Chapter 10

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P.o.V. Undertaker

Ich hörte Scheherazade von Rimsky-Korsakov spielen, während ich mich umzog.
Lockere Hose mit ebenso lockerem Hemd - mein Haare steckte ich hoch.
Wieder in der Küche sah ich Grell an der Theke lehnend das Rezept lesen, er hatte eine bordeauxrote Schürze an, umbunden mit einem Band welches mit einer Schleife endete - „Kiss the Cook", war die Aufschrift.
Meine war schwarz, bedruckt mit kleinen Knochenkeksen.
„Magst du mir meine zubinden?"
Fragte ich und er summte als Antwort, stellte sich hinter mich.
Währenddessen schnappte ich mir das Rezept - wir müssen erstmal den Teig vor vorbereiten, dabei auch noch das Abendessen kochen.
„So."
Der ein Kopf kleinere als ich ging zu einer Schublade und holte sich ein Paar Handschuhe heraus, zog sich diese an.
Die Schürze stand ihm echt gut..
„Eigentlich möchte ich ja nicht, dass du Handschuhe trägst."
Sagte ich und schlug 4 Eier auf.
„Ich weiß."
Er nahm sich die Küchenwaage und fing an das Mehl abzuwiegen.
Ich packte alle Zutaten in eine größere Schüssel, während er auf einen Stuhl klettern musste um den Mixer zu holen, welchen wir vergessen hatten.
„Fall nicht."
Ich sah schon wie er ein wenig die Balance verlor, er ist wohl zu schnell auf den Stuhl festigen.
Als er auf die Zehenspitzen ging hielt ich meine Hände an seine Taille und Rücken, das Risiko wollte ich nicht eingehen.
Er zuckte stark, starrte mich nur ein mal an um danach den Mixer zu fassen.
„Ich hätte ihn auch holen können."
Sagte ich, als er abstieg.
„"Ich hätte ihn auch holen können"."
Äffte er mich nach.
Ich lachte und stellte den Stuhl weg.
„Ich bin doch kein kleines Kind mehr."
Sagte er etwas lächelnd und kopfschüttelnd zugleich, während er ein wenig zur Musik wippte.
„Fast vom Stuhl gefallen wärst du schon."
„Oh buhuhu wie schrecklich."
Er steckte das Kabel des Mixers in die Steckdose und händigte ihn mir dann.
„Kannst du mixen?"
Ich lächelte etwas.
„Wenn das Kind denn nicht mixen möchte."
„Frechheit."
Sagte er sarkastisch ernst und setzte sich an den Tisch, lehnte sich and der Wand an.
„Erschöpft."
Er nickte, und ich fing an alles zu verrühren.
Das Surren aus der Schale übertönte die Musik, aber nicht das laute dramatische Seufzen von Grell.
„Du kannst doch schön mal Abendessen machen!"
Rief ich und neigte meinen Kopf etwas in seine Richtung.
Noch ein Seufzen, dieses Mal nicht so stark wie das Andere.
Er stand auf und schleppte sich zum Kühlschrank, nahm sich aber erst eine Cola Light raus.
Er schaute zu mir rüber.
„Für mich nur einen Tee."
Sagte ich halblaut und er nickte.
Er brauchte nicht mal fragen, wir waren schon.. ein wenig eingelebt.
Nachdem er etwas Wasser aufgesetzt hatte und einzelne Zutaten aus dem Kühlschrank holte, war ich auch endlich fertig mit dem Teig.
„Ich mache eine Art Gemüsepfanne mit Ei, und so, ist das okay?"
„Solange es die richtige Kalorienzahl erreicht."
Ich räumte schon mal alles auf, während Grell alles schnitt, abwog, aufschrieb.
Er stellte einige kleine Schalen mit fertig geschnitten Paprika, Tomaten, Zucchini, Pilzen, Bambus, (schon gekochtem) Brokkoli - all sowas - auf den Tresen.
„Kannst du die bitte anbraten?"
Ich machte mich ans Werk, er rechnete die für sich angeordnete Portion aus.
„Also."
Ich war gerade fertig mit dem Anbraten, lehnte mich an der Theke an und hörte ihm zu.
„Ich esse 306 Gramm von dem Gemüse, dadrauf tue ich noch ein Spiegelei, habe dann schon mal 421 kcal. Esse dazu dann noch zwei jeweils 55 Gramm Scheiben Schwarzbrot, 218 kcal, mit einem Frischkäse, 45 kcal und einer Scheibe Käse 75 kcal - insgesamt also dann 759 Kalorien."
Ich wollte gerade anfangen zu reden, doch er war nicht fertig.
„Also hätte ich dann für heute mit dem Abendessen 1.739Kalorien, oder 1.744, wenn man Getränke und so mit einberechnet. Und das ohne die Spätmahlzeit."
„Du weißt, dass das zu wenig ist."
„Aber ich habe heute schon so viel gegessen! Hast du nicht gesehen wie-„
„All das was du gegessen hast war ziemlich kalorienarm, Grell. Und wo war dein Mittagessen ? Du weißt, dass du dafür jetzt mehr essen musst."
„Wir meinten doch ich sollte es langsam angehen."
„Du solltest eigentlich auf einem 3500 kcal Plan sein, Grell. Eigentlich sogar noch höher."
„Bin ich aber nicht."
Ich verschränkte meine Arme.
„Du musst trotzdem mehr essen. - Mit der Spätmahlzeit, wie viel hast du dann? 2100? 2200? Falls überhaupt? Das ist nicht mal dein Tagesbedarf. Oder willst du vielleicht deinen Joghurt mit einem Schokoladenriegel noch verfeinern ?"
Er ballte seine Hand.
„Du weißt, dass du hier so gut wie alle Möglichkeiten an Lebensmitteln hast - ich weiß, dass du die nicht alle essen kannst, deshalb erwarte ich, dass du mit denen du es kannst, es erstmal schaffst - wir es schaffen.
Du kannst dir eine Banane nehmen, zwischendurch einen Apfel essen, 20 Gramm mehr von dem Müsli dazugeben, statt Natur - Sahnejoghurt essen, Apfelsaft trinken, einen Löffel Zucker im Kaffe haben."
„Das ist halt ich so einfach!"
„Ich weiß, aber so wie es jetzt geht, geht es nicht weiter..!"
Ich probierte meine Stimme ruhig zu halten, trittfesten ernst.
„Das Ziel nicht mal ansatzweise zu erreichen und dann zu erwarten, dass es einfach so weiter geht."
Ich seufzte.
Seine Kohlenhydrat-Zufuhr war heute ja auch mal wieder Klasse.
„Ein Ei jetzt mehr und noch ein Schwarzbrot mit einer Scheibe Käse, sowohl als auch noch einem Naturjoghurt. Dann wären es schon mal um die 300 kcal mehr."
„329 kcal."
Murmelte er.
„Hör auf."
Sagte ich.
Ich seufzte noch mal, schüttelte meinen Kopf und lies meine Arme wieder locker.
„Machen wir das erstmal so?"
Ich drückte mich etwas vom Tresen ab.
„Ist das überhaupt eine Frage?"
„Nein, ist es nicht."

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