Finn
"Verdammt, was war das gerade?" fluchte Poe und sprach damit das aus, was vermutlich in jedem von uns vorging. Ich fühlte den Schock bis tief in meine Knochen. Rey so zu sehen, hätte ich nie zu glauben gewagt. Ich hatte sie als selbstbewusste und mutige Frau kennengelernt und jetzt...Was war nur mit ihr los?
Wirklich jeder, der die Nachricht bekommen hatte, war zur Krankenstation geeilt. Connix, Rose, Lando, Chewie und sogar die Droiden. Während BB-8 und R2-D2 nur bedrückte Piepser von sich gaben, wurde C-3PO mal wieder hysterisch.
"Hoffentlich geht es Miss Rey gut, auf diesem Planeten wimmelt es doch nur so von Krankheiten! Überall Wasser und tropische Pflanzen und vermutlich auch noch giftige Arten! Ich hab es ja sofort gewusst, aber keiner wollte auf mich hören!" jammerte er ununterbrochen vor sich hin, bis BB-8 kräftig gegen ihn rollte. Insgeheim waren wir alle Poes treuen Begleiter dafür dankbar. "Das ist aber nicht nett. Ich mache mir doch nur Sorgen!" schimpfte der weitaus größere, goldene Protokolldroide den kleinen Astromech, welcher sich längst wieder mit gesenkten Kopf zurück zu R2-D2 begeben hatte.
"Die machen wir uns alle, Dreipeo. Aber dein hysterisches Geschrei hilft uns auch kein Stück weiter." versuchte ich ihm behutsam klar zu machen.
"Hysterisch? Ich?" rief der Droide empört und Poe stöhnte genervt. Er würde es nie lernen.
"Sei einfach ruhig, okay?" mischte sich Rose ein und C-3PO verstummte endlich. Dankbar nickte ich meiner Freundin zu, bevor sich dieselbe nervös an Connix wandte.
"Kannst du nochmal die Ärztin fragen? Das dauert doch schon viel zu lange."
"Rose, hab ein bisschen mehr Vertrauen. Umso öfter ich frage, umso länger dauert es. Wir sollten sie einfach ihren Job machen lassen und warten." entgegnete Poes Stellvertreterin, womit sie leider Recht hatte. Die Einzigen, die Rey helfen konnten, befanden sich mit ihr in einem Untersuchungsraum. Trotz dieses Wissens brachte mich die Warterei fast um und ein Blick in die Gesichter meiner Freunde verriet mir, dass es ihnen keineswegs anders ging. Immer wieder eilten verschiedene Ärzte auf den Gängen umher, auf dem Weg zu neuen Patienten, aber niemand konnte uns etwas zu Reys Zustand sagen.
Nach gefühlten Stunden öffnete sich endlich eine der weißen Türen und Rey wurde in einem langen Krankenbett an uns vorbei geschoben. Ihre Augen waren weiterhin geschlossen und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich ihr blasses, ausgezerrtes Gesicht sah. Die behandelnde Ärztin, die neben dem Bett lief, nickte den Schwestern noch kurz zu, bevor diese Rey in ein Zimmer brachten. Dann wandte sie sich uns zu.
"Und? Was hat sie?" drängte Poe sofort ungeduldig.
"Sie sind der Vater des Kindes nicht wahr?" Geschockt und verwirrt sahen wir uns an, nur Connix schien keineswegs überrascht zu sein. Kind? Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Rey war schwanger?
"Kind? Was für...was für ein Kind?" stammelte mein bester Freund und sah genauso durch den Wind aus, wie ich mich fühlte.
"Die Patientin ist schwanger. Zumindest noch. Wir wissen nicht, ob das so bleibt, dazu müssen wir die nächsten Stunden abwarten. Sie hatte zu viel psychischen Stress, der sich natürlich auch auf das Baby auswirkt." antwortete ihm die Ärztin. Ich fühlte mich, als hätte man mir von der einen auf die andere Sekunde den Boden unter den Füßen weggerissen. Uns hätte auffallen müssen wie abwesend Rey uns gegenüber war. Ich hätte mehr und hartnäckiger nachfragen müssen, ob wirklich alles okay mit ihr ist. Stattdessen war ich in meinen Gedanken immer nur bei Rose oder unseren Ausflügen auf Tatooine gewesen. Manchmal hatte ich meine beste Freundin mehrere Tage lang nicht gesehen und mich nicht einmal gefragt, wie es ihr gerade ging oder wo sie war. Ich hatte als bester Freund vollkommen versagt.
"Poe, das hat sie vorhin gemeint mit 'Es geht ihm nicht gut.'" Meine Stimme klang sichtlich mitgenommen.
"Sie hatte wahnsinniges Glück und braucht jetzt absolute Ruhe! Einer darf jetzt zu ihr." fügte die Ärztin noch hinzu, bevor sie zum nächsten Notfall musste. Ein paar Minuten sagte niemand etwas. Wir mussten alle mit diesen Neuigkeiten erst einmal klar kommen.
"Connix, du wusstest davon, oder?" brach ich schließlich das Schweigen und ging langsam auf die blondhaarige Frau zu. Ihr Verhalten war mehr als auffällig.
"Ja, ich wusste es. Und?" sagte sie in einem herausfordernden Ton und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
"Und? Das kann unmöglich dein Ernst sein. Wieso hast du uns nichts gesagt?" fragte ich aufgebracht weiter, aber Connix lachte nur bitter. Nach Unterstützung suchend schaute ich zu Poe, der aussah, als hätte man ihn gerade höchstpersönlich mit dem Millennium Falken um geflogen. Konnte es sein, dass...nein, das hätte er mir längst erzählt. Oder vielleicht doch? Es war unübersehbar, dass Poe für Rey Gefühle hegte, aber ich dachte immer sie hätte ihn abgewiesen.
"Da fragst du noch? Euch war es doch vollkommen gleichgültig, wie es ihr ging, so wie ihr euch benommen habt! Außerdem habe ich es auch nur durch Zufall erfahren." wies sie meine Anschuldigung gekonnt zurück.
"Stopp, mal kurz! Rey ist unsere Freundin und uns deswegen ganz bestimmt nicht gleichgültig. Was redest du denn da?" wandte Poe ein, der sich anscheinend wieder gefangen hatte.
"Ach bitte, seht der Wahrheit doch einfach mal ins Gesicht. Wir müssen uns doch nur das Mittagessen vor ein paar Tagen ansehen. Erst sagt Rose, dass Rey nicht mehr an den Tisch passt, ihr redet sowieso nur über eure blöden Rennen auf Tatooine und keiner bemerkt, dass sie völlig zusammen gesunken am Tisch sitzt und überhaupt nichts isst. Und das bei jeder einzelnen Mahlzeit!"
"Hey, so habe ich das aber nicht gemeint!" mischte sich jetzt auch noch Rose in unsere verbale Auseinandersetzung ein. Nur die Droiden, Lando und Chewie hielten sich raus.
"Ach Nein? 'Ich glaube, dass kann sie auch selber oder bist du ihr Butler? Außerdem passt hier doch niemand mehr hin.' Du warst ziemlich deutlich, Rose." Kaum das Connix zu Ende gesprochen hatte, wich Rose mehrere Schritte nach hinten zurück und Tränen traten ihr in die Augen, was sofort meinen Beschützerinstinkt in mir hervor rief.
"Kannst du mal aufhören so mit ihr zu reden? Du siehst doch, wie sehr deine Worte ihr zusetzen!" sagte ich gereizt und trat neben meine Freundin.
"Ach bitte! Wer liegt denn bewusstlos auf der Krankenstation? Sie oder Rey? Ich sage nur die Wahrheit."
"Sie hat Recht, Finn." murmelte Rose niedergeschlagen, bevor ich auch nur irgendetwas einzuwenden vermochte. Und was sie danach sagte brachte mich endgültig aus der Fassung.
"Ehrlich gesagt war ich in den letzten Wochen ziemlich eifersüchtig auf Rey. Du hast immer nur über sie gesprochen und ihr wirktet so vertraut. Erst jetzt merke ich wie lächerlich ich mich verhalten habe." Rose war schon öfters argwöhnisch gewesen was das Verhältnis zwischen Rey und mir anging, aber ich dachte eigentlich diese Zeiten hätten wir längst hinter uns gelassen. Konnte dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden?
"Rose, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass Rey und ich nur gute Freunde sind? Sie war zwar die Erste, bei der ich sein konnte wie ich bin, aber du bist meine Zukunft. Hör bitte auf dir Sorgen zu machen, okay?" Rose nickte sichtlich erleichtert und gerührt, während ich sie in eine kurze Umarmung zog.
"So, da wir uns jetzt alle beruhigt haben, schlage ich vor, dass jemand Rey einen Besuch abstattet. Sie sollte in ihrem Zustand nicht allein sein, das war sie lange genug. Und sobald es ihr besser geht, werden wir uns alle bei ihr entschuldigen." schlug Lando vor und meldete sich damit das erste Mal zu Wort, seit Reys Vorfall.
"Das ist eine fabelhafte Idee, General Calrissian." sagte C-3PO begeistert und sprach damit definitiv für uns alle. Wir hatten uns wirklich lange genug gestritten für wieder und wieder nichts.
"Geh du" sagte Poe, "Ich halte hier draußen die Stellung." Auch die anderen nickten mir aufmunternd zu. Behutsam öffnete ich die Tür und setzte mich an Reys Bett, welche immer noch tief und fest schlief. Unglaublich, was sie in sich trug. Doch wir würden das schaffen, wir würden alle ausnahmslos für sie da sein. Wahrscheinlich waren wir das viel zu lange nicht gewesen. Doch eine Frage ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Wer war bloß der Vater?
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His Light in the Darkness
Fanfiction"Du glaubst an das Helle in ihm?" Ich nickte, denn auch wenn er sich damals in dem Trohnsaal gegen das Gute, gegen mich entschieden hatte, so würde ich niemals aufhören an den Ben Solo in Kylo Ren zu glauben. Seit ich seine Geschichte kannte, seit i...