Test

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POV Louisiana:

Mir geht der Hintern gewaltig auf Glatteis, als Raf plötzlich verschlafen neben der Couch steht. Ich merke wie ich sichtlich nervös werde, als ich Barbaras angenehme, ruhige Stimme vernehme: „Darius natürlich", sagt sie lässig und streichelt sich theatralisch über den Babybauch. Ja natürlich. Logisch. Die naheliegendste Antwort. Raf grinst. „Stimmt", gibt er zurück, drückt seiner Schwester ein Küsschen auf die Stirn, streichelt über ihren Babybauch und bedeutet uns dann auseinander zu rutschen. Er lässt sich zwischen uns auf die Couch fallen. „Wie geht's Schwesterherz?", fragt er sie. Sie lächelt. „Geht schon viel besser.", sagt sie sanft. „Darius schläft?", fragt Raf. Sie zuckt die Schultern. „Vorhin hat er geschlafen. Weiß nicht ob er immer noch schläft. Ihr Männer haltet ja viel weniger aus wie wir Frauen", gibt sie zurück und kichert. „Hey stimmt doch gar nicht", beschwert Raf sich woraufhin er einen spielerischen Stoß in die Rippen von seiner Schwester bekommt. Die beiden kloppen sich ein wenig, natürlich stets bedacht darauf, dass sich niemand wirklich verletzt.

Wenn ich den beiden zusehe, geht mir das Herz auf. Ich hoffe ich werde auch irgendwann Mami von zwei Kindern. Zwei Kindern die sich so gut verstehen wie Raf und Babsi. Zwei Kinder die sich immer noch so gerne haben, auch wenn sie längst erwachsen sind. Raf würde absolut alles für seine kleine Schwester tun. Und ich bin mir sicher Babsi geht es mit Raf ähnlich. Meine Hand wandert unwillkürlich an meinen Bauch. Wächst vielleicht so ein kleines Würmchen unter meinem Herzen? Schlägt vielleicht ein kleines Herz in mir? Raf bettet seinen Kopf plötzlich auf meiner Schulter und gähnt. „Bist du immer noch müde?", frage ich ihn liebevoll und streichle ihm durchs Haar. Er nickt schläfrig. „Fühle mich so ausgelaugt", gibt er zurück. Wir haben nichts Besonderes getan. Keinen besonders anstrengenden Tag gehabt. Er war zwar sehr früh wach um zu trainieren, aber hat ja eben fast zwei Stunden geschlafen. Ich streichle ihm nochmal über die Stirn. „Geht's dir gut?", frage ich besorgt. Er zuckt müde die Schultern. „Fühle mich einfach ausgelaugt", gibt er dann zurück.

Babsi, ganz die Krankenschwester die sie nun mal ist, setzt sich auf und guckt ihn an. Sie fasst ihm an die Stirn. Raf guckt sie verdutzt an. „Was genau soll das werden wenns fertig ist Schwester Barbara?", fragt er und verdreht die Augen. „Wollte sicher gehen, dass du nicht Fieber hast", erwidert sie. Er gähnt hinter vorgehaltener Hand. „Ich hab kein Fieber", gibt er unbeeindruckt zurück. Sie zieht ihre Hand weg und lehnt sich auch wieder zurück. „Nein du bist zumindest nicht besonders heiß" „Ich bin heiß", erwidert er und grinst schelmisch. Plötzlich vibriert sein Telefon in der Hosentasche. Genervt zieht er es raus und geht ran. Er erhebt sich von der Couch und geht auf und ab. „Okay... ja verstehe... ja können wir machen... wann? Jetzt gleich? Warte" Er hält den Hörer zu und guckt zu mir. „Ich müsste zu einem geschäftlichen Termin wegen Corbo. Geht das klar Schatz?" Ich gucke ihn etwas perplex an. Ich hätte mir nicht gedacht, dass Raf der Typ Mann ist, der seine Frau fragt ob er zu einem Termin gehen kann. Ich nicke etwas durch den Wind. „Ja klar" Dann wendet er sich wieder seinem Telefon zu. Babsi grinst mich an als ich zu ihr sehe. „Er hat dich Schatz genannt", stellt sie das Offensichtliche fest. Ich nicke immer noch etwas perplex. „Ist das so seine Art? Ich meine quasi um Erlaubnis zu fragen, wenn er weg muss?", frage ich. Babsi zuckt die Schultern. „Nur dann wenn es sehr spontan ist.", gibt sie zurück. Ich finde es trotzdem irgendwie süß. Ich meine muss er ja nicht. Arbeit ist Arbeit. Und wenn er arbeiten muss ist das eben so. Raf kommt auf mich zu, drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Bis später. Soll ich was zu Essen mitbringen oder kochst du?" Ich überlege kurz. „Bring doch was mit wenn du ohnehin unterwegs bist", schlage ich vor. Er nickt. „Ich rufe an wenn ich im Restaurant bin" Dann ist er auch schon verschwunden.

Ich lehne mich wieder zurück. Babsi sieht mich an. „Wir sollten die Gunst der Stunde nutzen", sagt sie. „Wie meinst du das?", frage ich etwas perplex. „Den Test. Machen wir den Test. Nur um sicher zu sein", schlägt sie vor. „Wahrscheinlich ist sowieso nichts", erwidere ich. Sie zuckt die Schultern. „Egal. Ein Test macht dich ein bisschen sicherer. Und wenn raus kommt das nichts ist, dann kommt ja vielleicht deine Periode endlich.", schlägt sie vor und ich willige schließlich ein.

Eine halbe Stunde später sind wir zurück in der Wohnung. Wir waren kurz bei Babsi zu Hause um den Test zu holen, den sie noch übrig hatte. Nun sitze ich im Bad. Auf dem Rand der Badewanne. Ich hab es noch nicht getan. Ich hab noch nicht auf das Stäbchen gepinkelt. Ich hänge noch meinen Gedanken nach. Raf ist sowieso nicht zu Hause und Babsi hat sich einen Film angemacht. Sie meinte es wird bestimmt dauern und das versteht sie. Sie wusste wohl ich würde zu lange darüber nachdenken. Aber ich kann nicht anders. Vor meinem inneren Auge spielt sich gerade alles ab. Wie könnte meine Zukunft mit Baby aussehen? Wie wird Raf reagieren? Gibt es ihn in meiner Zukunft noch, wenn er erfährt, dass ich schwanger bin? Das Baby wäre mit Sicherheit das schönste Baby dass ich je gesehen habe. Es hätte den schönsten Mann der Welt als Papa. Okay jetzt spricht die sentimentale Verliebtheit vielleicht ein bisschen zu sehr aus mir. Kinder. Ich wollte immer mindestens zwei Kinder. Das war für mich von Anfang an klar. Aber wir sind frisch in einer Beziehung. Mit so etwas würde ich Raphael nie jetzt konfrontieren. Ich weiß auch er wünscht sich Kinder, aber es geht gerade sehr schnell. Vielleicht ein bisschen zu schnell. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht gibt uns das Baby, sollte es denn überhaupt eines geben, Kraft für alles was auf uns zukommt.

Ich überlege welches Ergebnis für den Test ich mir wirklich wünsche. Die letzten Stunden, die Stunden in denen ich die Gedanken hatte möglicherweise schwanger zu sein waren eigenartig. Irgendwie schwierig. Unsicher. Aber irgendwie auch wunderschön. Wenn ich Babsi mit ihrem verträumten Blick sehe, wie sie ihren Babybauch streichelt, geht mir das Herz auf. Auch wenn sie und Darius wesentlich länger ein Paar sind als Raf und ich. Auch wenn die beiden verlobt sind, ich kann mir das auch zwischen Raf und mir gut vorstellen. Die verliebten Blicke, das zärtliche über den Bauch streicheln. Ich beobachte auch ganz oft Darius dabei. Wie er Babsi mit Argusaugen beobachtet. Über jeden Schritt von ihr wacht. Wie er sie zärtlich in den Arm nimmt. Morgens die Hand auf ihren Babybauch legt und dem Würmchen Guten Morgen wünscht. Er freut sich. Und genauso könnte Raf sich freuen. Er wünscht sich schließlich schon lange Kinder, wie Babsi mir erzählt hat.

Ich pinkle also auf dieses Stäbchen. Dann lege ich es auf den Rand des Waschbeckens und warte. Die Verpackung schmeiße ich nicht einfach weg. Nicht, dass womöglich Raf die Schachtel findet. Dann kann Babsi mir nicht so leicht den Arsch retten. Ich lehne mich zurück. Sitze auf dem geschlossenen Toilettendeckel. Habe einen Timer gestellt und drifte in Gedanken erneut ab...

Der kleine Junge läuft freudig zu Tür. Er kann gerade so laufen, und sieht dabei unheimlich süß aus. Er hört wie sich der Schlüssel im Schloss dreht. Die Tür geht auf und sein Papa kommt rein. „Paaaapaa", nuschelt der Kleine freudig und sein Vater nimmt ihn auf den Arm. „Hallo mein Schatz. Na wie war dein Tag?", frage ich liebevoll meinen Mann, der unseren Sohn behutsam auf dem Arm hält. „Anstrengend. Aber jeder Tag endet schön wenn ich meine beiden Lieblinge zu Hause sehe", sagt er und küsst mich sanft, während er unseren Sohn an sich drückt. Er ist glücklich. Ich bin es auch.

Zärtlich legt er mir die Hand an den Bauch. „Und bald sehe ich meine drei Lieblinge zu Hause", nuschelt er leise. Bald sind wir zu viert. Bald ist die Familienplanung fürs erste komplett. Einen Hund wollen wir noch. Sobald das kleine Würmchen, das in meinem Bauch wächst, ein Jahr alt ist. Ich hätte es mir nie zu träumen gewagt wie alles gelaufen ist. Ein Baby auf dem Weg, nachdem wir noch so frisch zusammen waren. Doch er hat sich trotzdem wahnsinnig gefreut. Und er geht in seiner Vaterrolle sehr auf. Auch wenn er oft nicht da sein kann und ich viel alleine machen musste, wir könnten nicht glücklicher sein.

Der Timer reißt mich aus meinen Gedanken. Ja so stelle ich mir das vor. So würde ich es mir wünschen. Raf an meiner Seite, zwei Kinder und einen Hund. Glück und Zufriedenheit auch wenn ich weiß, dass Raf Job bedingt recht viel unterwegs ist. Aber so könnte ich mir die perfekte Zukunft vorstellen. Ich stelle den Timer aus und gehe zum Waschbecken. Langsam nehme ich den digitalen Schwangerschaftstest in die Hand. Ich habe es noch nicht gewagt darauf zu sehen. Ich atme tief durch. Langsam lasse ich meinen Blick auf das Stäbchen in meiner Hand sinken. Ich sehe auf die deutlichen Worte, der Vorteil eines digitalen Tests, ich atme nochmal tief durch, ich streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht und lese: Schwanger in deutlichen Buchstaben auf dem Test. Ich komme nicht dazu weiter darüber nachzudenken, denn plötzlich öffnet sich die Tür zum Badezimmer... 

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So ihr Lieben! ich melde mich zurück mit einem neuen Kapitel.  Und scheinbar wird sich viel für Lou in nächster Zeit ändern :) 

Ich wollte hier auch nochmal sagen, es tut mir leid, dass in nächster Zeit wahrscheinlich nicht so regelmäßig Updates kommen werden, ich bin dabei eine Bachelorarbeit zu verfassen und hab daher nicht so viel Zeit zu schreiben leider :( Hoffe ihr versteht das! 

Raf Camora FF//  LouisianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt