Kapitel 12 - Nächtlicher Besuch

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Kylo

Wutentbrannt stürmte ich in die Kommandozentrale. Ich war erst vor wenigen Minuten auf Mustafar gelandet und hatte mich sofort auf den Weg zu Hux gemacht. Seit ich Rey im Wald gefunden hatte, war mein Zorn Stück für Stück angestiegen und jetzt zerfraß er mich förmlich.
"General Hux! Sie haben zum letzten Mal ihre dreckigen Finger in meine Angelegenheiten gesteckt!" Der dürre Mann lächelte nur amüsiert, als ich mit erhobenem Finger auf ihn zu kam. Erst jetzt fiel mir auf, das so ziemlich der ganze Rat versammelt war, inklusive der Ritter. Aber das war mir in diesem Moment völlig egal. Ich hatte die ganze Zeit nur das eine Bild vor Augen. Rey, deren Gewand nur so von Blut getränkt war und die sich vor Schmerzen in meinen Armen verkrampfte.
"Stimmt etwas nicht Kylo?" Tiron trat amüsiert hinter Hux hervor und ich hätte ihn am liebsten an die nächste Wand befördert. Nur leider war er kein einfacher General. Er war am längsten bei Luke in die Ausbildung gegangen und konnte nicht einfach mal so beseitigt werden. Die Frage war: Waren wir wirklich schon an diesem Punkt angelangt? Von Anfang an waren nicht so richtig miteinander klar gekommen, aber seit ich mich zum Obersten Anführer erklärt hatte, war unser Verhältnis so schlecht wie noch nie zuvor.
"Das frage ich dich! Warum warst du nicht bei den anderen? Als was darf ich das denn auffassen Tiron?" Langsam ließ ich von dem General ab, jedoch nicht ohne ihn vorher kräftig gegen die Wand zu schleudern und ging stattdessen bedrohlich auf den Ritter zu. Doch dieser schien davon ganz und gar nicht beeindruckt.
"Ich frage mich nur, warum du dich so aufregst. Wenn du keine Pläne für einen Angriff hast, dann solltest du doch froh sein, dass Hux dir diese Aufgabe abnimmt. Im Gegensatz zu ihm wirkst du in letzter Zeit sehr abgelenkt." Er war nicht im geringsten eingeschüchtert, stattdessen blinzelte er mich nur belustigt und vorwurfsvoll mit seinen dunklen Augen an. Doch davon würde ich mich nicht aus dem Konzept bringen lassen.
"Ich bin der Oberste Anführer und das bedeutet, dass ich über jeden Plan und jeden Vorgang informiert werde, ist das klar?" ließ ich seine Worte unbeachtet und wandte mich erneut Hux zu, der mittlerweile wieder vom Boden aufgestanden war.
"Ich weiß nicht, was du hast. Weißt du eigentlich, wie viele Verluste es auf Seiten des Widerstandes gab? Du solltest General Hux loben für seine Arbeit und ihm dafür danken." Ich fluchte innerlich. Wieso war mir eigentlich noch nie aufgefallen, dass Tiron sogar noch hartnäckiger und nerviger als Hux war?
"Tiron weißt du überhaupt, was du da sagst? Mit wem du da sprichst?!" mischte sich Kiera in das Gespräch mit ein und auch Revan und Tylon standen auf.
"Wir sind die Ritter von Ren. Wir halten zusammen vom ersten bis zum letzten Tag. Hast du das vergessen?" erinnerte ihn Tylon an das Versprechen, das wir uns damals kurz vor unserer Ankunft bei Snoke gegeben hatten. Doch Tiron winkte nur ab und verließ die Zentrale. Eine eisige Stille hing über dem Raum, die Offiziere warfen sich nur fragende Blicke zu, während die anderen Ritter mich und Hux abwartend musterten. Ich war mit dem Plan hierher gekommen Hux endlich zu beseitigen, nur um ein weiteres Mal fest stellen zu müssen, dass der Zeitpunkt dafür immer noch nicht gekommen war. Denn Tiron hatte ausnahmsweise einmal Recht. Ich hatte häufig Meetings ausfallen lassen und auch sonst mich kaum an Plänen beteiligt, was Hux praktisch für mich übernommen hatte. Ich spürte die Zweifel der Anwesenden an meiner Position und Führung so deutlich wie nie zuvor und wenn ich jetzt Hux umbringen würde, dann konnte ich mich auf was gefasst machen.
"Der heutige Angriff ist in unserem Interesse verlaufen, was vor allem ihnen zu verdanken ist General Hux." brachte ich zähneknirschend über die Lippen und mein Gegenüber bedankte sich mit einem genierten Lächeln. Doch ich war noch nicht fertig.
"Sollte ich jedoch noch einmal mitbekommen, dass sie mich in irgendeiner Weise versuchen zu hintergehen, sind sie sowas von tot!" flüsterte ich und wandte mich ab. Irgendwann würde der richtige Moment kommen und dann würde ich ihn dafür schmerzhaft büßen lassen, was er Rey angetan hatte.
"Das Meeting ist beendet." erklärte ich und verließ den Raum, merkte aber sofort, dass Revan mir nach lief. Nach nur wenigen Metern hatte er mich bereits eingeholt und ich drehte mich genervt um. Was wollte er denn jetzt noch?
"Du bist schwer verwundet. Das sollte sich mal ein Arzt ansehen." Er kam auf mich zu und musterte prüfend mein Gewand. Ich schaute an mir hinunter und musste feststellen, dass sich der schwarze Stoff fast vollständig mit Blut voll gesogen hatte. Mit ihrem Blut.
"Es ist nicht meins. Also alles bestens." erwiderte ich nur abweisend und war endlich vor der Tür meines Quartieres angelangt. Ich konnte gar nicht schnell genug in den Meditationsraum meines Zimmers kommen und Rey versuchen ausfindig zu machen. Neben dem Zorn auf Hux und Tiron, hatte sich die Ungewissheit um den Zustand der letzten Jedi in mir breit gemacht und nun brachte sie mich fast um den Verstand. Doch Revan dachte leider gar nicht daran zu gehen. Seufzend drehte ich mich erneut zu ihm um.
"Was soll das hier werden? Eine gemütliche Plauder Runde? Vergiss es." fuhr ich ihn genervt an. Diese Zeiten waren endgültig vorbei. Seit wir bei Snoke angekommen waren hatte sich so ziemlich alles zwischen mir und Revan verändert. Oftmals hatten wir den jeweils anderen Jahre lang nicht gesehen. Erst der Tod des früheren Obersten Anführers hatte mich und die anderen Ritter wieder zusammen geführt.
"Was ist los Kylo? Ich kenne dich fast mein ganzes Leben lang. Du warst schon immer zerissen, doch seit Snokes Tod ist dein Konflikt größer denn je." Ich konnte nur hoffen, dass meine Gefühle nicht jedem so leicht zugänglich waren. Denn Revan hatte Recht. Seit Rey auf der Bildfläche aufgetaucht war, stand mein ganzes Leben einfach nur noch Kopf. Ich dachte früher immer ich würde mein restliches Leben lang Snoke folgen, doch dieses helle, gute Mädchen, was aus irgendeinem Grund an den Ben in mir glaubte, brachte mich dazu ihn zu töten. Sie befreite mich von ihm. Danach dachte ich eine Zeit lang, dass ich selbst der Oberste Anführer sein sollte. Aber jetzt, wo ich dieses Ziel erreicht hatte, fühlte ich mich einfach nur leer.
"Ich weiß, dass der Tod von Snoke dich getroffen und durcheinander gebracht hat. Glaub mir uns geht es allen so und die ganze Verantwortung, die auf dir lastet ist alles andere als einfach, aber-" fuhr er fort, doch ich unterbrach ihn sofort. Innerlich konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Ich hatte keine einzige Sekunde meine Tat bereut.
"Du hast nicht die geringste Ahnung was Snoke für ein Mensch war Revan. Keiner von euch hat das." Was er mir angetan hatte. Zu was er mich gebracht hatte. All das verfolgte mich jede einzelne Nacht.
"Lass mich einfach in Ruhe." fügte ich noch hinzu und verschwand in mein Quartier. Revan blickte mir fragend nach, welcher nach meinen Worten schlagartig verstummt war. Und obwohl ich wusste, dass ich an meinen Erinnerungen kaputt ging und dringend jemanden brauchte, dem ich alles anvertrauen konnte, entfernte ich mich ein weiteres Mal von ihm. Wahrscheinlich würde ich ihm nie die Wahrheit erzählen können. Wir waren nicht mehr die kleinen abenteuerlustigen Jungs bei Luke, die fast jeden Tag von früh bis spät zusammen gehangen hatten. Er hätte mein Bruder sein können, so eng war unsere Freundschaft gewesen. Und nun trennte uns mehr, als was uns einte.

His Light in the DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt