Kapitel 39 - Unsichtbarer Feind

168 2 4
                                    

Ben

Es war noch früher Morgen, als ich aufwachte. Die Sonne ging gerade hinter der Seenlandschaft Naboos auf und einige Vögel zwitscherten bereits in den Baumkronen. Ich hatte nicht wirklich lange geschlafen, aber deutlich besser, als die letzten Nächte.
Doch etwas war anders. Rey war nicht wie sonst in meinen Armen und als ich mich herum drehte, fand ich zu meiner Überraschung nur kalte, leere Bettlaken vor.
"Rey?" Verwirrt setzte ich mich auf und sah mich im Raum um. Sie war definitiv nicht hier. Da vernahm ich plötzlich alarmierende Geräusche aus dem angrenzenden Badezimmer. Es hörte sich an, als würde sie sich übergeben und auch durch die Macht konnte ich spüren, dass es Rey überhaupt nicht gut ging. Schnell stand ich auf, öffnete die Badezimmertür und spähte vorsichtig hinein. Rey kniete vor der Kloschlüssel und erbrach ihren ganzen Mageninhalt. Es dauerte nicht lange, bis sie mich bemerkte.
"Geh lieber wieder, Ben. Du musst das nicht auch noch sehen" rief sie mir schnell zu, bevor die nächste Attacke unbarmherzig zuschlug. Auf keinen Fall würde ich gehen. Auch wenn ich mich zu dem Thema Schwangerschaft noch ein bisschen schlau machen musste, wusste ich, dass besonders die ersten Wochen hart für eine Frau waren. Und wenn Rey schon diese Last allein trug, dann würde ich wenigstens für sie da sein.
Ich setzte mich hinter meine Freundin, hielt mit meiner einen Hand ihre Haare zurück und streichelte mit der anderen ihren Rücken. Immer wieder würgte Rey, bis sie irgendwann kurz inne hielt und die Klospülung betätigte.
"Ich hasse das" weinte sie leise und rang nach Luft. Ihr ganzer Körper zitterte vor Anstrengung.
"Es tut mir so leid, Schatz. Du hast es bestimmt bald geschafft" versuchte ich sie zu trösten, weil mir nichts anderes einfiel. Es brachte mich fast um, sie so leiden zu sehen. Rey stöhnte nur und beugte sich schnell vor, als ein neuer Brechreiz ihren Körper erfasste. Als es endlich vorbei war, wischte sie sich ihren Mund ab und betätigte erneut die Spülung, bevor sie sich erschöpft in meine Arme fallen ließ.
"Du hättest mich wecken können, weißt du" sagte ich, während ich Rey sorgenvoll betrachtete. Sie atmete schwer und war in kaltem Schweiß gebadet, zudem hatte ihr Gesicht jegliche Farbe verloren.
"Ich wollte, dass wenigstens einer von uns seinen wohlverdienten Schlaf bekommt" antwortete Rey nur schwach und kuschelte sich enger an mich. Ich strich ihr sanft ein paar verklebte Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste sie auf den Kopf.
"Wie lange geht das schon so?" fragte ich bestürzt, als mir klar wurde, dass sie wahrscheinlich die ganze Nacht hier verbracht hatte. Und ich hatte paar Meter daneben seelenruhig in unserem Bett geschlafen...
"Ich bin nachts aufgewacht, weil mir so unglaublich schlecht war und es hört einfach nicht auf. Ich weiß nicht, was mit mir los ist." Reys Stimme brach am Ende ihres Satzes und ich spürte, wie immer mehr Tränen in mein Gewand sickerten. Mitleidig schaute ich auf meine Gefährtin herunter, die vollkommen am Ende war. So hatte ich mir unseren ersten Tag auf Naboo nicht vorgestellt.
Eine Weile saßen wir zusammen auf dem Boden des Badezimmers. Ich hielt sie fest in meinen Armen und summte leise eine Melodie, während Rey sich ausruhte. Es war die Melodie eines alderaanischen Wiegenliedes. Meine Mutter hatte es mir es oft vorgesungen, als ich noch ein kleines Kind war und nicht einschlafen konnte. Schon damals wurde ich von Albträumen heimgesucht, aber mithilfe ihres Gesang und einer tröstenden Umarmung schaffte sie es immer mich zu beruhigen. Das änderte sich schlagartig, als Droiden immer mehr ihren Platz einnahmen. Meine Albträume wurden schlimmer und ich vermisste meine Mutter von Nacht zu Nacht mehr.
"Möchtest du ins Bett?" murmelte ich, als Rey mehrere Male gähnte.
"Ja" Schläfrig schlang sie ihre Arme um meinen Hals, als ich sie zu unserem Bett trug und vorsichtig ablegte. Ich deckte sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe ich die Vorhänge wieder zu zog, damit sie besser schlafen konnte. Danach stellte ich noch ein Glas mit Wasser und eine Schüssel auf den Nachtschrank neben ihr. Nur für den Fall, dass sie noch einmal brechen musste und es nicht rechtzeitig ins Bad schaffte. Ich legte mich allerdings nicht zu Rey ins Bett, sondern ging hinunter in die Küche, um ein Frühstück für uns zu machen. Allerdings musste ich relativ schnell feststellen, dass wir keinerlei Lebensmittel hatten. Woher auch? Schließlich hatte seit Jahren niemand mehr einen Fuß in dieses Haus gesetzt. Das bedeutete wohl oder übel, dass ich einen von den unzähligen Märkten in der Hauptstadt Theed aufsuchen musste. Die Vorstellung Rey allein hier zurück zu lassen gefiel mir überhaupt nicht, besonders wegen ihres Zustandes. Aber ich hatte leider keine andere Wahl.

His Light in the DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt