Chapter 53

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P.o.V. Undertaker

„Oh danke!"
Freute er sich, mit leuchtenden grünen Augen.
Er nahm sich die Jacke, die ich für ihn gekauft hatte.
„Bei jedem Telefonat hast du dich beschwert es sei so kalt, also dachte ich, noch eine Jacke kann nicht schaden."
Er lächelte und zog sie sich an.
Eine schwarz rote Jacke, ging etwas über die Hüfte.
Die Ärmel gingen etwas über die Handgelenke.
„Und was denkst du?"
Fragte er grinsend, drehte sich etwas und schaute mich erwartungsvoll an.
„Es sieht sehr gut aus."
Ich legte eine Hand auf seinen Kopf und küsste ihn.
„Wollen wir jetzt raus gehen?"
Er nickte.
„So eisig ist es doch gar nicht, oder?"
Fragte ich und setzte mich auf die Bank, legte meinen Kopf in den Nacken.
„Mit der Jacke geht's."
Ich umschlug meine Beine.
„Wenn dir zu kalt ist können wir wieder reingehen."
„Ich meinte doch es geht."
Ich schielte zu ihm.
„Du zitterst."
Er seufzte und fühlte sich ein wenig ertappt.
„Es geht wirklich."
Ich lächelte und schnipste ihm gegen die Schläfe.
„Ey!"
Er hielt sich die Stelle und haute seinen Ellbogen gegen mich.
„Überanstreng dich nicht."
Sagte ich kichernd.
Ich schaute nach oben in den Himmel, war so froh, dass wir eine halbe Stunde länger zusammen hatten.
„Denkst du, ich darf bald nach Hause?"
„Ich hoffe doch."
Doch daran glaubte ich nicht wirklich.
Aber ich hoffte es.
„Ohne dich ist das Haus so ruhig."
„Soll ich nur nach Hause damit es wieder lauter ist?"
Ich drehte mich zu ihm und grinste breit.
„Die Klinik macht dich immer frecher."
Er fuhr mit seiner Hand durch mein Haar um die Strähnen vor meinen Augen wegzuschieben.
„Du schläfst nicht genug."
Ich lächelte nur etwas und nahm seine Hand, sodass die Haare wieder nach vorne fielen.
„Mach dir keine Sorgen, ich habe grad bloß etwas mehr Arbeit."
„Warum arbeitest du mehr?"
Ich legte fragend den Kopf schräg.
„Jetzt wo ich nicht da bin brauchst du doch nur halb so viel Geld."
Er lehnte sich wieder zurück, lehnte sich an meine Seite.
„Oder willst du dich mit der Arbeit ablenken."
Ich seufzte lächelnd.
„Erwischt."
Ich legte einen Arm um ihn.
„In letzter Zeit verfalle ich wieder in einige alte Gewohnheiten, aber mach dir wirklich keine Sorgen. Es ist nicht gravierend."
„Wirklich?"
Ich nickte.
„Wirklich."
Es war wirklich nicht gravierend, vielleicht gravierend in Augenringen, doch mehr nicht.
Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen macht, denn es war nicht notwendig.
Und noch mehr Belastungen für den Rothaarigen? Bitte nicht.
Ich strich mit meiner Hand über seinen Oberarm.
„Hast du neues Shampoo?"
Er lachte.
„Ich hab mir das Shampoo von meiner Zimmernachbarin Mary ausgeliehen. Es soll nach Kokosnuss riechen, was denkst du?"
„Ich finde es riecht sehr gut. Vielleicht gibt es ja irgendwo ein Zimt Shampoo, das wäre doch dein Traum."
Er nickte zustimmend.
„Du bist mit einer Frau im Zimmer?"
Fragte ich und wunderte mich etwas.
„Ich hätte erwartet, dass Geschlechter getrennt sind."
Er lächelte etwas und schaute zur anderen Seite.
Ich schaute verwundert zu ihm und sah glasige Augen.
Besorgt drehte ich mich komplett zu ihm.
„Was ist denn los? Ich wollte dich nicht verletzen."
Ich hörte ein leises Schluchzen und er richtete seinen Blick etwas weiter weg.
„Es liegt auch nicht an dir.."
Sagte er und konnte seine Gedanken nicht sammeln, nicht die richtigen Worte finden.
„Schau mich bitte an."
Er summte nur unangenehm.
Ich schob einige Strähnen vor meinen Augen zur Seite.
„Grell bitte."
Er schluckte und drehte sich dann.
„Es ist bloß, dass.."
Er strengte sich wirklich an und sein Hals verspannte sich.
„Ach du weißt ja, dass ich.. ich.. glaube im falschen Körper geboren worden zu sein."
Die ersten Tränen tropften ihm das Kinn herunter.
„Ach ich weiß nicht.."
Er krallte sich an meinem Hemd fest.
„Mir ist das zu unangenehm das bei Herrn Revens oder so anzusprechen.."
Ich legte eine Hand auf seine Schulter.
„Ich habe so lange nicht mehr darüber gesprochen..  und es wird mir immer unangenehmer.."
Er zitterte.
„Es muss dir nicht unangenehm sein. Das sollte es nicht sein."
Ich legte meine Stirn auf seinen Kopf.
„Ich liebe dich so wie du bist, egal ob du ein Mann oder eine Frau bist. Und ich werde dich immer unterstützen, wenn du etwas daran ändern möchtest. Egal was passiert."
Er weinte mehr, schluchzte mehr.
„Es hat dich bestimmt gefreut, dass du mit einer Frau in ein Zimmer kommst, oder?"
Er summte gebrochen.
„Es tut mir leid, dass ich das so angesprochen habe."
Wahrscheinlich wussten die Mitarbeiter hier davon, und haben kein Problem damit gehabt, dass er mit Mary in ein Zimmer kommt - Sie hatte wohl auch kein Problem.
„Ach alles gut.."
Ich legte meine Hand auf seinen Hinterkopf.
„Du solltest mit Herrn Revens darüber sprechen."
Er löste sich und ich konnte sein Gesicht sehen.
„Ich weiß, aber ich hab Angst, dass er mich irgendwie verurteilt."
„Das wird er nicht."
„Oder er mich für lächerlich erklärt.."
Sein Kopf sank.
„Das wird er auch nicht, und das weißt du."
„Die Patienten werden mich hier auslachen."
„Du weißt du redest Blödsinn. Und wenn auch nur einer sowas sagt, werden die Betreuer hier sofort etwas unternehmen."
Er seufzte.
Ich holte aus meiner Jackentasche ein Taschentuch.
Er bedankte sich leise.
„Wann ist dein nächstes Einzel?"
„Übermorgen."
„Reicht das? Oder findest du morgen besser- du kannst ihn bestimmt fragen."
Er summte verneinend.
„Oder frag Herrn Rica was er davon hält, damit du noch eine Meinung dazu hörst. Dann fühlst du dich vielleicht noch sicherer, als nur mich anzuhören."
Er seufzte und schaut wieder hoch, so als wenn er irgendetwas entfliehen müsste.
„Ich kann ihn ja mal fragen."
Ich lächelte.
„Das freut mich."
„Aber nur wenn du weniger arbeitest."
Ich lachte überrascht.
„Einverstanden."
Ich küsste ihn auf die Stirn.
„Möchtest du, dass ich dich nicht mehr mit ‚er' anspreche, sondern mit ‚sie'?"
Er wurde knallrot.
Ich grinste.
„Ich dachte ich spreche es an, niemals hättest du es selber angesprochen."
Er hat bestimmt die ganze Zeit darüber nachgedacht.
„Mich würde es freuen, wenn du das machst."
Sagte er mit Tränen in den Augen und schaute traurig und doch so unglaublich froh.

 

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