//Slight Trigger Warning//P.o.V. Undertaker
„Du kannst doch nicht einfach in meine Wohnung gehen!"
„Bin ich doch noch gar nicht."
„Aber du stehst direkt davor!"
Ich musste lachen.
„Wir müssen doch nachschauen ob da alles in Ordnung ist."
Die aufgeregte Stimme die mir ins Ohr durch den Hörer sprach brachte mich zum andauernden Lächeln.
„Wir müssen jetzt aber auflegen, wir haben schon 20 Minuten telefoniert, Frau Zent macht Radau."
Ich summte, er führte fort.
„Deswegen kannst du jetzt nicht reingehen, ich bin ja nicht mal dabei."
„Da wird doch wohl nichts Schlimmes sein. Oder verheimlichst du etwas?"
Fragte ich spielerisch, steckte den Schlüssel rein, was er wohl mitbekam, denn ich hörte ein leises quieken.
„Warum ist Dir das denn so unangenehm?"
Seine Wohnung war in einem Apartmenthaus, zweiter Stock.
Wir durften jetzt täglich telefonieren, was uns sehr freute.
Und schon am Montagabend hatte ich ihn zum Aufschrecken gebracht.
Den Schlüssel bekam ich von William.
„Ist es etwa unaufgeräumt?"
Er grummelt nur.
„Ach mach doch was du willst, erzähl mir aber bloß morgen nichts davon. Wir müssen jetzt auflegen."
Ich hörte wie er sich von dem Sofa aufrappelte.
„Hab dich Lieb."
Ich lächelte und drehte den Schlüssel um.
„Ich dich auch. Schlaf schön, bis morgen."
Das Piepen des Auflegens ertönte, ich steckte das Telefon in meine Manteltasche und trat in die Wohnung.
Ich war gespannt.
Die Tür hinter fiel zu, ein langer Gang war zu sehen, links von mir war ein Ankleidezimmer.
Ich schielte rein, sah nur ein paar Kleidungsstücke, einige Jacken, Mäntel und Hüte, nichts Besonderes.
Meine Füße trugen mich weiter den Flur entlang, die Schuhe ausgezogen bog ich links ein, da war das Schlafzimmer.
Es hatte einen bestimmten Geruch an sich.
Das große hellrote Bett welches an der vor mir liegenden Wand stand war nicht gemacht, Kissen lagen teils auf dem Boden.
Ich trat in den Raum.
Der Schrank rechts von mir war mit einer Staubschicht bedeckt, es waren einige Bilder dem Grund zugerichtet.
Kurios ging ich zu der Stelle und sah mir die Fotos an.
Es waren welche von ihm, angefangen von vor circa zwei Jahren.
Ein paar waren mit William und Ronald zusammen, sogar Sebastian.
Im Verlauf der Bilder konnte man erkennen wie viel schmaler er wurde.
Vielleicht hat er sie deswegen umgedreht.
Ich stellte sie wieder richtig hin, ging dann ins Bad, welches weiter gegenüber vom jetzigen Raum lag.
Das Bett machte ich natürlich auch, und der Kleiderschrank von innen sah normal aus.
Das Erste was mir in dem semi großen Bad auffiel war die Waage, nicht eine sondern zwei.
Ich zog meine Augenbrauen hoch, schüttelte den Kopf und sah mich weiter um.
Überall waren rote kleine Spuren gesetzt.
Ob es der Vorhang war, der Teppich, sogar der Raumerfrischer.
Wenige Kosmetik Produkte standen auf der weißen Ablage, die meisten waren jetzt schließlich bei mir.
Ich öffnete den Spiegelschrank, mir fielen einige Medikamente entgegen, ein kleines Stück Metall welches ich aus Reflex aufging.
Scharf zog ich Luft ein, sah wie ein Schnitt an meinem Indexfinger blutete.
Das Stück Metall, wie ich annahm, war kein einfaches Metall, sondern ein Stück einer Death Scythe, zumindest das gleiche Material.
Ich drückte auf die kleine Verletzung, es hörte relativ schnell auf zu bluten.
Die Medikamentenschachteln waren alle nahezu leer.
Von Betäubungsmitteln bis Aspirin und Schmerzmitteln.
Ich vermute, dass er sie nicht genommen hat wofür sie eigentlich da waren.
Eine kleine Holzschachtel stand im Schrank, sie war umgefallen, daher kam das Stück Metall.
In ihr waren noch viele weitere, geprägt von Blutspuren.
Ich packte sie samt Medikamente alle in meine Tasche, schloss den Schrank wieder.
Es ist wohl gut, dass Grell nicht mehr in seine Wohnung durfte, nachdem er zu mir gezogen ist.
Seine Verletzungen an den Armen sieht man kaum mehr, schließlich verheilen Verletzungen Shinigamis sehr gut.
Ich begab mich ins Wohnzimmer, dieses war ziemlich groß.
Die Wohnung allgemein war nicht allzu klein, schakiert von roten bis rosé farbenden Akzenten und kleinen Details hatte sie ihren eigenen gewissen Charm.
Das Wohnzimmer fing an mit einer grossen Couch rechts, große Fenster mit guter Sonneneinstrahlung.
Wären die Gardinen denn nicht geschlossen.
Links stand ein Raumteiler, dahinter fing die edelholzfarbende Küche an, mit gegebenem Tisch und Stühlen.
In den Raumteiler und einem weiteren schwarzen Schrank standen Vinylplatten, eine antike Uhr und viele Bücher.
Kochbücher bis Romane, von Krimis bis Romanzen.
Viele kleine Dekorationen und Statuen.
Aus den Kochbüchern standen viele kleine Zettel heraus, Markierungen für einzelne Rezepte.
An dem Kühlschrank war ein Kalendar angeheftet, die Tage mit Farben markiert, die meisten waren grün, andere hingegen orange oder rot.
Ich konnte mir schon vorstellen wofür sie standen.
Einige ‚motivierende' Zettel waren über die ganze Wohnung verteilt, an Spiegeln, Schränken, Tischen, bestimmten Gegenständen.
Es gab eine weitere Liste, versteckt hinter dem Kalendar, mit seinem Gewichtsverlauf.
Eine Zweite war auch an der Wand gegenüber der Waagen im Bad angeheftet, auf Augenhöhe.
Ich sammelte alles ein, legte sie in einen Hefter.
Wegschmeißen tat ich sie nicht, das fände selbst ich ein wenig Grenzüberschreitend.
Einige Zettel las ich, bei einigen ließ ich es.
Die Sätze ‚Nothing for dinner, waking up thinner', ‚Because the pain of looking in the mirror hurts more than starving', übermäßig viele ‚Tipps' und Regel, Tricks oder strikte Planungen wann genau was für Sport gemacht werden sollte, und welche Lebensmittel wann gegessen werden sollten, reichten mir.
Natürlich war ich auf etwas gefasst, doch das war schon ein wenig.. mehr als erwartet.
Der Kühlschrank hatte nur ein paar Wasser und Cola-Light Flaschen in sich.P.o.V. Grell
Es war eine halbe Stunde vor Abendessen.
Ich freute mich schon, denn in einigen Stunden dürfte ich mit Adrian telefonieren.
Jetzt jedoch saß ich in der Küche, so wie eigentlich immer, und arbeitete an meinen Wochenzielen.
‚Was erwarte ich von Station 2', das war Eines von ihnen.
Ich überlegte, setzte schon einen Spiegelstrich.
Ich schrieb auf :
‚Eine Stabilisierung meines Gewichtes."
..Dann strich ich den Satz wieder durch.
Das wollte ich nämlich gar nicht, also war es erst recht keine Erwartung.
Ich überlegte weiterhin.
‚Eine bessere Beziehung in Bezug auf Lebensmittel.'
Meinen Kopf legte sich schräg, stellte die Musik des MP3-Players ein wenig lauter.
Es lief irgendein Lofi Track.
‚Keine Verurteilungen von anderen Patienten, Betreuern/Therapeuten.'
Ich wusste nicht was ich aufschreiben sollte.
‚Geduld bzw. kein Drängen, dass ich schneller zunehmen, essen - es mir besser gehen soll.'
Die Tür öffnete sich plötzlich, ich erschrak und schaute in die Richtung.
Ich zog meine Kopfhörer aus, drückte schnell auf sie Pausetaste des blauen Gerätes.
Es war klar, dass er mir mir reden wollte, denn er kam schon strahlend mich ansehend rein.
Herr Revens.
„Guten Abend Grell, na?"
Fing er, ich antwortete mit einem murmelnden ‚Hallo..'.
„Darf ich mich setzen?"
Ich nickte.
„Was schreibst du denn da auf?"
Fragte er interessiert, packte sein eigentliches Anliegen beiseite, als er den Ordner und meinen Block bemerkte, dazu die Stifte und meinen vorherigen angestrengten Blick.
Ich nahm schon ein wenig Platz ein.
„Ich arbeite an einem Wochenziel.."
Antwortete ich knapp, worauf hin er nur spielerisch grinste.
„Und das wäre?"
Meinte er hämisch, eine längere Antwort erwartend.
Ich seufzte und zeigte ihm meinen Zettel, das hätte ich wohl nicht tun müssen, ich fühlte mich auch nicht gedrängt dazu.
Ich war bloß zu müde um zu Reden.
„Wir sollen also nicht dein Gewicht stabilisieren?"
Ich schaute mit einem unangenehmen Lächeln etwas zur Seite, ein schämendes ‚ähh..' entwich meinen Lippen.
Als ich wieder zu ihm schielte lächelte er, war ja klar.
Er fand es wohl eher lustig als schlimm, wobei das nicht die treffenden Wörter dafür waren.
„Also, das ist bestimmt das generelle Ziel, aber.. das möchte ich ja nicht."
Er nickte.
Das war ihm doch sowieso klar.
Er nahm den Zettel in die Hand, hielt ihn an der Seite fest.
„Geduld?"
Ich nickte.
„Bist du nicht derjenige, der am wenigsten Geduld mit dir hat?"
Ich verzog meine Lippen und schaute wieder zur Seite, fühlte mich ein wenig durchschaut.
Und auch das war wieder nicht das passendste Wort dafür.
Ich fühlte mich wohl viel mehr gesehen als durchschaut, und das tat.. gut.
Es war eigentlich gut, dass ich nicht alles verstecken konnte.
Eigentlich.
„Kann schon sein."
Ich merkte wie zugewandt er war, obwohl ich keinen Augenkontakt halten konnte oder sonst was.
..und auch das gefiel mir.
Er strahlte dieses Gefühl von Sicherheit aus.
..und, es tat wirklich gut mal mit jemanden damit so wirklich zu reden.
„Das sind doch schon mal gute Erwartungen."
Sagte er dann zufrieden, gab mir das Blatt wieder.
„Aber warum ich eigentlich gekommen bin, ich wollte dich fragen wie das Wochenende war."
Es war noch hell draußen, eine gewisse Wärme verlieh das dem Raum.
Eine schöne, aber auch irgendwie einsame Atmosphäre.
Herr Revens trug dazu bei, dass ich nicht von der Abendsonne geblendet wurde.
„Ganz gut, denke ich."
„Und weshalb?"
Hackte er wieder nach, so wie gerade auch.
„Also, hauptsächlich wegen des Besuches. Der Rest war.. eher öde."
Er nickte verständnisvoll, dieses Mal ernster.
„Hast du mit einigen anderes etwas unternommen?"
Ich summte, fing dann aber von alleine an, um ihm sein ‚und zwar?' zu ersparen.
„Mit Herrn Rica und Mary, danach habe ich mich mit zu einem Film gesetzt."
„Das klingt doch spannend."
„Total."
Er mochte wohl meinen Sarkasmus.
„Was habt ihr denn geschaut?"
„Inception, der ist tatsächlich gar nicht mal so schlecht."
Merkte ich an, richtete mich weiter zu ihm.
„Und ich habe sogar Phase 10 gewonnen, sind Sie nicht stolz?"
Fügte ich hinzu und er musste etwas lachen.
„Also war der Besuch das Highlight."
Ich nickte.
„Wie war es denn danach? Ich kann mir vorstellen, dass das eher schwierig war."
Ich zuckte mit den Schultern.
„Es ging. Ich bin froh, dass wir jetzt täglich telefonieren dürfen."
Er nickte.
„Und dass wir draußen sitzen konnten."
„Ach stimmt, Herr Rica hatte mich überredet. Das passiert nicht so häufig, er hat also ziemlich gute Karten ausgespielt."
Grinste er und ich lächelte leicht.
„Na dann, vielen Dank."A/N :
Ich hoffe euch hat das, dieses Mal etwas längere Chapter, gefallen.
Ich wollte einen noch tieferen Einblick in die Krankheit geben, wie man an der Wohnung sehen konnte, deshalb auch die TW, obwohl sie eig. für die ganze FF gilt.
Nun denn, ciao ciao 🧧
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A Way To Escape
FanfictionTrigger Warning : Essstörung. Anorexie und Grell - zwei sich Suchende finden sich. Der Rotschopf wusste keinen Ausweg mehr, er hat keine andere Strategie, keinen anderen Bewältigungsmechanismus je gelernt, als Kontrolle. Es fällt ihm alles durch...