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Ausgestattet mit Kopfhörern saßen Mirae und ich vor dem Mischpult, der zu dem angrenzenden, schalldichten Aufnahmeraum gehörte, in dem Taehyung bereits sein paar Kopfhörer überzog und sein Handy vor die Nase hielt, um den Text ins Mikrofon singen zu können. Ich steckte den Stick mit der überarbeiteten Melodie in die dafür vorgesehene Öffnung und wählte ihn auf dem Bildschirm aus.
"Wow, das ist ja alles ganz schön hightech hier. Ich will gar nicht wissen, wie viel so ein Mischpult kostet." Mirae strich über einen Teil der Oberfläche, der nicht mit Schaltern und Reglern versehen war und betrachtete die Anlage neugierig.
"Wenn du hier drauf drückst, startet die Aufnahme. Wir machen einen kurzen Probedurchlauf und beim zweiten Mal betätigst du den Aufnahmeknopf. Du musst nur auf mein Zeichen warten."
Als Miraes Gesicht sich aufhellte, schmunzelte ich. Um Taehyung wissen zu lassen, dass wir einen Probedurchlauf machen, schaltete ich das Mikrofon ein. Er hob den Daumen zur Bestätigung und ich gab ihm ein Zeichen, dass ich den Track einschaltete.
Der Probedurchlauf verlief beinahe reibungslos. Bei der ersten Aufnahme würde vermutlich alles glattlaufen. Mirae neben mir zog sich die Kopfhörer von den Ohren und ich tat es ihr glich, um sie zu verstehen, als sie sich an mich wandte.
"Das ist ein guter Song. Ich habe schon lange nicht mehr sowas gutes gehört. Hört Taehyung mich auch?"
Ich schaltete grinsend den Lautsprecher an, damit Mirae in die abgeschirmte Kabine sprechen konnte.
"Taehyung, das ist ein wirklich guter Song! Ich habe gerade zu Namjoon gesagt, dass ich schon lange nicht mehr sowas gutes gehört habe!" Zur Bestätigung streckte sie ihm beide Daumen entgegen und Tae fühlte sich sichtlich geschmeichelt.

Die Freude setzte sich in allen ab und sorgte für eine allgemeine Zufriedenheit innerhalb des Studios. Als dann alle wieder vollends konzentriert waren, gab ich Mirae das Zeichen, die Aufnahme zu starten. Dieses Mal sang Taehyung den Song so einwandfrei, dass es sogar meine Erwartungen übertraf. Er packte noch mehr Gefühl und noch mehr seines Talentes in den Song und nach der ersten Aufnahme war der Track schon so ziemlich fertig.
Für einige Passagen nahmen wir noch eine zweite Stimme auf und zusätzliche Backing Vocals, damit der Song einen volleren Klang erhielt, ohne überladen zu wirken.
Das bedeutete, dass wir ein wenig herumprobieren mussten und während die Stunden vergingen, hatten Taehyung und ich so viel Spaß an der Arbeit, dass wir sie kaum bemerkten. Mirae hingegen hatte sich auf die Couch im Studio zurückgezogen und als endlich alle Aufnahmen beendet waren, fanden wir sie schlafend auf der Couch vor.
Taehyung schaute verwundert auf seine teure Armbanduhr.
"Es ist schon später Nachmittag. Kein Wunder, dass sie vor Langeweile eingeschlafen ist."
Sanft berührte ich Miraes Schulter, um sie zu wecken und orientierungslos sah sie sich um, ehe sie vollkommen zu sich kam und sich aufsetzte.
"Bin ich echt eingeschlafen? Wie lange schon?" Sie rieb sich über die Augen und streckte sich dann, ehe sie aufstand.
"Keine Ahnung. Vermutlich vor einer Weile. Wir sind aber jetzt fertig."
"Oh, gut, weil ich habe einen Mordshunger."
Lachend verließen wir das Studio und unterhielten uns über den Song, den Taehyung gleich den Zuständigen vorspielen würde. Als wir an den Treppen ankamen, die in den zweiten Stock und in das Erdgeschoss führten, fiel mir ein, dass ich noch eine letzte Sache zu erledigen hatte: Meine Kündigung.

"Kann ich dich noch einmal fünf Minuten hier warten lassen? Ich gehe eben mit Taehyung über und komme dann wieder", sagte ich an Mirae gerichtet und sie nickte lächelnd.
"Natürlich. Ich stoppe die Zeit."
Ich versicherte ihr noch einmal, dass ich wirklich nicht lange brauchen würde und nahm dann mit Taehyung die Stufen nach oben.
"Willst du noch etwas wegen dem Song besprechen? Oder gibt es eine privatere Angelegenheit zu besprechen? Ich sehe die Herzen nur so um deinen Kopf herum fliegen."
Ich stieß ihn an, aber Unrecht hatte er nicht und das wusste er ganz genau.
"Ich muss noch mal in die Chefetage. Ich muss noch etwas einreichen", sagte ich und atmete einmal durch. Ich sollte es Tae vielleicht sofort erzählen. "Ich werde kündigen."
"Du wirst- WAS? Aber du hast gerade erst diesen Song mit mir produziert. Du bist wieder voll drin. Oder nicht?"
Ich schüttelte den Kopf. Auf meiner Zunge lag ein leicht bitterer Geschmack.
"Weißt du, ich glaube, der Grund, warum mir keine Ideen mehr zufliegen, wie zuvor, ist, weil ich zu versteift darauf bin etwas wirklich gutes auf die Beine zu stellen. Ich denke nicht mehr an den Spaß am Schreiben, Komponieren und Produzieren. Meine Gedanken sind erfüllt von einer Perfektion, die ich niemals erreichen kann und deshalb muss ich erst einmal den Spaß wiederfinden, ehe ich so gut sein kann, wie ich vorher war. Ich muss dieses Gefühl wiederfinden. Die Leidenschaft. Ich muss endlich beiseiteschieben, dass nicht alles perfekt sein muss, um gut zu sein. Taehyung, ich muss lernen, wieder einfach zu machen, ohne groß darüber nachzudenken, was ich mache."

Wir hielten in dem Gang an, in den wir beide wollten und schwiegen kurz, aber Taehyung schien nicht unbedingt überrascht. Es kam mir eher so vor, als würde er mich verstehen. Sein Blick war etwas bedauernd, aber verständnisvoll.
"Solange du dich wieder dafür entscheidest mit mir und den anderen zusammenzuarbeiten, wenn du das Gefühl für deine Musik wiederentdeckt hast, kann ich nichts dagegen sagen. Ich habe gesehen, wie gut dir diese Pause bisher tat. Immerhin hast du etwas gefunden, nachdem du gar nicht Ausschau gehalten hast und wer weiß, vielleicht kommen dir noch mehr unerwartete Dinge entgegen, die dir deine Musik und dich selbst wieder näher bringen. Solange kann ich hier bestimmt auf dich verzichten. Aber halt mich auf dem Laufenden!"
"Das ist kein Abschied von dir, Tae. Natürlich halte ich dich auf dem Laufenden."
"Dann solltest du jetzt wohl deine Kündigung einreichen."
Taehyung deutete mit einem Kopfnicken hinter mich, als der Vorstand gerade den Flur entlang lief und sein Büro betrat. Mein Freund schlug mir herzlich auf den Oberarm und machte sich in die entgegengesetzt Richtung auf den Weg, um endlich den neuen Song einzureichen.
Ich selbst zögerte selbst keinen Moment länger, lief zum Büro des Vorstandes und fühlte schon jetzt, wie viel leichter mir ums Herz wurde.
Das Gefühl der Freiheit, als ich wieder herauskam, war kaum zu beschreiben und ich konnte es kaum erwarten wieder zu Mirae zurückzukehren und endlich mit ihr einen schönen Abend in einem Restaurant zu verbringen.




♫♪

[hey, ich wollte euch mal kurz bescheid geben, dass ab jetzt erst einmal spontane updates folgen werden. sie werden nicht seltener, höchstens häufiger. ich komme langsam wieder ins schreiben rein (wenn wattpad mich nicht mit störungen aufhält) und ich habe überlegt, damit das alles ein bisschen ungezwungener und freier für mich wird, uploade ich die nächsten wochen immer dann, wenn ich einfach das nächste kapitel fertig habe. :)
ich hoffe, ihr seid damit einverstanden. xD
wir lesen uns beim nächsten chap! <3]

the most painful things  || kim namjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt