Baby

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POV Raphael:

Wir sitzen im Restaurant. In einem extra Raum, etwas abgetrennt. Ruhig. Und wie sollte es auch anders sein? LouLou ist mit dabei. Meine Schwester hat sie erneut eingeladen, nachdem sie gestern schon überraschend auf meiner Geburtstagsparty war. Meine Mutter und sie verstehen sich blendend. Aus irgendeinem Grund hat meine Mutter sie direkt ins Herz geschlossen. Tja sie ist auch ein gutes Mädchen. Zu gut für mich. Und ich muss meiner Familie ständig klar machen, dass wir kein Paar sind. Ich habe oft gesagt, dass ich nie wieder lieben werde. Ich habe einmal geliebt. Tief geliebt. Doch ich habe es verspielt. Habe Leben dadurch zerstört. Habe mich selbst gebrochen.

Wir haben gerade bestellt, als meine Mutter mir ein Päckchen überreicht. „Mach erst deine Geschenke auf", sagt sie lächelnd und zieht mich in ihre Arme. Meine Mutter hat mir schon immer halt gegeben. Egal wie schwer die Situation war. Als ich nach Berlin ging. Als ich den Druck fast nicht ertragen konnte. Und als das mit Kira war. Als mein Leben und das mehrerer Personen für immer zerstört wurde. Als... Ich kann den Gedanken nicht zu Ende denken sonst müsste ich jeden Moment los heulen. Ich schlucke den Kloß der sich in meinem Hals gebildet hat runter und nehme das Päckchen meiner Mutter entgegen.

Ich reiße behutsam das Papier ab. Darunter befindet sich ein Kuvert. Ich sehe es verdutzt an. „Mach auf", fordert meine Mutter. Ich öffne es und ziehe einen auf dem Computer getippten Zettel heraus. Leise überfliege ich die Zeilen. Es ist ein von ihr verfasster Gutschein für einen Urlaub mit der Familie in Neapel. Ich gucke sie lächelnd an. Ja das ist etwas, dass ich dringend brauchen kann. Ruhe und Zeit mit meiner Familie. Das Jahr läuft unfassbar hektisch und stressig ab. Das Release meines letzten Albums steht bevor. Ich arbeite viel, habe wenig Freizeit. Und in letzter Zeit vor allem viel zu wenig Zeit für meine Familie. „Was schenkt man jemanden, der sich alles was er sich wünscht kaufen kann? Man schenkt ihm Zeit. Zeit mit der Familie", sagt meine Mutter lächelnd und streichelt mir sanft über den Rücken. „Ti amo", flüstere ich ihr zu. „Ich dich auch mein Sohn", erwidert sie lächelnd.

Meine Schwester räuspert sich und reißt damit meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie ist eine tolle Frau. Und sie ist viel zu schnell erwachsen geworden. Mir kommt es vor als wäre sie gerade gestern noch ein süßes, unschuldiges Kind gewesen. Ich habe mich schon immer tief verbunden mit ihr gefühlt. Es war schwer einzusehen, dass sie erwachsen wird. Und sie hatte es gerade die letzten Jahre bei Gott nicht leicht mit mir. Darius ist der erste Mann an ihrer Seite an den ich mich gewöhnt habe. Ja den ich sogar mag, würde ich behaupten. Er ist ein guter Kerl, wir sind auf einer Wellenlänge und er würde ihr nicht wehtun. Niemals. Er liebt meine Schwester. Und er ist der erste Mann von dem ich sagen würde, er liebt meine Schwester so sehr wie ich sie liebe. Zumindest fast so sehr. „Erinnerst du dich an gestern? Im Auto?", fragt sie mich. Keine Ahnung worauf sie hinaus will, aber ich nicke. „Du hast zu mir gesagt, in dem Kleid hab ich Bauch. Weil es so eng anliegt." Ich nicke wieder. Noch immer keinen Plan worauf sie hinaus will. Wir sind Geschwister. Ich sage ihr sowas. Sie ist unfassbar schlank. Hat eine Traumfigur. Aber in dem Kleid gestern hatte sie wirklich ein kleines Bäuchlein. „Erinnerst du dich, dass ich dir gesagt habe, es wäre ein Blähbauch? Ich hätte wohl zu viel Luft geschluckt?" Ich nicke erneut.

„Ich habe nicht zu viel Luft geschluckt. Und ich war gestern auch nicht betrunken. Du hast heute Morgen gemeint, ich lächle viel. Meine gute Laune ist dir schon fast unheimlich. Aber es gibt einen Grund warum ich so viel lächle, warum ich im Augenblick so unfassbar glücklich bin", fährt sie fort und langsam bin ich wirklich verwirrt. Sie reicht mir ein Kuvert. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag", sagt sie leise. Ich starre sie wohl etwas zu lange verwirrt an, denn sie beginnt zu kichern. „Mach schon auf, dann verstehst du", sagt sie. Ich taste das Kuvert ab. Da ist irgendwas hartes Längliches drin, und ein Bild oder so. So fühlt es sich zumindest an. Ich bin neugierig, also öffne ich das Kuvert. Zuerst ziehe ich das Bild raus. Es ist... Ja ich habe keine Ahnung was zum Teufel es darstellen soll. Es sieht jedenfalls aus wie ein Ultraschallbild. Dann ziehe ich das andere aus dem Kuvert. Ein Schwangerschaftstest. Ein positiver Schwangerschaftstest.

Raf Camora FF//  LouisianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt