Kapitel 12

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Das nächste was ich weiß ist, dass ich aufwachte und feststellte, dass ich auf einem Stuhl saß. Auf einem Stuhl von Bobby. Gefesselt. Ich hob meinen Kopf und sah Bobby und die Winchesters. Sie standen vor mir und redeten miteinander. "Sie niederzuschlagen war das einfachste und schnellste!" hörte ich Dean sagen "Was unter nicht auffallen hast du nicht verstanden?" fragte Bobby genervt. "Hey! Sie wacht auf." bemerkte Sam schließlich. Alle starrten mich ruckartig an. "Was...?" Fragte ich die Drei schwach. "Was zum teufel ist hier los?! Das willst du uns jetzt fragen nicht? Naja DU bist hier los!" - "Du bist nicht mehr dieselbe." erklärte mir Sam genauer. "Ich bin doch hier! Mir geht es gut! Seht ihr?" die Versuchung sie zu überzeugen scheiterte. Natürlich.

 Cas schaute ab und zu vorbei und erkundigte sich, was im Moment passiert. Sie redeten immer ziemlich leise und lange, sodass ich nichts hören konnte. Aber ich wusste es ging um mich. Es ging bei jedem Satz um mich. Sie  sahen mich immer wieder einmal besorgt an und überprüften alle fünf Minuten, ob ich noch auf meinem Stuhl sitze. Eine Stunde war vergangen. Ich zählte jede Sekunde. Ich hatte schließlich nichts besseres zu tun. Niemand glaubte mir oder wollte mir zuhören.

"Hey! Hey ihr da" rief ich sie. Sie standen draußen vor dem Küchenzimmer und waren so wie es aussah in einem sehr ernsten Gespräch vertieft. Alle drei schauten mich an. "Ja! Ich muss mal! Kann ich mal ins Bad?" Sie tauschten Blicke aus. Dann haben sie sich endlich entschlossen, dass Sam rein kommt und mich entfesselt. Er hielt mich fest am Arm und führte mich nach oben ins Bad. Er öffnete die Tür und schubste mich rein. "Willst du mir zusehen?!" fragte ich ihn. Sam schloss die Tür und ließ mich allein.

 Aus dem kleinen Fenster konnte ich nicht fliehen. Da würde ich niemals durch passen. Mist! Das war meine letzte Hoffnung! Verdammter Mist!  Das war wirklich meine letzte Hoffnung. Ich dachte das dämliche Fenster wäre größer. Aber, war das nicht klar? Also wartete ich ein bisschen und drückte dann die Spülung. Ein paar Sekunden später trat Sam wieder ein und griff mich erneut am Arm. Diesmal noch fester, damit es wirklich noch mehr wehtat. Ich setzte mich widerwillig wieder auf den unbequemen Stuhl und lies mich fesseln. "Kann ich wenigstens ein Film anschauen oder irgendwas anderes?" Er schob den Stuhl samt mir ins Wohnzimmer. Dort schaltete er dann den Fernseher an und steckte eine Videokassette -ja. ein Kassette!- in den dazugehörigen Abspieler und ließ den Film laufen. Ich wusste nicht, was das für ein Film war, aber ich durfte endlich etwas machen, das die Zeit etwas vertrieb.

Es vergingen weitere Minuten. Fast zwei Stunden. Inzwischen ist es auch schon dunkel geworden und der Film hatte auch ein Ende gefunden. Es war war ein Indianer-Film. Es ging um einen Häuptling und seinen Stamm, die in einen Krieg geraten mit einem anderen Volk von Indianern. Insgesamt nicht sehr spannend. Eher tod langweilig.

Die Türe zur Küche war geschlossen. Ich hörte ganz leise das Klirren von Gläsern, Tellern und Besteck. Bobby -oder irgendjemand anders- schien sich wieder etwas zu essen zu machen. "Bobby?! Darf ich auch was von dem haben, was du da machst? Ich hab Hunger." schrie ich in Richtung Küche. Alles wurde Still. Ich lächelte, weil ich mir genau ihr Gesichter vorstellen konnte. Bobby kam nach einiger Zeit mit einem Teller. Es war nur ein Fertiggericht aus der Mikrowelle. "Danke" ich lächelte. Er lächelte aber nicht zurück, was ich traurig fand. "Ihr macht euch ja wirklich sorgen" Er nickte. Niemand sprach mit mir. Es war als hätten sie Angst. Angst vor MIR!

Ich hoffte natürlich, dass ein Messer dabei war, aber Bobby schnitt mir das Fleisch vor, wie bei einem kleinem Kind. Er löste die Fesseln an meinen Händen und reichte mir den Teller mit einer Gabel. Ich aß. Ziemlich peinliche Stille war wieder eingetreten. Peinliche und bedrückende Stille. Sam und Dean aßen in der Küche ruhig und Bobby setzte sich auf sein Sofa und schaute mir zu, damit ich ja nicht versuche zu fliehen. "Ich brauch keinen Aufpasser, weißt du? Ich bin schon groß!" - "Ich weiß, aber ich sorge mich um dich also gebe ich darauf Acht, dass du nicht weggehst." Ich sah ihn verwundert an "Es kann reden!" sagte ich mal wieder sarkastisch.

Plötzlich glitt mir der Teller aus der Hand. Ich hörte ihn zerbrechen. Ich zitterte. Nicht so, wenn es kalt ist. Ich krampfte. Ich krampfte so stark, dass ich es nicht kontrollieren konnte. Mein ganzer Körper zitterte. Mein letzter Gedanke, bevor ich mich an nichts mehr erinnerte, war: Ich muss hier raus! Ich muss etwas töten.

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