Kater

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POV: Louisiana Müller

Als ich aufwache bin ich in einem mir nicht unbekannten Zimmer. Raphaels Zimmer. Ich reibe mir die Schläfen. Mein Schädel dröhnt. Ich habe keine Ahnung wie spät es ist, Raphael hat die Jalousien geschlossen. Ich werfe einen Blick auf die zweite Hälfte des Bettes. Er liegt neben mir. Auf dem Bauch, die Gliedmaßen weg gestreckt, den Kopf ins Kissen gedrückt. Den Mund leicht geöffnet. Er sieht ziemlich friedlich aus. Ich würde ja seinen Anblick genießen, wenn ich nicht dringend pinkeln müsste und mein Schädel nicht so dröhnen würde.

Ich werfe einen Blick an mir runter. Filmriss. Ich kann mich an nichts erinnern, nachdem er mich ins Taxi gesetzt hat. Ich weiß nicht mal mehr, ob er mit mir zusammen nach Hause gefahren ist oder nicht. Also in sein zu Hause. Nur um das zu klären. Er hat gesagt er würde, aber ob er auch ist, keinen Plan. Ich erinnere mich generell nur noch dumpf an einige Dinge von gestern. Gott. Es ist echt lange her, dass ich das letzte Mal so etwas Ähnliches erlebt habe. Ich trinke normal nicht so viel. Ich kann mir auch nicht wirklich erklären was gestern in mich gefahren ist. Die Party war eigentlich extrem eigenartig, soweit ich mich erinnern kann. Raf war launisch wie eh und je. Hat mich zuerst ignoriert und dann mit mir geredet als wäre nichts gewesen. Ich bin erleichtert, als ich sehe, dass ich unter seinem Shirt noch meine Unterwäsche trage. Ich habe mich bestimmt nicht ausgezogen. Also hat er das gemacht. Ich bin froh, dass er mich nicht völlig nackt gesehen hat. Schamesröte steigt mir ins Gesicht. Es reicht schon, dass er mich in Unterwäsche gesehen hat.

Doch egal jetzt. Vom Nachdenken werden meine Kopfschmerzen noch schlimmer und ich beschließe den Herren neben mir zu wecken, um ihn nach einer Tablette zu fragen. Ich meine, ich kenne seinen Medizinschrank. Ich weiß, wo er die Tabletten normalerweise aufbewahrt. Aber als ich das letzte Mal in diesen Schrank gesehen habe, waren keine Kopfschmerztabletten drin. Ich kann mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen, dass er so etwas nicht zu Hause hat. Ich stupse ihn an. Er brummt. „Raf?" Wieder stupse ich ihn an. Er murmelt irgendetwas Unverständliches und dreht seinen Kopf zur anderen Seite. „Raf!" Diesmal stoße ich ihn etwas fester. „Halt die Klappe", erwidert er plötzlich. „Ah gut du bist wach" „Bin ich nicht. Halt die Klappe ich schlafe", gibt er zurück. Ich verdrehe die Augen, was er jedoch nicht sehen kann. „Raf wach auf" „Lass mich schlafen", brummt er. „Heute ist mein verdammter Geburtstag ich will noch nicht aufstehen", schimpft er. „Raf komm schon. Ich brauche eine Kopfschmerztablette" „Halt endlich die Klappe. Deine Stimme ist unausstehlich laut" So wie er wimmert, hat er wohl auch zu tief ins Glas geschaut. Viel zu tief.

„Ich brauche eine Tablette. Ich bring dir dann auch eine mit", sage ich und diesmal klingt meine Stimme etwas weniger drängend und etwas mehr sanft. „Geh zu meiner Schwester. Lass mich schlafen" „Deine Schwester wohnt aber nicht hier" „Sie ist aber hier. Im Gästezimmer." Dann zieht er demonstrativ die Bettdecke hoch und erklärt damit das Gespräch endgültig für beendet. Er hat wohl doch deutlich mehr Alkohol getrunken, als ich in meiner benebelten Erinnerung dachte. Ich war mir sicher er wäre fast nüchtern gewesen. Als ich jedoch in seine Küche stolpere, sehe ich benutzte Whiskey Gläser und eine fast leere Flasche daneben. Er hat also hier in der Wohnung noch mit jemandem getrunken.

„Guten Morgen", Barbara kommt fröhlich summend zu mir in die Küche. Was für eine verdammt gute Laune diese Frau hat. Hat Raf nicht gestern gemeint, sie hätte auch zu viel getrunken? „Morgen", gebe ich wenig begeistert zurück. „Kopfschmerztabletten liegen neben der Spüle. Wassergläser stehen auch schon parat", sagt sie fröhlich und ich schleppe meine trägen Knochen zur Spüle. Hastig spüle ich mir eine Tablette runter. „Wie spät ist es?", frage ich. Babs wirft einen Blick auf die große Wanduhr, die hinter mir hängt und an die ich erst nicht gedacht habe. „14 Uhr. Um 16 Uhr kommt unsere Mutter hier an", sagt sie und nickt mir lächelnd zu. Ich reibe mir die Schläfen und versuche zu verarbeiten. Mutter. Ah Rafs Mutter. Klar. Er hat ja heute Geburtstag. „Schläft mein Bruder noch?" Ich nicke. „Der hatte ziemlich schlechte Laune, als ich ihn kurz geweckt habe", sage ich wahrheitsgemäß. „Ja er hat auch ziemlich zu viel getrunken. Mit meinem werten Herrn Freund, der ebenfalls noch wie ein Toter schläft", gibt sie grinsend zurück. „Ach mit deinem Freund? Ich habe mich schon gefragt mit wem er hier noch gefeiert hat", sage ich. „Ja. Als er dich ins Bett gebracht hatte, in seins weil ich im Gästezimmer war, hat er sich noch mit Darius hier her gesetzt und sich die Kante gegeben. Weißt du nicht. Filmriss, was?", fragt sie. Ich nicke und stöhne auf, weil mein Kopf fürchterlich pocht.

Raf Camora FF//  LouisianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt