Kapitel 8 - Alter Freund

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Rey

Schon sehr früh wurde ich zu Poe in die Zentrale berufen. Man hatte mir gerade mal eine Nacht gegeben, um mich von meiner Rettung und all den anderen Ereignissen bei der Ersten Ordnung zu erholen. Ich platzte mitten in eine Generalbesprechung als ich ankam, aber Poe winkte mich trotzdem sofort zu sich. Es schien wirklich wichtig zu sein.
"Rey ich habe einen Auftrag für dich."
Innerlich stöhnte ich auf. Ich war noch nicht mal einen Tag wieder hier und schon musste ich mich wieder meinen ganzen Aufgaben stellen. Doch ich war nicht eine Person die sich sowas anmerken ließ. Poe war General, er musste sich um sehr viel mehr kümmern, als ich. Deshalb schenkte ich ihm auch einfach nur ein leichtes Lächeln und fragte worum es ginge.
"Hast du jemals etwas von Lando Calrissian gehört?" Aber natürlich hatte ich das. In den Geschichten über die Macht, die Jedis, über den Fall des Imperiums und die Rebellen, hatte ich auch den Namen gehört.
"Er war doch ein guter Freund von Han Solo, hab ich recht?" Poe nickte.
"Und genau solche alten Freunde braucht der Widerstand jetzt. Er befindet sich momentan auf Coruscant, du und Chewie habt die Aufgabe ihn zu suchen und zu uns zu bringen. Außerdem wird euch R2 D2 begleiten. Geht das klar für dich?" Ich musste nicht lange überlegen.
"Ja, natürlich." Plötzlich war der neue Auftrag gar nicht mehr so übel. Eine weitere bekannte Person zu treffen, die ich sonst nur aus Geschichten kannte und den berühmten Planeten Coruscant zu sehen...es gab mit Sicherheit langweiligeres.

Als die Sonne schon sehr weit unten am Himmel stand, kamen wir auf Coruscant an. Die tief orangene Sonne spiegelte sich in den einzelnen Glasfenstern und den unzähligen Schiffen wieder, die uns entgegen kamen.
"Hast du schon mal so eine große Stadt gesehen Chewie?" Der Wookie neben mir gab einen unzustimmenden Laut von sich. Ich konnte mich, wie bei jedem neuen Planeten den ich betrat, nicht satt sehen an der Landschaft, den hohen Wolkenkratzern die, die Wolken berühren zu schienen und dem großen Senatsgebäude, dem Herz der früheren Republik. Allerdings vermisste ich dabei schmerzlich, die weiten grünen Wälder und die klaren Seen, wie sie auf Takodana vor kamen. Für einen Menschen wie mich, der seine gesamte Kindheit in einer unendlichen Wüste verbracht hatte, waren solche Orte immer noch etwas Besonderes.

Nachdem wir den Falken sicher gelandet hatten, verließ ich mit Chewie zusammen das Schiff. Zur Sicherheit ließ ich R2D2 zurück, der kleine Droide hatte nämlich um einiges mehr drauf, als man im ersten Moment vermutete. Er war schon ein treuer Begleiter von Luke gewesen und hatte davor sogar schon dessen Vater gehört.

Poe hatte einen Club als Treffpunkt vereinbart und nach einigem suchen, fand ich sie schließlich. Das Leben auf Coruscant schien nochmal ein anderes zu sein. Die Straßen waren durchzogen von bunten Plakaten und Menschen aus gefühlt jedem Winkel der Galaxis. Auch wenn es Nächte gab in denen ich mir wünschte niemals mit Finn mitgegangen zu sein, war ich in solchen Momenten froh Jakku den Rücken gekehrt zu haben.

"Ich komme ja schon Chewie." versuchte ich den Wookie vor mir zu beruhigen, der mich ungeduldig zum weiterlaufen drängte. Meine Mundwinkel wanderten wie von selbst nach oben, als ich sah wie angespannt er war. Er schien sehr aufgeregt zu sein. Wahrscheinlich hatte er Lando ewig nicht gesehen. So ganz konnte ich immer noch nicht glauben, wem ich da gleich begegnen würde. Früher hatte ich höchstens mal ein paar Erzählungen von Helden wie Luke Skywalker, Han Solo, Leia Organa oder Lando Calrissian aufgeschnappt und jetzt hatte ich sie fast alle persönlich kennengelernt.

Der Club zeigte mir erneut die Vielfalt von Coruscant auf. Kaum hatte ich den Raum betreten, drang Jazz Musik an mein Ohr und unterschiedliche Gerüche stiegen mir in die Nase. Viele weckten in mir Erinnerungen an Planeten, welche ich schon gesehen hatte. Gleichzeitig wurde mir aber auch wieder bewusst, dass es noch so viel neues gab, dass darauf wartete von mir erkundet zu werden.
Zielstrebig drängte ich mich durch die tanzenden Massen, na gut eigentlich Chewie. Jeder machte für ihn Platz, ich musste ihm nur folgen. Leider hatte mir Poe keineswegs beschrieben wie dieser Lando ungefähr aussah, aber ich verließ mich darauf das mein haariger Begleiter ihn erkennen würde, wenn er ihn sah. Doch das musste er gar nicht, denn genau in diesem Moment hörte ich "Chewie, alter Freund!" und wenig später lag der Mann auch schon in Chewies Pranken. Leider nahmen die zotteligen Haare des Wookies mir jede Möglichkeit, den Mann vor mir genauer zu mustern. Erst als die beiden sich lösten, sah ich seine gebräunte Haut, die schwarzen kurzen Haaren und das verschmitzte Lächeln, indem gleichzeitig aber auch etwas berechnendes lag.

"Hoho Chewie wen hast du denn da hübsches mitgebracht?" Ich merkte zuerst gar nicht, dass er mich meinte, erst als Chewie mich anstupste und einen Laut von sich gab, hörte ich auf ihn zu begutachten und sah ihm in die Augen.
"Ah Chewie sie heißt also Rey? Freut mich dich kennenzulernen, Rey." Zögernd schüttelte ich die Hand, die er mir hin hielt.
"Sie sind also Lando Calrissian? Wow." rutschte es aus mir heraus und ich hätte mich in der nächsten Sekunde dafür ohrfeigen können. Doch Lando lachte nur, anscheinend schien er ziemlich amüsiert zu sein, von der ganzen Situation. Ich beschloss zum Wesentlichen überzugehen. Poe hatte mir eingetrichtert, dass ich schnell sein musste, denn auch die erste Ordnung war, schon seit ein paar Monaten, auf der Suche nach Lando.
"Poe hat Ihnen sicher schon gesagt worum es geht." fing ich an und mein Gegenüber nickte.
"Der gute alte Lando muss euch aus der Patsche helfen, aber naja was tut man nicht alles für alte Freunde?" Alte Freunde. Alte Freunde, die bereits fast alle ihr Ende gefunden hatten. Ob er es wusste? Wusste er das von seinen alten Freunden nur noch Chewie übrig war?
"Wir sollten los, der Falken steht nicht weit von hier." lenkte ich wieder die Aufmerksamkeit auf das Wichtige. Alles andere musste warten, bis wir aus der Gefahrenzone waren.

"R2 mach das Schiff startklar, wir sind in wenigen Minuten bei dir!" Das zustimmende Piepsen von dem Droiden gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Zum Glück war auf ihn immer Verlass. Hinter mir unterhielten sich Lando und Chewie angeregt miteinander und ich ließ ihnen diesen Freiraum. Sie mussten sich so viel zu erzählen haben. Allerdings führte das dazu das ich zum ersten Mal seit langem, wieder einmal meinen Gedanken nachgehen konnte. In den letzten Wochen hatte ich nie Zeit dafür gehabt und ich war froh über die Aufgaben die ich beim Widerstand übernehmen musste. Sie lenkten mich ab. Nur in den Nächten kamen die Bilder erneut auf, die sich auch jetzt wieder vor mein inneres Auge schoben. Die Bilder die ich nicht vergessen konnte und die ich wahrscheinlich nie vergessen würde. Er war mein größter Feind. Ich war sein größter Feind. Und trotzdem lag es allein an ihm, dass ich noch unter den Lebenden weilte. Er hätte mich im Wald von Takodana auf der Stelle umbringen können, er hätte mich einfach Snoke überlassen können oder diesem einen Begleiter von ihm, der mich festgehalten hatte. Stattdessen hatte er mir immer wieder geholfen, mir jedes Mal aufs neue das Leben gerettet und sein eigenes dafür riskiert. Das war keinesfalls selbstverständlich und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich ihm nie dafür gedankt hatte. Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte sich die Verbindung zwischen uns nicht aufgebaut und so komisch das auch klang: Er fehlte mir. Wahrscheinlich mehr, als ich es selbst wahrhaben wollte.

"Mein altes Schiff hat sich ja doch ganz stattlich gehalten." Mittlerweile waren wir wieder inmitten der Galaxis. Ich saß mit R2 im Cockpit und ließ Chewie damit mal eine verdiente Auszeit vom Fliegen. So bekam ich auch jeden einzelnen Kommentar von Lando mit. Schon beim herein kommen hatte er alles genau betrachtet und tastete auch jetzt noch jeden einzelnen Winkel mit seinen Händen ab.
"Ihr Schiff?" fragte ich und er schaute mich erstaunt an.
"Natürlich war es mein Schiff!" sagte er entrüstet, gab aber gleichzeitig zu: "Nun ja bis mein guter alter Freund Han, es mir abgezogen hat." Kaum hatte er zu Ende gesprochen, breitete sich eine unbehagliche Stille aus. Nur das Piepsen von R2D2 und Chewies Schnarchen im Hintergrund, waren zu hören. Wir hingen wahrscheinlich beide gerade unseren Gedanken nach, dachten beide an Han Solo. An dem Schmerz, der sich in den Augen des alten Mannes vor mir widerspiegelte, erkannte ich das er es wusste. Er wusste das sein früherer bester Freund längst gegangen war und auch den Grund dafür.

Da heute Star Wars 9 in die Kinos kommt, gibt es zur Feier des Tages eine Lesenacht mit drei Kapiteln :). Das nächste erscheint wahrscheinlich gegen 20 Uhr.

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