Kapitel 37

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Rick:

Seine Nähe macht mir irgendwie Angst, auch wenn ich weiß, dass er nicht Nathan ist.
Er hatte mir das nicht angetan, er war und ist der, der sich um sorgt, nicht der, der mich geschlagen und vergewaltigt hatte. Ich muss irgendwie einen klaren Kopf wahren, keine Geschehen verwechseln.
,,Okay", meine ich und seufzte, gebe mich geschlagen, tief in meinem Inneren fühle ich diese Wut auf Nathan. Wie kann man jemandem das nur an tun und dann auch noch mit einem guten Gewissen leben?
,,Ich werde ihn - a-anzeigen", wispere ich, schaue langsam zu Ashton auf, welcher immer noch auf dem Boden kniet, ,,wann soll ich das machen?", will ich wissen.
,,So schnell es geht, da deine Verletzungen Beweise sein", stellt er fest, streicht über einen blauen Fleck an meinem Bauch, was mich leicht zusammen zucken lässt.
,,Tut mir leid", entschuldigt er sich sofort und zieht seine Hand weg, erhebt sich und sieht aus dem Fenster.
,,Wärst du heute schon dafür bereit?", will er wissen, dreht seinen Kopf zu mir. Kurz überlege ich, bekomme Panik, nicke jedoch.
-
Als wir das Gebäude verlassen zittere ich, kann kaum laufen, zum Glück stützt Ashton mich, da ich sonst auf dem Boden landen würde. Der Beamte war zwar nett, aber ihm alles, einfach alles zu erzählen war einfach schrecklich. Ständig habe ich ein Bild vor Augen, seine Hände, die mich anfassen, den Gürtel, mit dem er immer und immer wieder auf mich eingeschlagen hatte, sein Gesicht, sein Grinsen.
,,Komm mit zu mir", schlägt Ashton auf dem Heimweg vor, legt sanft eine Hand auf mein Bein, zieht diese jedoch wieder weg, da ich mich erschrecke. Ich will ja, dass er mich anfasst, ich brauche ihn, seine Nähe, seine Hände aber im Moment kann ich es einfach nicht, auch wenn ich es umso mehr brauche.
,,Sicher, dass ich dich nicht störe?", frage ich leise, schaue ihn an.
,,Niemals Kleiner", raunt er, lächelt mir kurz zu, bevor er seinen Blick wieder auf die überfüllte Straße gleitet.
Nachdem ich meine Sachen gepackt, mich von meiner Oma verabschiedet habe, nimmt mir Ashton die Tasche ab und legt sie in den Kofferraum. Von meinem Vater hatte ich mich nicht verabschiedet, da ich das Gefühl habe, dass ich ihm irgendwie egal bin.
,,Wie lange kennst du Ashton denn?", hatte meine Oma gefragt und mich besorgt angesehen.
,,Lange genug um zu wissen, dass er mir niemals weh tun würde", erwiderte ich darauf nur und es ist wahr. Ich vertraue Ashton mein Leben an, da ich - wenn ich ehrlich bin - ihn liebe. Gesagt habe ich ihm dies jedoch noch nicht, da ich dazu noch keine Gelegenheit hatte und im Moment auch nicht habe. Verträumt schaue ich aus dem Fenster, fantasiere vor mich hin, dabei bemerke ich gar nicht, dass wir schon längst da sind. Verwirrt schaue ich zu Ashton, welcher mich ansieht.
,,Was ist?", will ich wissen, fühle mich unter diesem Blick irgendwie besonders, keine Ahnung ob ich mir das irgendwie einbilde.
,,Hat dir eigentlich mal jemand gesagt, wie schön deine Augen sind?", meint er plötzlich.
,,Was?", meine Augen weiten sich, erwidert er meine Gefühle etwa auch?
,,Ich habe gefragt ob du Wurzeln schlagen oder aussteigen willst."
,,Oh", gebe ich etwas enttäuscht wieder, schüttle den Kopf und steige aus. Und ich dachte, er fühlt das gleich wie ich, doch nicht..
Nachdem ich meine Schuhe und Jacke ausgezogen und weggelegt habe, folge ich Ashton in die Küche und setze mich dort auf einen Hocker.
Erschöpft stütze ich meinen Kopf auf meiner Hand ab, schließe die Augen, träume vor mich hin.
,,Müde, Kleiner?", raunt er an meinem Ohr, ich spüre seine Hände an meinen Hüften, versteife mich leicht, versuche mich jedoch zu entspannen, da ich will, dass er mich anfasst.
,,Soll ich dich ins Bett bringen?", fragt der größere, löse seine Hände macht einige Schritte zurück.
,,Nein, bitte~", wimmere ich leise, meine Stimme zittert leicht, ,,komm her", verlange ich, will und muss mich wieder an Berührungen gewöhnen.
,,Rick, ich verstehe wenn du es noch nicht zu lassen kannst", setzt er an, ich unterbreche ihn jedoch, ,,Nein!", langsam drehe ich mich zu ihm um, schaue ihn an, ,,ich will aber~."
Mit kleinen Schritte kommt er auf mich zu, hält jedoch eine halbe Arm Länge Abstand, um mich nicht zu bedrängen. Ashton reicht mir eine Hand, welche ich zögerlich nach einigen Minuten ergreife, weiterhin schaue ich in seine wunderschönen blauen Augen.
,,Auch wenn du das nicht hören willst", beginnt er, ,,wäre es besser, wenn du eine Therapie anfangen würdest."
Stumm schaue ich ihn an, denke über seinen Vorschlag nach, gut wäre es allemal, da ich keine Angst mehr vor seinen Berührungen haben will, andererseits habe ich Angst.
,,Kommst du mit?", frage ich, lege meinen Kopf etwas schief, ,,ich will nicht allein gehen", erkläre ich.
,,Wenn du das willst, sicher", stimmt der blond haarige zu, lächelt leicht.

Der FremdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt