POV Raphael:
Ich bin etwas überrascht als ich die Spitzen des Nachthemds meiner Mutter neben mir erblicke. Ich wische mir notdürftig die Tränen weg, ehe ich zu ihr hoch sehe. Sie sagt erstmal nichts. Sie zieht sich nur den zweiten Stuhl heran und lässt sich darauf sinken. Dann nimmt sie meine Hand. Sie drückt sie kurz. Damit spendet sie mir Trost. So was hat sie schon immer gemacht. Und immer schon gut gekonnt. Als ich klein war, wenn ich geweint habe, musste immer meine Mutter mich trösten. Niemand konnte es so gut wie sie. Eine Weile verharren wir so. Immer wieder wische ich mir die Tränen mit dem Handrücken weg. Wir schweigen. Sie hält meine Hand. Irgendwann bricht sie das Schweigen. „Ich habe deine Schwester mit Lou reden gesehen" „Haben sie dich geweckt?", frage ich vorsichtig. Sie schüttelt den Kopf. „Nein ich bin aufgewacht. Du kennst ja die Blase einer alten Frau" Sie kichert etwas, was sie fast jugendlich wirken lässt. Das glockenhelle Kichern meiner Mutter ist so eine Erleichterung für mich. Es ist Balsam auf meiner Seele. Und es erinnert mich daran, dass ich zumindest in Sachen Beruf alles richtig gemacht habe. Denn so sehr wie sie und meine Schwester für mich gekämpft haben, so viel kann ich ihnen jetzt zurückgeben. Ich kann ihnen viele, wenn nicht alle ihre materiellen Wünsche erfüllen.
„Ich hab sie gebeten mich erst mit dir alleine zu lassen", sagt sie dann und reißt mich damit wieder aus meinen Gedanken. „Ich weiß worüber sie geredet haben", fügt sie leise hinzu. „Ich weiß auch warum du weinst" „Tu ich doch gar nicht", protestiere ich muss aber schniefen. Sie streichelt mir sanft über die Wange. „Ach mein Sohn", flüstert sie kaum hörbar. „Was ich dir jetzt sagen werde, wirst du nicht hören wollen. Aber ich bin deine Mutter. Ich kenne dich. Du wirst mir zuhören müssen", fängt sie an und mir schwant nichts Gutes. „Du magst Lou. Du magst sie wirklich. Sonst hättest du es nie zugelassen, dass Barbara ihr die Wahrheit sagt. Du magst sie. Du willst es nur nicht wahrhaben. Du willst sie nicht an dich heran lassen weil du denkst du wärst ein schlechter Mensch. Aber das bist du nicht. Du bist ein guter Mensch. Ein guter Mann. Und du hast Gefühle für dieses Mädchen. Lass es zu", sagt sie leise. Ich schüttle energisch den Kopf. Kurz Schweigen wir beide wieder. Ich weiß dass sie Recht hat. Ich weiß ich habe längst Gefühle für Lou. Gefühle von denen ich dachte, sie niemals wieder zu spüren. „Ich kann nicht Mama", sage ich schließlich. „Wieso nicht?", fragt sie mich nachdenklich. „Ich bin Schuld Mama. Ich habe eine Familie zerstört. Ich habe einer jungen Frau das Leben gekostet. Ich sollte an ihrer Stelle sein", wieder breche ich in Tränen aus.
So schwach. So schwach wie ich mich meiner Mutter gerade zeige, zeige ich mich normalerweise niemandem. Niemand kennt meine Schwache Seite so sehr wie meine Mutter. Naja und meine Schwester vielleicht. „Du hast nicht Schuld Raphael. Das haben wir hunderte Male besprochen. Du hast keine Schuld daran. Niemand hat das. Und niemand außer dir selbst, gibt dir die Schuld daran", sagt sie. „Wäre ich nicht betrunken gewesen...", fange ich an doch meine Mutter bringt mich mit erhobener Hand zum Schweigen. „Diese wäre, hätte Sätze sind so ein dummes Konstrukt. Raphael, wäre sie nicht die Abkürzung durch den Wald gegangen, hätte sie niemand verfolgt, hätte es nicht geregnet, hätte das Auto vielleicht bremsen können." „Aber sie wäre nicht außer Haus gegangen wäre ich nicht gewesen. Natürlich wäre sie nicht die Abkürzung gegangen hätte sie vermutlich niemand verfolgt. Und hätte es nicht geregnet hätte der Wagen bremsen können. Aber vor dem allen steht, wäre ich nicht betrunken gewesen, wäre sie gar nicht losgegangen." Meine Mutter seufzt. Mir schießen die Tränen wie in Sturzbächen über die Wangen. Ich habe es aufgegeben zu versuchen nicht zu weinen. Ich habe es aufgegeben mir einzureden, dass ich keine Tränen mehr habe, dass ich keine Gefühle mehr habe.
„Das kannst du nicht wissen. Genauso gut, hätte sie dich unbedingt nach Hause holen wollen können. Oder sie hätte sich mit einer Freundin getroffen weil du ohnehin nicht zu Hause warst. All diese Dinge kannst du nicht wissen. Raphael es war Schicksal. Ein furchtbares Schicksal. Aber es war Schicksal. Du bist doch sonst so gläubig, warum hier nicht?", fragt sie mich. „Weil ich Schuld bin", schluchze ich. Sie seufzt. Wieder Schweigen wir. Ich sage nichts, weil ich nichts zu sagen habe, sie sagt nichts, weil sie wohl nach den richtigen Worten sucht. „Weißt du eigentlich, dass ich mit ihren Eltern noch immer Kontakt habe?" Ich sehe erstaunt auf. „Nein?", frage ich perplex. Meine Mutter lächelt ein wenig. „Ja habe ich immer noch. Wir telefonieren regelmäßig. Sie würden sich wünschen, dass du sie mal wieder triffst", sagt sie leise. Ich schüttle den Kopf. Ich kann sie nicht wieder sehen. Ich kann ihnen nicht mehr unter die Augen treten, seit ich ihre Tochter umgebracht habe. „Raphael. Sie geben dir genauso wenig die Schuld. Niemand gibt dir die Schuld. Das hat auch Kira nicht getan.", erinnert sie mich. Die Erinnerungen die in diesem Moment auf mich einprasseln sind so heftig, dass ich mir fast schwarz vor Augen wird.
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Raf Camora FF// Louisiana
FanfictionAuszug: "Und dann kommt da dieser perfekte, schwarze Ferrari um die Ecke. Ich bin für eine Sekunde unfassbar froh, dass wir vor einer Hauseinfahrt stehen und das Auto daher nicht allzu schnell unterwegs war, als Marius mich geschubst hat. Ich lande...