Chapter 23

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P.o.V. Undertaker

„Bist du fertig?"
Rief ich durch seine Tür und klopfte.
„Noch eine Minute!"
Sebastian war schon da.
Ich lief wieder nach unten, sagte ihm Bescheid.
„Dann seid ihr so gegen 15:30 Uhr wieder hier, oder?"
Er bejahte.
„Essen tut er hier?"
„Jap."
Ich nickte und lehnte an meinem Schreibtisch.
Wir verstanden uns zwar, hatte aber nicht die beste Beziehung.
Stille breitete sich aus.
„So."
Zum Glück kam der Rotschopf nach unten gestapft, zog sich gerade den letzten Ärmel über.
„Wir können."
Sagte er und richtete seinen Mantel.
Sebastian lächelte und die beiden gingen raus.
„Bis dann."
Rief ich.
„Tschüssi."
Heh, Grell winkte immer so komisch.
Schloss und öffnete seine Hand schnell, bewegte sie nicht hin und her.
Ich lächelte darüber und ging zurück zu meinem Arbeitsplatz.
Am liebsten würde ich jetzt mit ihm einen Spaziergang machen.


P.o.V. Grell

„..zwei, drei, vier und eins, zwei drei, vier.."
Ich folgte dem Takt und konzentrierte mich aufs Spielen.
Ein andere Gedanken als ‚nicht Versagen' kam mir nicht.
„Mehr loslassen."
Ich verzog etwas meine Augenbrauen.
„Du bist kein Roboter, schau.."
Er spielte die Melodie der rechten Hand.
„Steht in den Noten aber nicht so."
Sagte ich, bei seiner zu langen Pause.
„Na und?"
Er nahm seine Hand wieder weg.
„Du spielst ja kein Konzert. Und selbst wenn, es wäre deine Interpretation. - Und jetzt noch mal."
Ich legte an, probierte mehr loszulassen.
„Mehr Accent."
Ich spielte die Passage noch mal.
„Mehr Crescendo."
Ich spielte doch schon Crescendo..?
„Lauter ist nicht gleich schneller."
Ich nickte, und noch mal.
Seine Handbewegungen wurden immer zufriedener.
„Gut, und jetzt ohne die Noten im Kopf zu haben. Frei spielen - es gibt kein richtig oder falsch."
Er klappte das Heft zu.
Ich schluckte und er musste bei meinem hilflosen Blick lachen.
„Egal ob zu viel Pedal oder nicht, zu leise, zu laut - spiel einfach. Spiel so, wie du fühlst - wie es ankommen soll."
Immer noch ein wenig ohne Plan legte ich die Finger an die Klaviatur.
„Ohne vorherige Idee."

P.o.V. Sebastian

So kann er vielleicht die Kontrolle ein wenig loslassen.
Er fing nach weiterem Zögern an.
Ich hörte zu, bewegte mich kaum merkbar im Takt.
„Heb deinen Blick, nicht so sehr auf deine Hände. Oder schließ deine Augen?"
Das wäre wohl ein wenig viel, doch sie hoben sich.
Und der Klang änderte sich - unsicherer, mit der Zeit entspannter.
„Sehr gut.."
Entrann es meinen Lippen.
Er ist wirklich gut, man erkennt sein Spiel.
Ich hin meine Hand mach ein paar Minuten, er konnte aufhören.
„Schon daran gedacht selber etwas zu komponieren?"
Er schüttelte seinen Kopf.
Ganz stumm, zu nervös für die Stunde?
Ich grinste bei dem Gedanken.
„So kannst du dich ja auch noch ausleben. Dein ‚Inneres' zeigen, auf deine ganz eigene, vielleicht abstrakte, Art und Weise - die auch nur du verstehen kannst."
„Klar.."
Murmelte er und zog die Augenbrauen sarkastisch hoch.
„Aber ja, ich kann es ja mal versuchen."
Zufrieden lächelte ich.
„So, und jetzt ab hier noch mal."
Ich schlug das Heft wieder auf.


P.o.V. Grell

Kaputt legte ich mich halb auf den Küchenstuhl.
„So schlimm?"
Lachte Undertaker.
Ich bin gerade wieder angekommen.
„Nein.. nein, es war wirklich gut. Ich fand es echt gut - aber auch sehr erschöpfend."
Ich legte meinen Kopf in den Nacken, raffte mich dann auf um mir die Zwischenmahlzeit zu machen.
Mein Handy vibrierte.
‚Die Zimtschnecken schmecken wirklich gut - Sebastian u. Ciel'
Mir kam automatisch ein Lächeln auf die Lippen.
‚Was habt ihr denn auch anderes erwartet?'
Ich fing an alles zurecht zu schneiden.
‚Da hast du auch wieder recht'
Hah, diese Idioten.
„Bist du viel mit der Arbeit weitergekommen?"
Fragte ich und probierte eine Konversation anzufangen.
Der Grauhaarige nickte.
„Den Papierkram kann man jetzt wieder ansatzweise überschaubar nennen, das Nervigste ist also geschafft. Somit habe ich heute Abend auch genug Zeit - und zwar keine erzwungene Zeit."
Ich nickte beruhigt, also würde das.. ‚abendliche Picknick', noch stehen.
..ich war sehr nervös.
Schon bei dem Gedanken.. lächerlich, oder ?
Lebe seit Monaten bei Adrian und jetzt auf ein mal, da finde ich ihn.. ihn.. ganz nett.
Ansprechender.
„Jetzt wo der Laden wieder offen ist,"
Ich setzte mich mit der Schale gegenüber von ihm an den Tisch.
„Wie viel Zeit hast du dann noch?"
Er legte einen Kopf schief.
„Für was meinst du?"
„Allgemein."
Er lachte.
„Na, so wie immer. Keine Sorge, ich lass dich schon nicht in Ruhe."
Zwinkerte er und ich unterdrückte mir die aufsteigende Röte.
Er nahm sich einen mittelgroßen Apfel aus der Obstschale.
„..Bist du eigentlich sauer, dass es.. dass ich die Sachen immer noch nicht so gut hinbekomme."
Der Ton hing zwischen Aussage und Frage fest.
„Nein."
Er schaute mir in die Augen.
„Nein, gar nicht. Wenn bestimmte Sachen gerade nicht dran sind, dann sind sie nicht dran. Natürlich freue ich mich nicht, aber ich bin nicht sauer. Weder wütend, aufgebracht, noch sonst irgendwas."
Ich verzog die Lippen, schaute eher nach unten.
„Aber es kann ja auch nicht für immer so weiter gehen.."
„Wird es ja auch nicht."
Er biss von der roten Frucht ab.
„Solange die Sachen in Bewegung bleiben, ob positiv oder negativ, ist das erstmal gut. Schlecht wäre es, wenn sich die ganze Zeit gar nichts verändern würde."
Ich zuckte mit den Schultern.
„Ach keine Ahnung.. entschuldige - ignorier einfach alles was ich gesagt habe."
Er lehnte sich nach hinten und stellte ein Bein hoch, verzog Augenbrauen und schmunzelte etwas.
„Es ist doch gut, dass du gefragt hast."
Ich nahm einen kleinen Löffel.
„Aber die Antworten sind ja anscheinend doch ach so offensichtlich."
„Na und? Ich erzähl dir das meinetwegen 10 Mal am Tag, wenn das hilft. Es ist wichtig, dass es hier ankommt - vom Kopf her weißt du das alles."
Er deutete auf sein Herz.
„Jajajaja, ein Gedanke muss erst 1000 mal gedacht werden bis er ankommt und so weiter."
Ich wedelte mit meiner Hand.
„Vielleicht solltest du mal, wie bei deinen anderen Kunden da unten, bei mir den Brustkorb auch öffnen um zu schauen ob da noch überhaupt ein Herz ist."
Er lachte hysterisch.
„Ach komm, magst du mich denn etwas nicht von Herzen?"
„Pfffffff."
Ich wedelte stärker.

P.o.V. Undertaker

Nach dem Essen legte er sich aufs Sofa und laß ein Buch, er war wirklich fertig.
Nach einer halben Stunde schaute ich noch mal ob alles okay war - es stelle sich heraus, dass er eingeschlafen ist.
Lächelnd lief ich zu ihm rüber, setzte mich auf die Sofakante und legte eine Decke über ihn.
Die Brille nahm ich ab - ich konnte meine Augen kaum von ihm lassen.
Kopfschüttelnd stand ich wieder auf.

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