Krank

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POV Louisiana Müller:

Ich habe Lotte gesagt, dass ich wieder zu Raphael fahre. Wegen meinem Ladegerät. Eigentlich habe ich noch eins. Aber das weiß Lotte nicht. Das soll sie auch nicht wissen. Ich muss nicht zu ihm, aber irgendwas sagt mir, dass ich es doch muss. Charlotte hat mir ihr Auto angeboten, dass ich dankend abgelehnt habe. Ich habe keine Ahnung was mich erwartet aber falls ich unerwarteter weise nochmal bei Raphael schlafen sollte hat Charlotte morgen kein Auto. Ich weiß auch nicht genau wieso ich auf die Idee komme, dass ich wieder bei ihm bleiben werde. Er ist abweisend, kalt und unnahbar. Er hat kein Interesse an mir. Aber im nächsten Moment ist er warmherzig und lacht gerne. Wie soll man aus diesem Mann schlau werden?

Kurz bevor ich bei seiner Wohnung bin vibriert mein Telefon. Eine Nachricht von Raphael. Ich öffne sie. Schlüssel liegt unter der Fußmatte, dein Ladegerät auf dem Küchentresen Mich durchflutet eine leichte Enttäuschung. Raphael scheint gar nicht zu Hause zu sein. Sonst hätte er mir wohl kaum diese Nachricht geschickt. Bling. Eine zweite gleich hinter her. Schließe dann wieder ab. Mehr nicht. Okay. Er ist offenbar wirklich nicht zu Hause. Mit hängendem Kopf gehe ich also zu dem Wohnhaus. Ich klinge bei irgendjemandem, da ich sonst gar nicht bei der Haustüre reinkomme. Eine Stimme dringt durch die Gegensprechanlage. „Ja?" „Ähm ich will zu Herrn Ragucci, könnten Sie mich reinlassen?", frage ich möglichst unschuldig. Ich hasse es wenn bei uns jemand klingelt und irgendwelche Geschichten erzählt nur um kurze Zeit später vor unserer Tür zu stehen und um Geld zu betteln. Manchmal auch um Drogen, Zigaretten oder Alkohol. Tja wir wohnen eben nicht gerade in der besten Gegend von Berlin.

Der Türsummer ertönt tatsächlich und ich frage mich kurz ob Raphael sich öfter Leute herbestellt, wenn er gar nicht zu Hause ist. Jedenfalls hat sein Nachbar es nicht hinterfragt. Ich gehe zum Fahrstuhl und fahre in den obersten Stock. Der Schlüssel liegt tatsächlich unter der Fußmatte. Ich schließe leise die Tür auf und gehe rein. Raphaels Schuhe stehen feinsäuberlich hinter der Tür. Wahrscheinlich hat er einfach andere angezogen, als er weg gefahren ist. Auch die Jacke die er heute Morgen trug, hängt am Hacken, aber ich vermute er besitzt mehr als nur eine Jacke. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen um keinen Dreck zu machen. Auch meine Jacke ziehe ich aus, selbst wenn ich nicht lange hier sein werde. Ich gehe in die Küche. Am Tresen liegt mein Ladegerät genauso wie er es gesagt hat. Ich will die Wohnung schon wieder verlassen als...

„Du hast nicht abgeschlossen" Seine Stimme jagt mir einen Schrecken ein. Ich dachte er wäre gar nicht hier. Ich fahre herum und erblicke ihn. Er liegt eingerollt auf der Couch und sieht etwas jämmerlich aus. „Heilige Scheiße", entfährt es mir. „So schlimm sehe ich auch wieder nicht aus", gibt er cool zurück. „Du hast mich fast zu Tode erschreckt. Ich dachte du wärst nicht zu Hause", sage ich wahrheitsgemäß. Ich gehe um den Tresen herum und trete näher an ihn heran um ihn besser sehen zu können. Er liegt eingerollt auf der Couch, zugedeckt bis zum Kinn. Der Fernseher läuft. Ein Fieberthermometer liegt auf der Armlehne der Couch. „Geht's dir gut?", frage ich ihn vorsichtig. „Bestens", gibt er ironisch zurück. „Was ist los?", frage ich. „Nichts", erwidert er. Ich seufze und streiche mir eine Strähne, die sich aus meinem Zopf gelöst hat, hinters Ohr. „Hör zu, es geht mich nichts an aber ganz offensichtlich geht's dir nicht gut. Ich kann dir helfen aber nur wenn du mir sagst was das Problem ist" Ich habe keine Lust auf seine dummen Spielchen. Entweder werde ich gleich hier verschwinden, oder er sagt mir was los ist und ich werde ihm helfen.

Ich höre ihn seufzen. Er fummelt mit der Decke herum, sodass er schließlich die Arme frei hat. Er fährt sich durchs Haar. Kurz versucht er sich aufzurichten, lässt sich jedoch so gleich wieder sinken. „Ich hab Bauchschmerzen", gibt er schließlich zu. „Schlimme Bauchschmerzen vermute ich", sage ich sanft. Er nickt. „Fiese Bauchschmerzen. Richtige Krämpfe" „Du hast bestimmt deine Periode" Ich muss selbst kichern, als ich das sage. Er findet es jedoch weniger komisch. „Sehr lustig. Heute gabs doch gar nicht Clown zum Frühstück", gibt er bissig zurück. Ich höre schließlich auf zu lachen. „Ist dir auch schlecht?" Er nickt. „Ein bisschen" „Hast du dich übergeben?" Er schüttelt den Kopf. „Fieber?", frage ich weiter und nicke mit dem Kopf in Richtung Fieberthermometer. „38,2", gibt er zurück. „Oh du hast sogar Fieber", stelle ich fest. „No Shit Sherlock", kommentiert er. „Hast du sowas wie Tee zu Hause?", frage ich ihn. Er sieht mir nicht aus wie der Typ Mann der sich täglich eine Tasse Tee gönnt. Er nickt. „Ja hab ich sogar. Ich kann nur einfach nicht aufstehen und mir einen machen", jetzt wimmert er leise als er versucht sich zu bewegen. Er scheint wirklich starke Schmerzen zu haben. „Ich mach dir einen", gebe ich zurück.

Raf Camora FF//  LouisianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt