Chapter 14

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P.o.V. Grell

Ich seufze, leicht lachend.
Unterricht bei Sebastian ?
„Und, schon eine Idee wo wir später essen gehen wollen?"
Er grinste mir zu.
„Ich habe grad erst gegessen."
„Deswegen ja später."
Immer wieder dieses Thema.
„Schauen wir mal - du hast doch sowieso keinen Hunger als Dämon, also warum essen gehen."
Er neigte seinen Kopf zu mir und schaute mich von oben herab an, Augenbrauen hochgezogen.
„Wenn du denkst, dass du in meiner Anwesenheit eine Mahlzeit ausfallen lassen kannst, dann liegst du falsch."
Lächerlich.
„Außerdem würde Undertaker mich umbringen, wenn ich das zulassen würde."
„Ich mag nicht so gerne Restaurants, Cafés - all so was."
Also in der Öffentlichkeit zu essen, aber das direkt so zu sagen ist schon ziemlich unangenehm.
„Wir können auch im Anwesen essen."
„Dann musst du ja extra etwas Zubereiten."
„Das stört mich nicht."
Ich steckte meine Hände in die Manteltaschen - ich wollte nicht darauf hinaus bei ihm zu essen, sondern gar nicht zu essen.
„Du wirst daran nicht vorbeikommen."
Ich verschränkte jetzt doch wieder die Arme.
„Unter einer Bedingung."
„Hm?"
„Wir laufen (!) zum Anwesen, dann können wir auch zusammen dort Mittag essen, ich helfe logischerweise beim Kochen."
Er verzog seine Gesichtszüge.
„Also ich weiß ja nicht..-"
„Dafür bin ich ja da, denn ich weiß ja, wie jeder weiß, alles. Also wir laufen hin und dann ist alles gut, solange ich ja anscheinend zu Mittag esse."
Das war doch ein guter Kompromiss.
Er seufzte in Gedanken.
„Nein, wir nehmen ein Taxi. Wir werden noch genug laufen. Schließlich ist das Geschäft zu dem wir jetzt gehen vielleicht nicht das Letzte."
„Ich hasse dich."
„Das freut mich."
Er lächelte.
„Wenn es jedoch das letzte Geschäft ist, laufen wir."
„Vielleicht ein bisschen."
„Gut.."
Murmelte ich.

Wir kamen nach einiger Zeit an, ein zweistöckiges weißes Gebäude, Lilienkranz hieß der Laden.
„Schon gespannt?"
Fragte er grinsend und hielt mir die Tür auf.
„Klar."
Sagte ich mehr als hochmotiviert und trat kopfschüttelnd ein.
„Dein Zynismus ist mal wieder ganz brisant."
Kommentierte Sebastian lächelnd um lief wieder neben mir.
Ein Mitarbeiter kam auf uns zu.
Der größere neben mir klärte ihn auf, Flügel testen bla bla ich habe nur mit einem Ohr zugehört, ich war damit beschäftigt die Ansammlung von Klavieren zu bestaunen.
Der Mitarbeiter führte uns zu einem Saal mit Flügeln.
„Haben sie denn schon einen bestimmten im Sinn?"
„Ein Steinway."
Antwortete ich flach, sah auch schon einige.
„Gut, dann haben wir hier eine anschauliche Auswahl für Sie, schauen Sie sich einfach um."
Wir nickten und bedankten uns, liefen direkt rum.
„Steinway & Sons also, direkt aus's Ganze."
„Willst du dass ich einen anderen nehme, nur um in ein paar Jahren dann wieder einen Neuen zu kaufen?"
Er kicherte.
„Nein, alles gut. Wir haben auch einen Steinway im Anwesen, dann solltest du wohl auch ganz zufrieden mit dem sein."
Ich setzte mich an einen und legte meine Finger auf die Klaviatur.
Sebastian stand neben mir und schaute, eher gesagt hörte, gespannt zu.
Ich spielte die Ballade No. 1 von Chopin.
Nicht alles, nur bestimmte Parts.
„Wie lange spielst du schon?"
„Nicht lange, kein halbes Jahr."
„Oha."
Ich konnte relativ schnell lernen, mir Sachen gut einprägen - ein Shinigami Vorteil ?
Wobei.. dann sehe ich Ronald und denke mir.. was anderes.
„Ich möchte einen anderen ausprobieren."
Es dauerte keine 10 Sekunden bis wir den nächsten hatten.
Ich setzte für Mephisto Waltz No. 1 von Liszt an, spielte jedoch nur die ersten 3 1/2 Minuten - .. da ich noch nicht mehr gelernt hatte.
„Ich glaube ich mag den anderen mehr."
Sagte ich und schaute kurz zu Sebastian.
„Dann befinden wir uns im Unterricht ja auf einem höheren Niveau bei dir."
Meinte er ohne meinen Satz davor zu beachten.
Ich probierte noch 3 andere aus, entschied mich dann nach langem hin und her für den Vorletzten, Sebastian befürwortete das.
Ein Mal mussten wir Adrian wegen dem Preis anrufen, nach dem ersten Klingeln hatte er schon abgenommen - meinte dann jedoch, dass es ihm egal wäre und hat einfach wieder aufgelegt.
Wir klärten die ganzen Geschäfte und Formalitäten mit dem Angestellten, insgesamt verbrachten wir etwas mehr als 2 Stunden im Lilienkranz.
„Das heißt jetzt auch, dass wir laufen."
Sagte ich dann als wir austraten.
Er schüttelte den Kopf. 
„Das ist dein erster Gedanken?"
„Was hast du erwartet."
Ich zuckte mit den Schultern und legte meinen Kopf in den Nacken, die Kälte umhüllte mich.
Plötzlich spürte ich noch eine Jacke auf meinen Schultern.
Ich sah hoch zu Sebastian, er lächelte.
„Danke."
Murmelte ich und wurde etwas rot.

Der Schwarzhaarige bestellte nach 40 Minuten Laufen ein Taxi, obwohl ich mich dagegen sträubte.
Angekommen am Anwesen liefen wir in die Küche, ich ließ mich auf einen Stuhl fallen.
Ich war so kaputt..
Die Mäntel und Jacke legte ich über die Lehne.
„Was möchtest du essen?"
„Was hast du denn?"
Nach einmal Durchatmen setzte ich mich wieder auf und stützte mich an den Knien ab, ging zum Kühlschrank.
Ich seufzte und dachte nach, sah mir die Regale an.
„Du brauchst Kohlenhydrate, mein Auftrag von Undertaker."
Ich zischte.
„Wie wär's mit Kartoffeln und Rotkohl."
„Das reicht nicht - du isst kein Fleisch, oder?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Wir wär's dann stattdessen noch mit einem Gemüsebratling?"
Ich schluckte und dachte nach.
Die gehen eigentlich.. und wenn Gemüse der Hauptbestandteil ist und nicht Weizen oder Kartoffel..
Ich nickte nach einigen weiteren Momenten des Zögerns und drückte mir nervös auf die Handfläche.
„Benutz aber nicht zu viel Öl beim Anbraten."
Murmelte ich und konnte meinen Blick von all den Zutaten nicht abwenden.
„Hast du eine Küchenwaage?"
Er nickte und holte sie aus einem der Fächer heraus.
„Was wäre das für ein Haushalt, wenn ich keine hätte."
Er stellte sie neben sich.
„Wir müssen alles abwiegen, ich brauche die genaue Zahl."
Er zog seine Augenbrauen hoch und suchte sich alle Lebensmittel sowie Küchengeräte die er brauchte.
„Wir müssen die Zahl kennen, du nicht."
Ich starrte ihn sauer an.
„Ich denke, das ist ziemlich wichtig für dich und deinen Fortschritt."
„Lass mich einfach die Zahl wissen und fertig."
Sagte ich aufgeregt und ballte eine Faust.
„Möchtest du nicht, dass es dir besser geht?"
Ich schloss wütend meine Augen und probierte ruhig zu bleiben.
„Man muss ja nicht alles sofort ändern, Stück für Stück."
„Wir sind an keinen öffentlichen Platz zum Essen gegangen, und jetzt erfährst du die Werte nicht - gleicht sich das nicht aus ?"
Er schnitt während der Konversation sein ganzes scheiss Gemüse.
„Ich erfahre die Zahl nicht, dann esse ich nicht. Ist dir das lieber ?"
Er schüttelte seinen Kopf leicht lachend, Augenbrauenhochziehend.
„Das ist weder ein ‚Ass im Ärmel' noch irgendeine andere Karte die du da ausspielst."
„Na dann esse ich nicht."
„Ich werde dich schlimmsten Falls an den Tisch dort anketten, Grell."
Er starrte mich an, bewegte seinen Kopf jedoch nicht.
„Ich möchte dich nicht irgendwann tot auffinden."
Er drehte sich zu mir.
„Man kann davon nicht sterben, nicht als Shinigami."
„Davon sprach ich auch nicht."

P.o.V. Sebastian

‚Nur' Anorexie ? - wenn das nicht schlimm genug wäre.
Aber das zieht meist mehr mit sich.
Aller mindestens eine mittelschwere Depression, latente Suizidgedanken.
Sein Blick zeigte, dass er genau wusste was ich meinte.
„Wurde dir deine Scythe abgenommen?"
Er zischte.
„Das bedeutet gar nichts."
Er lehnte immer noch Armverschränkt am Kühlschrank.
„Na klar."
Ich begab mich wieder ans Schneiden.
„Du wirst die Zahl nicht erfahren."
Er lief aus der Küche.
„Grell!"
Ich ihm hinterher.
„Lass mich in Ruhe und koch einfach die verfickte Mahlzeit weiter..! Ich bin kein kleines Kind, zwar krank, aber immer noch im Stande dazu frei herumzulaufen!"
Er probierte nicht zu schreien.
„Bleib im Haus und komm in einer halben Stunde wieder zur Küche."
Er war wütend und hatte Tränen in den Augen, drehte sich dann schnell um damit er sie nicht zeigen musste und lief weiter.
Ich verzog meine Mundwinkel und nahm mein Telefon aus der Tasche heraus, tippte auf dem Weg zurück zum Herd Undertakers Nummer ein.
Er nahm zügig ab.
„Hallo Sebastian, was ist los ?"
Er klang müde und gestresst.
„Ich wollte nur Bescheid geben, dass Grell sehr wahrscheinlich nicht sein Mittagessen aufessen wird. Er wird zwar etwas essen, aber ich weiß nicht wie viele Kalorien übrig bleiben werden. Es gibt gerade ein wenig.. Gefühlschaos."
Er summte in den Hörer.
„Okay, danke für's Bescheid geben. Warum ‚Gefühlschaos'?"
„Ich möchte nicht, dass er weiß wie viele Kalorien sein Essen hat."
Ich klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr, zugegeben, nicht wirklich angenehm.
Man hörte ein leises nachdenkliches Seufzen.
„Ich finde das gut - ist ja logisch. Es wird sich heute sowieso viel ändern, das sehr wahrscheinlich auch - dann hat er es zumindest schon mal irgendwie kennengelernt."
Ich summte als Bestätigung.
„Die Auswahl mit dem Flügel lief übrigens einwandfrei.."
Ich schilderte ihm den Vormittag, schlug ihm auch die Idee ‚Unterricht' vor, welche er nahe zu sofort bejahte.
Grell kam rein, gerötete, aufgeriebene Augen.
Nur auf den Boden schauend setzte er sich wortlos auf einen Stuhl und starrte auf die Tischoberfläche.
Ich beendete das Telefonat mit Undertaker, war fertig mit dem Essen und servierte alles nach genauem abwiegen.
Er schniefte und ich hielt ihm ein Taschentuch, er sah einfach nur überanstrengt aus.
Aber das nicht seit neustem.
„Guten Appetit."

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