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Als die junge Frau von der Bühne stieg, das Lächeln, das sie zuvor zur Schau gestellt hatte wieder aufgebaut, ergriff Taehyung sofort die Initiative, und schlenderte auf sie zu.
Schnell schien er sie in ein Gespräch verwickelt zu haben, in dem sie ihm freundlich zu antworten schien. Ich konnte nicht erkennen, ob er ihr auf den Geist ging oder ob sie wirklich über das lachte, was er ihr gerade sagte. Sie schien zu gut darin zu sein zu verdecken, was sie wirklich fühlte. Immerhin war ihr Lächeln gegenüber dem Dorfbewohner und ihr heiterer Ton ebenfalls gespielt gewesen.
Taehyung zeigte auf mich und der Blick dieser Frau fiel neugierig auf mich. Ihr lächeln wirkte echt und interessiert. Keine Spur von Kummer oder Müdigkeit.
"Hey, komm her, Namjoon!", rief Taehyung und seufzend folgte ich der Aufforderung.
"Das ist Cho Yejin. Sie ist die Musiklehrerin des Dorfes und wird während des Frühlingsfestes ihren wundervollen Pansori performen", stellte er sie mir vor, als kannte er sie bereits jahrelang. Dann wandte er sich erneut an sie. "Und das ist Kim Namjoon, mein bester Freund, Songwriter und Musikproduzent. Er ist gerade hier im Dorf, um sich eine Kreativpause zu gönnen."
Cho Yejin hielt mir eine schmale, blasse Hand entgegen und ich schüttelte sie höflich. Sie schien ein bisschen verlegen zu sein.
"Erwarten Sie nicht allzu viel von meiner Pansori-Performance. Ich bin keine professionell ausgebildete Gwangdae und mein Fokus als Musiklehrerin liegt eher auf instrumenteller Musik", erklärte sie und bedachte Taehyung und mich mit einem entschuldigenden Blick. Ihre Stimme hatte einen besonderen Klang, das konnte man nicht bestreiten. Sie klang hell, aber gleichzeitig voll und sehr kontrolliert, selbst während sie sprach.
"Ach, damit kennen Namjoon und ich uns ohnehin nicht so sehr aus. Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf Ihren Auftritt."

Die junge Musiklehrerin lächelte und es sah beinahe erleichtert aus, wäre da nicht dieser kleine, erzwungene Ausdruck gewesen, den sie schnell sehr gut verbarg.
"Hey, Yejin! Wir haben alles bereitgestellt für die letzten Proben! Kommst du?", rief plötzlich eine tiefe männliche Stimme von der Bühne aus. Neben dem Aufbau stand einer der beiden Männer, die zuvor die Instrumente in das Gebäude hinter die Bühne getragen haben. Er war groß und muskulös gebaut, gekleidet in eine einfache Jeans und ein schwarzes T-Shirt.
"Tut mir leid, ich werde wohl gebraucht. Aber wenn Sie beide zum Fest kommen, werden wir uns wohl in den nächsten Tagen wiedersehen", sagte sie und verabschiedete sich von uns.
Schnellen Schrittes lief sie dem Mann entgegen, der ihr sofort einen Arm um die Schultern legte, als sie bei ihm ankam. Bevor sie hinter der Bühne verschwanden, warf der Typ uns noch einen düsteren Blick zu.
"Woah, ich glaube wir haben ernsthafte Konkurrenz", kommentierte Taehyung dieses Verhalten. "Dann wird wohl die schöne Gwangdae nicht zu deiner Muse werden, Namjoon. Aber keine Sorge, ich habe noch ein Ass im Ärmel."
Mein Blick schnellte zu meinem Freund. Hatte ich mich gerade verhört? Wo hatte er sich hier überall herumgetrieben, bevor er mein Haus gefunden hatte?

"Um die Frage zu beantworten, die dir auf der Stirn geschrieben steht: Ich habe hier ein bisschen im Dorf rumgefragt, um dich zu finden und bevor mir ein alter Mann gesagt hat, wo du wohnst, bin ich auf einen Typen gestoßen, der hier sowas wie eine Bar besitzt. Und was macht diese Bar so besonders ... ?", fragte Taehyung und sah mich mit einem breiten Grinsen an, als kannte ich die Antwort, weil wir beide an das selbe denken würden.
"Du hast erfahren, dass es dort eine heiße Barkeeperin gibt und jetzt musst du unbedingt in diese Dorf-Bar", sagte ich uninteressiert und Tae schüttelte enttäuscht den Kopf. Dann schlug er mir auf die Schulter.
"Nein Kumpel, ich habe erfahren, dass jeden Mittwoch, Freitag und Samstag irgendwelche unbekannten Sängerinnen und Sänger auftreten, darunter auch eine Künstlerin namens Astra Black, auf die hier wohl alle Dorftrottel abfahren", erklärte er und seine Augen glitzerten.
"So wie du das sagst, hört sie sich an wie eine Country-Sängerin mit dem Namen eines Pornostars."
Taehyung schien weder enttäuscht, noch in anderem Sinne negativ berührt von meiner uninteressierten und etwas herablassenden Antwort. Ganz im Gegenteil, er sah so aus, als hätte er meine Worte einfach überhört und blieb seiner Begeisterung treu.
"Er meinte, sie sei sein ganzer Stolz und er hätte mit ihr die ganze Dorfjugend in seine Bar gelockt. Sie muss wohl wirklich gut sein."
"So wie er denkt, dass sein Etablissement eine Bar ist, obwohl er sicherlich bloß eine alte Dorfkneipe besitzt."
Nun schmollte Taehyung, wohl doch ein wenig angegriffen von meinen Worten.

Ich machte mich auf den Weg zurück zu meinem Haus.
"Warum bist du heute so pessimistisch, Namjoon?"
"Weil du mich nervst, Tae. Ich wollte hier bloß meine Ruhe haben!", sagte ich frustriert und warf meine Arme in die Luft. So wurde es wohl nichts mit dem Wiederentdecken meiner Kreativität.
"Aber ... ich versuche dir nur zu helfen."
Ich antwortete nichts auf seine weinerliche Antwort, sondern steuerte auf das Holzhaus zu und verschwand darin, ohne die Tür zu schließen, damit Taehyung ebenfalls eintrat. Mit gesenktem Kopf schloss er die Tür, nachdem er sich im inneren befand.
"Sorry, dass ich dir so auf den Geist gehe", entschuldigte er sich und ich winkte ab. Ich wusste, dass er es nur gut meinte, eben auf seine spezielle Art.
"Oh und, ich habe meinem Fahrer gesagt, dass er sich die nächsten Tage frei nehmen kann, bis ich mich bei ihm melde. Kann ich vielleicht ein paar Tage bleiben, damit ich ihm die freien Tage nicht wieder nehmen muss?", fügte er dann hinzu und schlug bittend die Hände über dem Kopf zusammen. Ich seufzte schwer.
"Du könntest den Bus nehmen."
"Ich? Mit meinem Berühmtheitsgrad?"
"Hier hat dich auch noch niemand darauf angesprochen, dass du doch der 'ach so bekannte Kim Taehyung bist', oder?"

Der Sänger strich sich verlegen lachend über den Nacken.
"Hier vielleicht nicht, aber was mache ich, wenn ich in Seoul bin? Da erkennt mich sicherlich jemand", sagte er und da musste ich ihm leider zustimmen.
"Na schön. Wie lange?"
"Vier Tage?", fragte er und ich seufzte erneut.
"Kannst du für das eine mal nicht einen anderen Fahrer engagieren? Warum kümmert sich dein Entertainment nicht darum?"
Wieder lachte Taehyung, als wäre das alles ein schlechter Scherz, bei dem er ein höfliches Lachen aufsetzte.
"Vielleicht habe ich den Fahrdienst des Entertainments zu sehr für meinen Privatgebrauch genutzt, so dass ich alle meine Gefallen aufgebraucht habe? Sprich, ich musste meinen eigenen Fahrer für den Privatgebrauch anheuern und er hat ganz schön viel zu tun, seitdem ich meine kleine Pause eingelegt habe."
"Da hat er ja Glück, dass sie nächste Woche vorbei ist" murmelte ich und wandte mich dann wieder an Taehyung. "Na schön, vier Tage. Aber dann brauche ich wirklich meine Kreativpause, damit ich die nächsten Songs bis zu den gesetzten Ausweichterminen fertig bekomme."

Mein Freund lächelte triumphierend und ich wusste, dass es bei weitem nichts Gutes ergeben würde, wenn Taehyung hier war. Es würde vermutlich das reinste Chaos werden, besonders, wenn er jetzt schon dabei war, gefühlt jeden Dorfbewohner kennenzulernen. Nicht zuletzt die weiblichen Bewohnerinnen.
"Also gehen wir uns später Astra Black ansehen? Immerhin muss man die Zeit hier ja auch irgendwie rumbekommen", meinte Taehyung und schmiss sich auf die durchgesessene Couch im Wohnzimmer.
Ich trauerte der Stille des Tages hinterher, dem Vogelgezwitscher, dass alle paar Sekunden von Taehyungs tiefer Stimme überdeckt wurde und dem leichten Wind, der mir hätte durch die Haare fahren können, während ich vor dem Haus saß und in mich ging und meinen Gedanken hinterhertrieb. Nun musste ich wohl noch vier zusätzliche Tage warten, bis ich all das wiederhaben konnte.
"Okay", willigte ich ein. "Warum nicht, ich habe ja so oder so keine Ruhe, bevor ich nicht zustimme."
"Weise Entscheidung, mein kluger Freund, weise Entscheidung!"
Damit war es wohl beschlossen.




♫♪

[hola. ich habe mir vorgenommen, jetzt einmal die woche hier zu updaten^^
ich hoffe, ich kann es einhalten. ab nächste woche werde ich allerdings auch anfangen für's abitur zu lernen und dann muss ich mal schauen, wie schnell ich mit allen fünf stories voran komme. xD]

the most painful things  || kim namjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt