Japan

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POV Louisiana:

Ich kann es kaum fassen. Ich kann es echt kaum glauben. Und ich weiß auch nicht, ob das hier nicht ein riesen Fehler ist, aber ich stehe tatsächlich hier. Hier am Gate. Mit Raphael und seinen Jungs. Auf dem Weg nach Japan. Unser Gepäck haben wir bereits aufgegeben. Und jetzt warten wir hier. Warten auf unseren Flug. Was tue ich hier bloß? Gestern habe ich ihn nach einer Woche völliger Funkstille wieder angerufen und heute fliege ich mit ihm nach Japan. Wie eine Geisteskranke. Er hat mir definitiv den Verstand geraubt. Ich hab nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Lou?", er reißt mich aus meinen Gedanken. Seine braunen Augen ruhen ruhig auf meinen. „Ja bitte?", frage ich. „Du hast doch keine Flugangst oder so? Oder? Ich meine ich habe dich nicht gefragt bis... bis jetzt", sagt er unsicher. Ich muss grinsen. Wie niedlich er gerade aussieht, was ich ihm besser nicht sage. „Nein ich habe keine Flugangst. Du vermute ich auch nicht", gebe ich grinsend zurück. Er schüttelt den Kopf. „Nein."

Das Boarding beginnt und wir steigen in dieses riesige Flugzeug. Die Sitzreihen in der Klasse die Raf gebucht hat, haben nur jeweils zwei Sitze, nicht wie sonst oft drei. „Du sitzt am Fenster", sagt er an mich gerichtet und deutet auf den Platz innen am Fenster. „Und du neben mir?", frage ich. Wir fliegen mit einigen seiner Kumpels also kein Plan ob ihm der Platz neben mir gehört. „Ja natürlich", gibt er zurück und verdreht leicht die Augen. Abudi, der hinter uns sitzt, beobachtet uns die ganze Zeit etwas argwöhnisch. Ich weiß nicht ob ich ihm irgendwas getan habe, oder ob er Stress mit Raf hat, aber sein Blick ist etwas einschüchternd. Ich gucke kurz zu ihm hin, lächle ihn aufmunternd an. Als auf seinen Lippen die Züge eines Lächelns erscheinen, und richtig lachen habe ich ihn glaube ich noch nie gesehen, bin ich erstmal beruhigt. Ich scheine nicht der Grund für seinen Blick zu sein.

Als wir in der Luft sind hat Raf schon nach kurzer Zeit die Augen fest geschlossen. Ich weiß nicht ob er schläft, aber ich will ihn auch jetzt nicht ansprechen für den Fall, dass er tatsächlich schon eingeschlafen ist. Die Stewardess kommt durch die Reihen und bietet Essen und Getränke an. Als sie zu uns kommt, hat Raf die Augen schon geöffnet bevor sie ihn anspricht. Er hat also nicht geschlafen. Er ist verdächtig ruhig seit wir an Bord der Maschine sind. Seit dem Gespräch über unsere Sitzplätze hat er nicht ein Wort gesagt, nur beim Abheben heimlich meine Hand gehalten und etwas gedrückt. Scheint ihm wohl doch nicht ganz egal zu sein die Fliegerei. Ich habe gar nicht mitbekommen was er mit der Stewardess geredet hat und schon bin ich an der Reihe. „Wollen Sie ein Getränk und ein Sandwich?", fragt sie. Ich nicke. „Gern", erwidere ich und entscheide mich für Wasser. Von Softdrinks muss ich so oft zur Toilette und ich will ungern ständig an Raf vorbei, beziehungsweise ihn ständig auf jagen. Also entscheide ich mich für Wasser. Nachdem wir beide unsere Sandwiches gegessen und unsere Getränke getrunken haben schließt Raf sofort wieder die Augen. Vielleicht hat er einfach nicht gut geschlafen heute Nacht.

Ich bin vertieft in mein Buch, dass ich mir mitgenommen habe als ich plötzlich seinen intensiven Blick auf mir spüre. Ich schaue hoch. „Wenn du mal zur Toilette musst oder dir kurz die Beine vertreten willst, stups mich einfach an", sagt er und lächelt. Auf einmal wieder so lieb. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. „Okay alles klar", erwidere ich eben so lächelnd, doch er guckt nicht wie erwartet weg. Sein Kopf ist ganz nah an meinem. Er linst mir über die Schulter und guckt in das Buch. „Was liest du da?", fragt er neugierig. Ein bisschen wie ein kleines Kind. „Einen Liebesroman", erwidere ich. Er verzieht das Gesicht. „Magst du nicht so was?", frage ich. Er schüttelt den Kopf. „Liest du überhaupt gerne?", frage ich. Er nickt eifrig. „Sehr gerne sogar", gibt er zurück. „Aber du hast gar kein Buch dabei?", stelle ich fest. Er nickt erneut. „Ist ja ein Arbeitstrip kein Urlaub", antwortet er. Schließlich lehnt er sich wieder auf seinem Platz zurück und schließt die Augen. Er sieht allerdings überhaupt nicht entspannt aus. Ich mustere ihn von der Seite. „Ist alles gut bei dir?", frage ich ihn. Er seufzt und beugt sich zu mir rüber. „Ich hasse es im Flugzeug aufs Klo zu gehen ich muss aber schon so dringend", murmelt er leise. Ich muss kichern. „Ach Raf ist doch nicht so schlimm. Oder kannst du das noch nicht alleine?", ziehe ich ihn auf. Er verdreht die Augen. Ich sehe ihn sanft an. „Wir fliegen noch echt lange, wenn du wirklich musst solltest du gehen", sage ich und er nickt schließlich.

Raf Camora FF//  LouisianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt