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Miraes Obacht hatte für die nächsten Tage nicht nachgelassen und so hatte ich sie kurzerhand auf einen Ausflug entführt. Wir saßen an einem See, auf einer karierten Picknickdecke, die Mirae Zuhause gehabt hatte, und aßen herzhaftes Gebäck, dass wir am Vortag gemacht hatten. Irgendwann ließen wir uns mit vollen Mägen zurückfallen und blinzelten in den blauen Himmel, während eine warme, sommerliche Brise uns streifte. Ich verschränkte meine Finger mit Miraes und drückte ihre Hand, so dass sie zu mir sah und ich schließlich zu ihr, um ihr von der Sonne vorteilhaft beschienenes Gesicht zu betrachten. In den ersten Tagen hatte ich versucht noch weitere Ähnlichkeiten zwischen ihr und Astra Black und Cho Yejin und Seol Gaeun auszumachen, aber es war wirklich schwer. Sie hatte mit Makeup wirklich gute Arbeit geleistet und sie hatte sich von ihrem jüngeren Ich, bis hin zu einer jungen Frau, ziemlich stark verändert. Mir war schließlich aufgefallen, dass Mirae als Cho Yejin der alten Seol Gaeun am ähnlichsten sah, aber man die beiden trotzdem nicht in Verbindung gebracht hätte, da doch viele Gesichtszüge anders wirkten. Mirae hatte mir erklärt, dass sie neben einfachem Makeup und verschiedenen Makeup-Methoden außerdem eine bestimmte Modelliermasse verwendet hatte, um ihre Nase anders zu formen und dadurch für Astra Black ein falsches Nasenpiercing wie ein echtes aussehen zu lassen. Das hatte scheinbar mehr Wirkung gehabt, als ich mir selbst hätte vorstellen können, denn auch, wenn mich die verschiedenen Frauen immer wieder aneinander, und an Mirae, erinnert hatten, hatten sie nie genug miteinander gemeinsam, dass ich mir wirklich sicher war.

Mirae seufzte und drehte sich zu mir, tauschte ihre linke Hand in meiner mit ihrer rechten aus und schob sich die linke unter den Kopf.
"Weißt du, was ich mich immer wieder Frage? Wie du einfach immer noch bei mir bist, ohne mich seltsam anzusehen und die ganze Zeit versuchst zu analysieren, wer ich wirklich bin. Dass du dich nie zu fragen scheinst, ob ich dich wieder anlüge oder ob mein ganzes Geständnis vielleicht eine Lüge war."
"War es denn?", fragte ich und Mirae schüttelte den Kopf. "Wieso sollte ich also die ganze Zeit daran denken, dass du mich belügst. Du hast mich nicht einmal wirklich belogen. Ich habe dich ja nie gefragt 'lebst du zufällig als drei Personen gleichzeitig'."
Sie kicherte und kniff dabei die Augen zusammen, so dass kleine, feine Fältchen um ihre Augen herum entstanden. Ich hatte das Gefühl, dass sich Mirae, trotz der gegebenen Umstände, etwas freier und erleichterter fühlte, seitdem sie mir alles erzählt hatte.
"Okay, ich muss nur immer wieder sichergehen, denn ich hätte es nicht so lange vor dir geheim halten sollen. Vor allem nicht, seitdem wir, naja, irgendwie zusammen sind?"
"Sollte das eine Frage dazu sein, ob wir zusammen sind?"
Mirae schürzte die Lippen und machte einen langgezogenen Laut des Überlegens, bis sie schließlich mit einem beinahe kindlichen Lächeln sagte: "Ja."
"Ich dachte wir wären es." Sagte ich schulterzuckend, merkte aber ein wenig Enttäuschung, da es für Mirae wohl nicht so ausgesehen hatte, als wären wir bereits ein Paar.
"Das dachte ich auch und dann habe ich meine Vergangenheit herausgekramt und dann wusste ich nicht mehr genau, ob es wirklich stimmt."
Oh. Sie musste sich wohl unsicher gefühlt haben, statt unentschieden oder unwissend. Ich rückte näher an sie heran und schlang die Arme um sie.
"Es stimmt. Ich bin dein Freund und du meine Freundin. Und denk nicht immer daran, dass ich jetzt deine Vergangenheit kenne und es dir doch übel nehmen könnte. Das werde ich nicht."
Sie schlang die Arme auch um mich und tippte ihre Nase gegen meine.
"Na schön. Wenn du mich besinnungslos küsst, vielleicht werde ich dann aufhören zu denken."
"Nur vielleicht?"
Sie lachte. "Ganz sicher."

~*~

Unter strahlend blauem Himmel dieses luftigen, warmen Sommerabends, schlenderten wir Hand in Hand zurück zu Miraes rotem Auto, mit dem sie durch die Straßen fuhr wie ein waschechter Verkehrsrowdy. Mir graute es schon vor der Rückfahrt, aber ich vertraute Mirae weitgenug, um mich wieder in ihren Wagen zu setzen. Wir verstauten Picknickkorb und Picknickdecke im Kofferraum und da drehte Mirae sich überrascht um. Ich wendete den Kopf nach hinten und sah zwei junge Frauen, die nicht gerade leise miteinander tuschelten.
"Ist sie das nicht? Guck auf das Bild."
"Bist du dir sicher? Sie sieht ihr ähnlich, aber Seol Gaeun steht auf dem Bild in einem ganz anderen Winkel."
Mein Blick huschte sofort zurück zu Mirae, die ganz versteift und mit nichtssagender Mimik neben mir stand. Sanft berührte ich ihre Hand, wodurch sie sich von dem Anblick der beiden Frauen losriss.
"Mirae, lass uns gehen."
Sie nickte, wir stiegen ins Auto und fuhren los. Auf dem Weg bat Mirae mich, nachzusehen, durch was die beiden Frauen Mirae erkannt haben konnten. Im Internet wimmelten mittlerweile fünf Artikel von eigentlich seriösen Zeitungen über das Verbleiben von Seol Gaeun. Alle Blätter zeigten ein Bild von Mirae und ihrer Mutter, vor unseren Häusern. Es war der Tag, an dem sie von ihrer Mutter gefunden worden war und das Bild war scheinbar entstanden, bevor ich eingeschritten war.

"Und?", fragte Mirae unruhig, fuhr aber so gewissenhaft, wie noch nie.
Ich schluckte. Vielleicht sollte ich ihr nicht davon erzählen, bevor wir nicht wieder zurück waren. Es könnte sie nur noch mehr beunruhigen und ich wollte Mirae so viel Ärger wie möglich ersparen, besonders beim Fahren.
"Ich zeige es dir, wenn wir da sind."
Sie nickte. "Das wäre das klügste. Aber lass uns nicht zu unseren Häusern fahren. Fahren wir zu Cho Yejin."



♫♪

[hey, ein etwas spätes update, aber ich wollte es unbedingt noch heute veröffentlichen (habe nur ca. 5 stunden gebraucht, um die knapp 900 worte zu schreiben, woups).
ich wünsche euch einen schönen wochenstart morgen!
wir lesen uns! <3]

the most painful things  || kim namjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt