mein offenes Ohr bezahlen?"
Ich war froh, dass er das Dean-Thema nicht mehr ansprach. „Das ist es nicht, aber du kannst gerne weiterraten."
„Dann möchtest du dich bestimmt so aus dem Deandrama befreien und planst nun eine Beziehung mit mir." Er wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. Ich lachte und klopfte ihm gegen die Schulter. „Spinner." Eine andere oder gar ausführlichere Antwort gab ich ihm nicht. Ich wollte vorerst nicht mehr an Dean denken und mich erst in Hogwarts mit ihm und meinen Gefühlen beschäftigen. Dort hatte ich dann schließlich ein ganzes Schuljahr dafür Zeit.
Zeit war es ebenfalls, sich mit den anderen bei Flourish& Blotts zu treffen, um die Bücher einzukaufen. Doch schon vor der Tür mussten wir feststellen, dass das komplizierter werden würde, als gedacht. Vor dem Buchladen erstreckte sich bereits eine lange Schlange. Hauptsächlich standen etwas ältere Hexen an, was sich aber durch das Schild im Schaufenster erklärte: „GILDEROY LOCKHART signiert seine Autobiografie Zauberisches Ich". Ich seufzte. So schnell würden wir da wohl nicht reinkommen. Dafür trafen wir auf Fred und Lee, die die anstehenden Hexen ebenso missmutig betrachteten wie George und ich.
Schließlich quetschten wir uns trotzdem in den Laden, was uns wohl nur durch Freds geschickt platzierte Stinkbombe gelang. Die anderen standen alle schon in der Schlange relativ weit vorne an. Ich nahm mir im Vorbeilaufen eines von Lockharts Büchern und reichte auch den Zwillingen jeweils eines. Jetzt waren wir auch nahe genug, um Gilderoy Lockhart zu sehen, der einen panischen Harry mit einem Schraubstockgriff an sich gedrückt hielt. Mit den Lippen formte er ein „Hilf mir", aber ich zuckte nur hilflos mit den Schultern. Ich konnte ihn auch nicht befreien. Klar, von den Dursleys trotz Fenstergitter schon, aber aus den Fängen eines Egomanen? Wohl eher nicht.
Als Reaktion auf irgendwelche sicherlich dummen Worte des breit lächelnden Lockharts klatschte das weibliche Publikum begeistert auf.
„Was ist los? Was hat er gesagt?", hakte ich bei George neben mir nach.
Fred antwortete für seinen Zwilling: „Hast du etwa nicht aufgepasst, Eleonora? Das solltest du aber vielleicht ändern, jetzt da Lockhart an unserer Schule unterrichtet."
Ich starrte ihn an. Dann nach vorne, wo unser zukünftiger Professor Harry gerade sämtliche seiner Bücher auf den Arm drückte und für eine Kamera posierte. Wieder zurück zu Fred.
„Das ist doch wohl einer eurer Scherze, oder?", wollte ich wissen. „Dumbledore würde doch nie ..." Doch er würde es. Er würde es und er hatte es. Wir würden dieses Jahr von Gilderoy Lockhart in Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtet werden. Ich freute mich jetzt schon.
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Hallo ihr da ^^ (tolle Begrüßung)
Was haltet ihr eigentlich von einer Lesenacht?
Ich würde dann beispielsweise von einem Samstag auf Sonntag jede Stunde ein Kapitel vom Buch veröffentlichen. Findet ihr das gut oder soll alles bleiben wie bisher und halt immer mal wieder ein Kapitel? :D
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Eleonora Black und Slytherins Erbe ∥ Ⅱ ∥ Abgeschlossen
FanfictionEleonoras zweites Jahr auf Hogwarts beginnt. Nachdem sie letztes Jahr mehr oder weniger erfolgreich Voldemort aufgehalten hat, steht ihr nun ein weiteres Jahr voller Abenteuer bevor. Dabei hatte sie sich doch eigentlich so fest vorgenommen, nichts V...