Sonnenuntergang über Tokyo

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POV Louisiana:

Als ich am nächsten Morgen aufwache, schläft Raphael noch friedlich in meinen Armen. Er hat den Kopf fest ins Kissen gedrückt seine Haare stehen wirr zur Seite. Und er sieht unfassbar süß dabei aus. Wenn er das wüsste. Alle anderen scheinen schon wach zu sein, denn wir sind allein auf dem Zimmer. Raphaels Handy vibriert. Ich würde ja nicht hinsehen, aber da es hell wird kann ich nicht anders. Ich kann meine Augen einfach nicht abwenden. Gönnen euch heute ein bisschen Freiraum bevor wir morgen voll in die Arbeit starten. Bin mit den Jungs unterwegs. Wir sehen uns am Abend. Schätze sind gegen 22 Uhr wieder zurück. Viel Spaß. Grüße Abudi.

Hmm. Seltsam. Sein Kumpel verpisst sich mit den anderen und lässt uns alleine zurück? Ich meine Raf hat doch von einem Arbeitstrip gesprochen. Nicht von Urlaub. Ich komme nicht dazu mir länger darüber Gedanken zu machen, denn der Mann neben mir beginnt sich zu bewegen, gähnt schließlich und reibt sich über die Augen. „Guten Morgen", murmelt er verschlafen. Seine Stimme klingt so sexy wenn er gerade aufgewacht ist. Sie ist dann noch eine Nuance tiefer als sie es ohnehin schon ist. „Guten Morgen", erwidere ich und lächle. Er sieht sich um. „Wo sind alle?", fragt er dann verdutzt, während er sich etwas im Bett aufrichtet. „Unterwegs", murmle ich unschuldig. Ich fühle mich schlecht, weil ich einfach so seine Nachricht gelesen habe, aber ich will ihm das auch nicht verheimlichen. Ich mag es nicht etwas für mich zu behalten nur weil ich einen Fehler gemacht habe. Ich werde ihm nicht vorlügen. „Abudi hat dir geschrieben. Es... es tut mir leid, es ist nicht meine Art fremde Nachrichten zu lesen aber es wurde hell und ich hab hingesehen", entschuldige mich und bereite mich auf ein Donnerwetter vor. Ich kenne ihn mittlerweile. Er kann wahnsinnig launisch sein. Und wenn er einen schlechten Tag hat, kann er auch wahnsinnig gemein sein.

Das Donnerwetter bleibt jedoch aus. „Oh", sagt er und nimmt sein Handy zur Hand. Er überfliegt die Nachricht ehe seine Augen sich auf mich richten. Uff diese Augen. Er hat so schöne Augen. So intensive, warme Augen. „Ist kein Problem. Hab keine Geheimnisse. Zumindest nicht vor dir", sagt er um ein Lächeln bemüht. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. So absolut nicht. Ich habe mir alles Mögliche in Gedanken ausgemalt. Wie er mich anschreit, wie er mir sagt ich soll seine Privatsphäre gefälligst respektieren. Alles. Aber damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Er erhebt sich aus dem Bett und es fühlt sich plötzlich viel kälter und leerer an. „Ich hüpfe schnell unter die Dusche, dann zeige ich dir die Stadt.", sagt er und lächelt. „Warst du schon öfter hier?", frage ich. Er nickt. „Ja. Deshalb weiß ich auch schon, was man sich als Tourist unbedingt ansehen sollte. Da wir erst morgen zu arbeiten beginnen, werde ich die Chance nutzen damit du auch ein bisschen was von dem Trip hier her hast", sagt er grinsend als er ins Bad verschwindet. Ich habe keine Ahnung was gerade in ihm vorgeht. Würde ich Gedankenlesen können, bei ihm würde ich die Fähigkeit sicher nutzen. Er lächelt. Er scheint glücklich. Er scheint damit einverstanden, aber ich weiß nicht ob er es wirklich ist. Mit keinem Wort hat er den Kuss heute Nacht erwähnt. Auch ich nicht. Ich kann ihn nicht darauf ansprechen. Nicht schon wieder. Beim letzten Mal, habe ich etwas gesagt. Direkt danach. Jetzt werde ich es nicht nochmal tun.

Gesagt getan. So schlendern wir ein paar Stunden später immer noch durch Tokyo. Raphael hat mir einige der Touristen Hotspots gezeigt und ich bin wirklich froh mit ihm hier her gefahren zu sein. Reisen haben mich schon immer interessiert. Und der Abstand tut mir auch gut. Wie er gesagt hat. Manchmal habe ich das Gefühl ich würde ihn schon ewig kennen. Als hätte ich ihn schon vor vielen, vielen Jahren kennen gelernt, dann aus den Augen verloren und ihn schließlich wieder gefunden. „Gefällt es dir?", fragt er schließlich. „Ja total. Es ist wirklich wunderschön", sage ich leise. Wir haben gerade zu Abend gegessen und das Restaurant verlassen. „Ich zeige dir jetzt noch etwas Schönes", sagt er leise. Wir gehen zu unserem Hotel zurück. Er drückt ein paar Knöpfe beim Aufzug und ehe ich mich versehe, fahren wir nach ganz oben. Dachterrasse. „Dürfen wir hier überhaupt rauf?", frage ich. Es sieht nicht so aus als wären oft Leute hier oben. Es gibt nicht mal eine Sitzgelegenheit. „Klar hab ich alles abgeklärt", erläutert er mir. Er breitet eine Decke auf und wir lassen uns darauf sinken. „Gleich siehst du die Sonne untergehen. Dann wird der Mond nach und nach empor steigen. Und du siehst die vielen, vielen Lichter der Stadt unter uns", erklärt er mir.

Ich schaue in den Himmel und er hat Recht. Es sieht absolut fantastisch aus. Und je dunkler es wird, desto mehr nimmt man die Lichter um einen herum wahr. Die Lichter der Stadt. Es ist noch sehr belebt. Und es sieht einfach wunderschön aus. Irgendwann spüre ich seinen Arm um meine Schulter und lehne mich an ihn. Ich weiß es längst. Ich weiß nur nicht ob er es auch weiß. Ich bin ihm hoffnungslos verfallen. Er könnte alles mit mir anstellen. Ich bin ihm wahrscheinlich schon bei unserer ersten Begegnung verfallen. Und je länger ich mit ihm zu tun habe, desto mehr verfalle ich ihm. Ich habe keine Ahnung ob er es weiß. Ich habe keine Ahnung ob er diese Anziehung zwischen uns auch spürt oder ob es nur an mir liegt. Aber ich glaube irgendwo dass er es auch bemerkt. Warum macht man sonst etwas derartig romantisches? Ich wusste gar nicht, dass er eine so romantische Ader hat. Aber das hier, dieser Abend auf dem Dach, er ist einfach wunderschön. „Hat's dir gefallen?", flüstert er mir ins Ohr als die Sonne sich endgültig verzogen hat und das Licht von den Häusern in der Straße alles erhellt. Ich nicke. „Ja es war wunderschön" „Genau wie du", erwidert er leise. Als er mir ins Ohr flüstert, stellen sich ganz unwillkürlich die Härchen in meinem Nacken auf.

„D... danke", stottere ich betreten. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und dreht es zu sich. Nun sehen wir uns in die Augen. „Du bist auch schön", stottere ich wie eine Vollidiotin. Er schenkt mir eines seine wunderschönen Lächeln. „Du bist süß", ergänzt er leise. Er hat nun meine beiden Hände in seine genommen und hält sie fest. Ich spüre wie meine Wangen rot werden. Kann mich einfach nicht dagegen wehren. „Ich freue mich, dass du mitgekommen bist", sagt er leise während eine seiner Hände an meine Wange wandert. Er streichelt mir eine Strähne hinters Ohr, seine Hand ruht noch eine Weile an meiner Wange. „Ich freue mich auch, dass ich mitgekommen bin", erwidere ich unsicher. Mein Herz fährt Achterbahn. Ich zittere innerlich vor Erregung, vor Freude, vor Emotion. Wird er es wieder tun? Wird er mich gleich wieder küssen?

Ich komme gar nicht dazu darüber nachzudenken, denn ich spüre im nächsten Moment schon seine Lippen auf meinen landen. Erst ist der Kuss ganz sanft und zaghaft. Dann wird er intensiver, lustvoller. Unsere Zungen umspielen einander. Sie sind im völligen Einklang. Als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

Abrupt löst er sich von mir. Und schon wieder denke ich es ist alles vorbei. Gerade als es angefangen hat in eine Richtung zu gehen für die ich mehr als nur bereit bin. Gerade dann, hört er auf. Doch diesmal irre ich mich. Er schnappt sich meine Hand. „Komm", flüstert er lüstern. Seine Stimme klingt rau und tief. Sie jagt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. Er schnappt sich die Decke und wir gehen zum Aufzug. Im Aufzug landen seine Lippen wieder auf meinen. Diesmal nicht sanft sondern drängend, begierig. In dem Moment wird mir klar: er WILL mich. Ich hoffe nur es kommt nichts dazwischen. Ich hoffe er überlegt es sich nicht nochmal anders. Ich hoffe einfach er hört einmal nicht auf seinen Kopf sondern auf sein Herz. Denn auch wenn er überzeug davon ist keines zu haben, bin ich mir sicher er hat ein großes Herz.

Die Fahrstuhltüren öffnen sich und er drängt mich raus. Seine Zunge steckt immer noch in meinem Hals. Der Kuss ist so begierig, ich spüre die Beule in seiner Hose an meinen Oberschenkel drücken. Mühevoll öffnet er die Tür zu unserem Zimmer. Er hängt das „Bitte nicht stören"- Schild außen dran und schließt von innen noch zusätzlich ab. Wird er es tun? Wird er endlich wirklich mit mir schlafen? Oder zieht er sich wieder zurück? Traut er sich? Traut er sich über Sex mit Gefühlen? Denn ich glaube schon, dass er Gefühle für mich hat. Er hat mir gesagt ein Kuss ist für ihn etwas Intimes. Etwas, dass er nur mit jemandem teilt für den er Gefühle hat und er hat mich geküsst. Mehr als einmal. Er drängt mich in den hinteren Bereich des Zimmers, das Schlafzimmer. Ich spüre plötzlich die Bettkante in meiner Kniekehle. Er drückt mich gegen das Bett. Seine Fingerspitzen berühren mich auf einmal an den Schultern und er drückt mich rücklinks aufs Bett. Sekunden später hängt er atemlos über mir. Immer und immer wieder treffen seine Lippen auf meine. Hart, wild, begierig...

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So Leute. Ich weiß, ein bisschen kurz und gemeines Ende. Aber ich konnte doch nicht zu lassen, dass es einfach so mit einem lustvollen Liebesspiel endet. Ne lieber lasse ich euch noch darüber spekulieren ob er es durchzieht, oder doch wieder abbricht bevor es noch intimer zwischen den Beiden wird. 

Was denkt ihr? Tut er es? Oder bekommt er doch wieder Panik kurz vorm Ziel? 

Raf Camora FF//  LouisianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt