Alessia-Raphaela

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Einige Wochen später...

POV Babsi:

Ich knipse die Nachttischlampe aus und lasse mich tiefer ins Kissen sinken. Die Müdigkeit macht sich stark bemerkbar. Der Schlafmangel der letzten paar Tage auch. Ich bin mittlerweile hochschwanger und mit dieser Masse an Bauch liegt es sich nicht so gut. Dennoch die Schwangerschaft war das Beste was mir passieren konnte. Noch schöner ist es, dass auch mein großer Bruder bald Vater wird. Lou hat nun etwas mehr als die Hälfte ihrer Schwangerschaft hinter sich und die Vorfreude bei meinem Bruder ist riesig. Ich war heute tagsüber bei ihm. Er hat schon ein Kinderzimmer eingerichtet, alles in neutralen Farben, denn sie waren zwar beim Organscreening, doch haben sich das Geschlecht nicht verraten lassen. Lou wollte es eigentlich wissen, doch Raphael hat darauf bestanden es nicht zu erfahren. Deshalb gibt es auch nur neutrale Babyausrüstung. Sie wissen, das Würmchen ist gesund und das reicht ihm. Also das hat mein Bruder zumindest gesagt, während seine Freundin davon wohl weniger angetan war. Ich habe ihr jedoch schon angeboten einige rosafarbene Strampler von meiner noch ungeborenen Tochter aufzubewahren falls sie auch ein Mädchen bekommen.

Darius Arm der sich plötzlich um mich legt, reißt mich aus meinen Gedanken. „Na meine zwei Hübschen", flüstert er leise und streichelt mir über den Arm. Ein wohlig warmer Schauer läuft mir über den Rücken. Darius ist so gut zu mir. Er musste einiges mitmachen, in meiner Schwangerschaft. Gerade die letzten Wochen habe ich selbst bemerkt, dass ich zum Teil wirklich unausstehlich war. Meine Stimmungsschwankungen und Essensgelüste haben uns das Leben etwas schwer gemacht. Doch er war stets an meiner Seite, hat sich nicht beirren lassen und war immer ausnahmslos für mich da. Solch eine aufopferungsvolle Liebe kannte ich zuvor nur von meinem Bruder. Auch er war die ganze Schwangerschaft über sehr für mich da. Und genauso wie Darius und ich fiebert auch er der Geburt unserer Tochter entgegen.

Er war die letzten Wochen über glücklicher, als ich ihn je zuvor erlebt habe. So spontan wie die beiden zusammen gekommen sind, so spontan wie sie erfahren haben, dass sie Eltern werden umso glücklicher sind sie jetzt. Es funktioniert wirklich wunderbar harmonisch zwischen den beiden im Augenblick. Und ich entdecke eine ungeahnt sanfte Seite in meinem Bruder. Ich wusste er liebt Kinder, ich wusste auch, dass er Kinder will, aber ich hätte nie damit gerechnet mit was für einer Innbrunst er sich Bücher reinzieht, Kindersachen kauft und ein Kinderzimmer einrichtet. Er hat mehr Bücher gelesen als Lou und ich zusammen glaube ich. Außerdem hat er das Kinderzimmer ganz alleine eingerichtet. Die Möbel zwar mit Lou zusammen eingekauft, aber einen großen Teil davon hatte er ohnehin schon vorhin ausgesucht gehabt. Er hat sich wirklich sehr entwickelt und intensiv damit auseinandergesetzt was auf ihn zukommt, jetzt wo er Vater wird. Außerdem hat er vorbildlich zu Rauchen aufgehört.

„Gute Nacht Schatz", flüstert Darius mir ins Ohr ehe er mir einen Kuss gibt und sich umdreht. Ich erwidere sein ‚Gute Nacht' und versuche es mir auch so bequem wie möglich zu machen. Gar nicht so leicht wenn man in der 40. Schwangerschaftswoche angekommen ist. Heute genau 40. Eigentlich wäre heute der errechnete Termin für Alessia-Raphaela gewesen. Aber anscheinend ist sie noch nicht soweit. Ich kann es kaum erwarten diesen wunderbaren kleinen Menschen im Arm zu halten. Ein Blinddate von dem ich von vorn herein weiß, ich kann mich nur verlieben. Verlieben in meine Tochter. Mein Fleisch und Blut. Das Produkt aus der Liebe zwischen mir und meinem zukünftigen Mann. In Gedanken an ihn und das kleine Wesen unter meinem Herzen, falle ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Es ist 3 Uhr morgens als mich ein unangenehmes Ziehen im Bauch weckt. Ich reibe mir ein paar Mal verschlafen über die Augen ehe ich realisiere, was mich da geweckt hat. Meine Tochter. Ich greife nach meinem Handy. Bereits bereit meinen Bruder anzurufen, während ich krampfhaft versuche Darius zu wecken. Letzterer wacht schneller auf als mein Bruder. „Hä?", verschlafen dreht er sich zu mir um. „Steh auf Liebling. Wir müssen ins Krankenhaus", sage ich ruhig und beherrscht. Bei ihm jedoch lässt es sofort Panik aufkommen. Er springt aus dem Bett und stolpert fast über seine eigenen Füße, während er sich anzieht. „Ist es soweit? Kommt unser Baby?", fragt er mich hektisch, als er die Kliniktasche aus dem Schrank nimmt. Ich stehe ruhig auf. Ich war in einem Geburtsvorbereitunskurs und anscheinend hat der mehr gewirkt als ich dachte. Ich bin nämlich wirklich total ruhig. „Ja Schatz. Unser Baby kommt. Ich habe regelmäßige Wehen. Die Fruchtblase ist noch nicht geplatzt, also nur keinen Stress", lasse ich ihn wissen. Manchmal kommt auch einfach das Fachpersonal in mir durch.

Als wir im Wagen sitzen versuche ich weiter meinen Bruder zu erreichen. Der scheint tief und fest zu schlafen. Kein Wunder um diese Uhrzeit. Beim dritten Versuch nimmt schließlich nach dem zweiten Klingeln jemand ab. „Babsi? Es ist fast vier Uhr früh", meldet sich Lou verschlafen. Raf schläft also noch. „Kannst du meinen Bruder bitte wecken? Kannst du ihn wecken und ihm sagen, dass wir auf dem Weg ins Krankenhaus sind? Unsere Tochter kommt."

POV Raphael:

Ich werde wach weil jemand an mir rüttelt. Verschlafen reibe ich mir über die Augen. Ich bin müde und ich will jetzt nicht wach werden. Ich brumme: „Lass mich schlafen" und drehe mich wieder um. „Raf? Schatz?", höre ich ihre sanfte, melodische Stimme dicht an meinem Ohr. „Hmm?", frage ich schon wieder halb eingeschlafen. „Ich habe mit deiner Schwester telefoniert gerade", erwähnt sie. „Wie spät ist es?", erwidere ich immer noch im Halbschlaf. Ich fühle mich todmüde und völlig ausgelaugt. Es kann einfach noch nicht morgen sein. „Kurz nach vier", erwidert meine bezaubernde Freundin, die unser bezauberndes Kind unter ihrem Herzen trägt. „Was? Warum ruft sie mitten in der Nacht an?", jammere ich und drücke meinen Kopf ins Kissen. „Ich soll dich informieren. Sie sind auf dem Weg ins Krankenhaus. Ihre Tochter kommt. Du sollst dir keine Sorgen machen. Alles ist gut und sie rufen an sobald die Kleine Maus da ist", erklärt sie mir sanft.

Ich weiß, ich sollte mir wirklich keine Gedanken machen, dennoch bin ich danach so nervös, dass ich kein Auge mehr zu tun kann. Lou ist in meinem Arm wieder tief und fest eingeschlafen während ich den Digitalen Wecker auf meinem Nachttisch beobachte und darauf warte angerufen zu werden. Es ist also soweit. Meine kleine Schwester wird Mami. Meine kleine Schwester bekommt ihr Baby. Ein kleines Mädchen. Mein Patenkind. Und bald, dürfen wir ihr eine Cousine oder einen Cousin schenken. Wir waren beim Organscreening. Das Kind ist gesund und munter. Alles dort wo es hingehört. Auch das Geschlecht sieht man bei dieser Untersuchung immer, doch ich habe darauf bestanden es nicht zu erfahren. Ich will mich auf ein gesundes Kind freuen, ganz egal ob Junge oder Mädchen. Ich habe mich bei Einrichtung und erster Kleidung einfach an neutrale Farben gehalten, viel grau und weiß, ein bisschen gelb und grün. Ich kann es kaum erwarten. Dieses Jahr hält so viele positive Überraschungen für mich parat. Ich habe nach 5 Jahren erkannt, dass mein Herz doch noch da ist. Habe die Frau fürs Leben gefunden, von der ich dachte, es würde sie nicht mehr geben. Ich werde Patenonkel, meine Schwester zum ersten Mal Mutter und dann noch das alles krönende Highlight? Ich werde Vater. Wobei das wird erst im nächsten Jahr passieren. Wir haben jetzt kurz vor Weihnachten. Etwa im Februar wird mein Kind das Licht der Welt erblicken.

Tick tack. Tick tack. Tick Tack. Die Minuten vergehen. Es dauert schier eine Ewigkeit. Mittlerweile ist Lou wieder wach. Wir haben gefrühstückt. Wir warten. Und warten. Draußen ist es ein kalter Dezembertag. Tatsächlich segeln ein paar Schneeflocken vom Himmel. Unglaublich. Seit Ewigkeiten hat es nicht mehr geschneit und jetzt schneit es. Jetzt wo meine Nichte geboren wird. Es wird Mittag. Langsam fange ich an mir Sorgen zu machen, aber immer wieder beruhigt mich Lou. Lou. Mein Ruhepol. Sie meint, wenn etwas nicht stimmen würde hätten die Beiden sich schon gemeldet. Und eine Geburt kann nun mal länger dauern. Es ist kurz nach 14 Uhr, als mein Telefon klingelt und ich ohne auf den Display zu schauen rangehe. „Raf?" Die Stimme meines Schwagers erklingt. Er klingt ziemlich fertig, aber auch glücklich. „Ja", erwidere ich. „Es ist so weit. Wir haben ein gesundes kleines Mädchen. Alessia-Raphaela wurde mit 52cm und 3600 Gramm um 13:48 Uhr geboren. Sie ist wunderschön Raf", höre ich ihn am Schluss ganz emotional werden. Oh ja. Da bin ich mir sicher. Sie kann nur wunderschön sein. „Herzlichen Glückwunsch", sage ich und ein Lächeln erscheint auf meinen Lippen. „Mama und Kind sind wohl auf. Babsi ist ziemlich geschafft, aber es geht ihr gut. Sie würde sich freuen wenn ihr heute Nachmittag noch vorbei kommt", lässt er mich wissen und natürlich sage ich sofort zu. So ist es also. Jetzt bin ich also offiziell Onkel Raf. 

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So ihr Lieben... tatsächlich ist das, das letzte Kapitel von Louisiana.... Aber keine Sorge! Natürlich wird es sobald es meine Zeit zulässt einen Epilog geben. Ich kann euch doch nicht vorenthalten, ob Raf einen Jungen oder ein Mädchen bekommt. Aber was denkt ihr? Junge oder Mädchen?  Was sagt euch euer Gefühl?

Jedenfalls, es ist soweit. Babsi hat ihre Tochter bekommen und macht Raf somit zu einem stolzen Onkel. Meine Danksagung folgt dann ausführlich nach dem Epilog. Trotzdem schon mal Danke und ganz viel Liebe an euch. 

Raf Camora FF//  LouisianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt