Kapitel 20 - Die Wahrheit

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Kylo

Abwartend stand der Unbekannte vor mir und versperrte mir meinen Weg zum Meeting, was mich aber nicht sonderlich störte. Ich war ohnehin viel zu spät dran und konnte mir deutlich angenehmeres vorstellen, als mich mit den Rittern und Hux auseinander setzen zu müssen. Der dürre General begriff einfach nicht, dass er in seiner derzeitigen Position keinerlei Macht mehr ausüben durfte, egal wie oft ich es versuchte ihm begreiflich zu machen. Ein lautes Räuspern brachte mich wieder in die Gegenwart zurück. Erinnerte mich daran, dass dieser Fremde soeben genau das angesprochen hatte, was ich seit Wochen jede Nacht sah. Ihr Bild kam immer wieder in meine Gedanken zurück und verfolgte mich dort, selbst wenn ich nicht bei vollständigem Bewusstsein war. Konnte er mir endlich die eine Frage beantworten?
"Wer ist sie?" wandte ich mich ungeduldig an den jungen Mann und rechnete mit jeder Antwort, nur nicht mit der die ich bekam. Die standhafte Haltung meines Gegenübers veränderte sich.
"Sie ist deine Großmutter Ben." brach er sein Schweigen und mein Kopf war mit einem Mal leer gefegt. Sie...sie war...meine Großmutter? Das konnte unmöglich sein. Er log mich an, ganz bestimmt. Denn wenn ich mir eingestehen würde das seine Worte wahr waren, dann bedeutete das gleichzeitig, dass ich mein ganzes Leben zu einem falschen Bild meines Großvaters aufgeschaut hatte. Ein Darth Vader, der von jedem Einzelnen in der Galaxis gefürchtet worden war, konnte nicht eine solche Frau gehabt haben. Sie war das genaue Gegenteil von ihm. Sanft, bedacht und weise in ihrem Wesen und Auftreten das hatte ich in meinen Träumen deutlich gespürt. Gleichzeitig besaß sie aber auch eine unglaubliche Stärke, mit der man auf den ersten Blick gar nicht rechnete.
"Aber dann bedeutet das ja, dass du..." Es laut auszusprechen schaffte ich dann doch nicht.
"Ja, ich bin dein Großvater Ben. Anakin Skywalker." schmunzelte er, offensichtlich amüsiert von meiner Reaktion.
"Aber wie..." setzte ich an, wurde jedoch sofort unterbrochen.
"Dann muss ich es dir wohl zeigen, wenn du mir immer noch nicht glaubst." Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich plötzlich auf sandigem Untergrund stand. Die Sonne blendete mich unbarmherzig und ließ schon jetzt mein Haar im Nacken zusammen kleben. Wie zum Teufel war ich hier bitte gelandet und vor allem wo? Ich wusste ja, dass die Macht vieles vollbringen konnte. Aber so etwas und dazu noch von einem Machtgeist? Seit wann konnten die Toten in das hier und jetzt eingreifen?
"Niemand geht je wirklich, Ben." klärte mich mein Begleiter auf. Meine Verwirrung musste mir buchstäblich im Gesicht gestanden haben.
"Übrigens wir sind auf Tatooine und wenn du nicht verdursten möchtest, solltest du mir lieber folgen." fügte er noch hinzu und war bereits einige Meter entfernt.
"Warte!" Widerwillig folgte ich ihm stapfend durch die Wüste, die kein Ende zu nehmen schien. Er ließ mir ja keine andere Wahl. Schon nach ein paar Metern war mein Gewand in Schweiß gebadet und meine Stiefel hingen schwer an meinen Beinen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wohin er mich führte oder was er mit dem ganzen bezwecken wollte.
Ich konnte nicht sagen wie lange wir liefen, aber irgendwann zeichneten sich vereinzelt Gebäude am Horizont ab. Der Geist beschleunigte sofort seine Schritte, was es mir umso schwerer machte mit ihm mit zu halten. Mein Großvater korrigierte ich mich in Gedanken. Daran musste ich mich definitiv erstmal gewöhnen. Mein Leben lang hatte ich mich danach gesehnt meinen Großvater kennen zu lernen und jetzt lief er ein paar Meter vor mir und ich bekam trotzdem kein Wort heraus. Der Grund dafür war wahrscheinlich, dass ich ihn mir ganz anders vorgestellt hatte.
Er führte mich in das kleine Dorf hinein und blieb schließlich vor einem alten, eingefallenen Haus stehen.
"Hier habe ich früher gearbeitet." sagte mein Begleiter und ich folgte ihm hinein. Ein paar Mal musste ich mich ducken. Diese Häuser waren definitiv nicht für Leute mit meiner Körpergröße konstruiert.
"Gearbeitet?" fragte ich verwundert.
"Ich war ein Sklave. Seit ich auf der Welt war gehörten meine Mutter und ich einem Schrotthändler namens Watto." Ich schluckte schwer und mein Blick fiel über die verrosteten Teile, die sich in mehreren Regalen an der Wand und auf dem verstaubten Boden stapelten. Ich hatte es selbst an Revan miterlebt, wie mit Sklaven umgegangen wird. Er schien zu merken, wie sehr mich das mit nahm, denn er fuhr schnell fort.
"Das war bevor mich mein früherer Meister Obi-Wan Kenobi und sein Meister Qui-Gon Jinn fanden. Und sie. Schließe jetzt deine Augen. Ich möchte dir etwas zeigen." Ich tat wie mir befohlen und plötzlich erschienen ein junges Mädchen und ein noch viel jüngerer Junge ein paar Meter vor mir.

His Light in the DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt