Kuss

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POV Louisiana:

Als ich am nächsten Morgen aufwache ist die zweite Hälfte vom Bett leer und kalt. Raf ist also schon aufgestanden. Ich hebe mich langsam aus dem Bett. Ich weiß nicht ob ich bereit dazu bin ihm gegenüber zu treten. Ich weiß nicht wie er drauf sein wird. Ich habe Angst, dass er heute wieder kalt und unnahbar ist, nachdem er sich mir gestern so sehr geöffnet hat. Leise gehe ich aus dem Schlafzimmer. Als ich ins Esszimmer komme sitzen dort bereits alle am Tisch. Barbara, Darius, Silvia und Raf. Sie blicken auf als ich in den Raum komme. „Guten Morgen", sagt Silvia freundlich. „Guten Morgen", erwidere ich. Sie lächelt. Raf räuspert sich. „Ich wollte dich nicht wecken. Konnte nicht schlafen. Bin schon... ja Stunden wach", sagt er leise, vermeidet jedoch Blickkontakt zwischen uns. „Willst du Kaffee?", fragt er noch und deutet mir mich auf den freien Platz, wo bereits ein Gedeck steht zu setzten. Ich schnappe mir ein frisches Brötchen. „Tee wäre mir lieber, wenn du was hast", frage ich ihn. Ich weiß dass er einen ganzen Schrank voller Tee hat. Ich frage nur aus Höflichkeit. „Klar was für einen willst du?" Raf klingt heute richtig unsicher. So als wüsste er nicht wie er sich mir gegenüber verhalten soll. „Früchte?", frage ich. „Kommt sofort"

Das Frühstück vergeht locker. Und entspannt. Die Atmosphäre ist angenehm. Es wird viel gelacht, wir sprechen über Barbaras Schwangerschaft. Mit keinem Wort wird jedoch über das gesprochen was in der Nacht passiert ist. Nach dem Frühstück geht Barbara als erste ins Bad. Raf schlurft in sein Schlafzimmer. Ich folge ihm leise. „Es tut mir Leid", sagt er als ich die Türe hinter mir geschlossen habe. Aus einer Intuition heraus habe ich die Türe geschlossen. „Was tut dir leid?", frage ich perplex nach. Ich verstehe mal wieder nur Bahnhof. Raf ist... er ist so schwer zu durchschauen. „Das heute Nacht. Das alles. Du musstest so vieles über mich erfahren letzte Nacht. Und dann wollte ich auch noch, dass du mich im Arm hältst. Du musst total durch den Wind gewesen sein. Und jetzt weißt du so viel von mir. So viel was du nicht wissen müsstest. Ich wollte dich damit nicht belasten. Ich... ich fand nur du hast ein Recht darauf zu erfahren warum ich nicht mehr fähig bin zu lieben", hält er einen Monolog. Er steht mit dem Rücken zu mir, an der Dachschräge, guckt nachdenklich durchs Fenster.

Ich seufze. „Du bist kein schlechter Mensch Raf. Alles was ich letzte Nacht über dich erfahren habe, hat meine Meinung dazu nur verstärkt. Du bist ein guter Mensch. Ein zu guter Mensch. Genau deshalb leidest du so sehr." Ich mache eine kurze Pause. „Und ich glaube dir nicht, dass du nicht mehr fähig bist zu lieben", füge ich hinzu. Er zuckt nachdenklich die Schultern. „Ich... ich bin nicht bereit. Oder vielleicht bin ich es doch. Ich... sie kann sich nie wieder verlieben", flüstert er leise. Ich trete näher. Stehe nun neben ihm. Folge seinem Blick aus dem Fenster. Er starrt ins Leere. Draußen scheint die Sonne. „Dennoch würde sie wollen, dass du dich wieder verliebst", sage ich leise. Er nickt stumm. Eine Weile schweigen wir. Ich weiß nicht was ich sagen soll, und er will glaube ich nichts sagen. „Ich habe ihre Eltern angerufen. Heute Morgen. Ich konnte ohnehin nicht schlafen." Gestern Abend ist er eingeschlafen, aber er scheint nicht besonders lange und gut geschlafen zu haben. „Echt?" Ich bin erstaunt, dass er diesen Schritt tatsächlich gegangen ist. „Ja... sie... sie wollen mich sehen. Sie sind die Tage in Berlin. Haben Freunde besucht.", sagt er leise. Ich höre, dass er erneut mit den Tränen kämpft. „Wann wirst du sie sehen?" Ich erwähne mich selbst bewusst nicht. Keine Ahnung ob er immer noch will, dass ich dabei bin. „Wir.", sagt er leise. „Ja wir", kräftige ich ihm bei. Okay, er will also meine Gesellschaft noch. „Heute Abend. Wir gehen Essen", sagt er leise und ich nicke. In Ordnung. Essen heute Abend. Ich werde für ihn da sein. Ich habe keine Ahnung wie es sich anfühlen muss, aber es ist mit Sicherheit schrecklich.

Ich greife nach seiner Hand. „Ich bin für dich da", sage ich leise. Er dreht sich zu mir herum. „Danke", sagt er kaum hörbar. Er drückt meine Hand. Seine braunen Augen ruhen auf meinen. Sein Blick ist so... so intensiv. „Ich wäre so gerne bereit dazu", flüstert er ganz dicht an mir. Es knistert zwischen uns. Die Luft ist regelrecht aufgeladen. Ich kann es spüren. Ich bin mir sicher er kann es auch spüren. Meine Hände in seinen werden ganz schwitzig, es kribbelt in meinem Bauch. „Wozu bereit?", frage ich obwohl ich glaube zu wissen, was er meint. „Kann... kann ich es einfach mal versuchen? Einfach mal versuchen ob ich bereit bin?", fragt er. Ich habe keine Ahnung was er meint, aber ich vertraue ihm. „Versuch es", wispere ich und plötzlich landen seine Lippen auf meinen...

Raf Camora FF//  LouisianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt