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Es klopfte leise an der Tür. Es war so leise, dass ich es gar nicht gehört hätte, hätte ich nicht darauf gewartet. Mirae hatte mir angeboten mit ein paar Backzutaten spontan rüberzukommen und mir etwas neues beizubringen. Sie hatte noch nicht verraten was, aber als ich ihr die Tür öffnete, fielen die vielen Blaubeeren sofort nach Miraes strahlendem Lächeln in mein Blickfeld.
"Hast du Lust auf schwedischen Blaubeerkuchen?"
"Wenn er so gut ist wie dein Erdbeerkuchen?"
Mirae trat ein und gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Mindestens so gut", versicherte sie.
Wir machten uns sofort ans Werk und da Mirae extra viele Blaubeeren mitgebracht hatte, waren wir sie die ganze Zeit am Naschen, während wir den Mürbeteig und anschließend die Blaubeerfüllung zubereiteten.
Wir füllten alles in die runde Form, schoben den Kuchen dann in den Backofen und mussten nur noch abwarten. Die Zeit nutzten wir, um alles aufzuräumen und während Mirae das Spülwasser einlaufen ließ, sammelte ich schon einmal alles zusammen und legte es neben die Spüle.
Irgendwann, als das Spülbecken schon fast randvoll war, sah ich, wie Mirae gebannt aus dem Fenster sah, die Augen weit geöffnet, die Augenbrauen zusammengezogen, den Mund zu einer geraden Linie zusammengepresst. Als ich an sie vorbeigriff und das Wasser abstellte, bevor es überlaufen konnte, erschrak sie.
Besorgt sah ich sie an und schaute dann ebenfalls aus dem Fenster.

"Tut mir leid. Ich war nur ... ich dachte nur-" Sie brach mitten in ihrer Erklärung ab und sah wieder aus dem Fenster. Mirae krallte sich an den Rand vor dem Spülbecken und atmete hörbar ein.
In dem Moment sah ich, als ich meinen Blick ebenfalls wieder hob, wie eine Frau, die mir so ziemlich im Gedächtnis geblieben war, vor unseren Häusern umherlief und scheinbar nach irgendetwas suchte. Oder na irgendjemandem.
Es war die Frau, die Mirae in diese schreckliche Panikattacke getrieben hatte, aber ich wusste, dass ich sie nicht nur daher kannte. Ihr Gesicht kam mir noch von woanders her bekannt vor. Und dieser übertrieben luxuriöse Kleidungsstil. Mir wollte nur nicht einleuchten, wo ich sie sonst noch einmal gesehen hatte.
"Wer ist das?", fragte ich Mirae, doch sie schüttelte nur den Kopf, wirkte gestresst.
Ich legte den Arm um sie, zog sie an mich und sie lehnte sich gegen mich, verbarg das Gesicht in meiner Brust und drehte sich vom Fenster weg.
"Wieso ist sie hier?" Ich konnte Mirae diese Frage nicht beantworten, ich wusste nicht einmal woher sie diese Frau kannte und welche Beziehung sie zu ihr hatte. Oder gehabt hatte, denn bei Miraes Reaktion vermutete ich, dass diese Frau wohlmöglich etwas mit ihrer unliebsamen Vergangenheit zutun hatte.

Im nächsten Augenblick ertönte ein rabiates Klopfen. Mirae zuckte zusammen.
"Ist schon okay. Ich mache einfach nicht auf, sie geht schon wieder." Ich strich Mirae über den Rücken. Sie hob den Kopf und nahm einen tiefen Atemzug.
"Nein, nein, ich kann so nicht länger weitermachen. Ich rede mit ihr und dann erzähle ich dir endlich, was es damit auf sich hat. Ich werde sie nur kurz wegschicken."
Mirae löste sich von mir und sah mich bedrückt an. Wie schnell sich die sorglose Stimmung wieder hatte ändern können und das nur durch das Auftauchen einer einzigen Frau. Ich wäre gerne mit Mirae hinausgegangen, damit sie ihr nicht alleine gegenüberstehen musste, aber so wie Mirae es mir vermittelt hatte, war das hier etwas, das sie alleine machen musste. Etwas, das sie vermutlich schon lange hätte machen sollen.
"Ich warte hier und behalte den Kuchen in den Augen." Sie nickte, gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange und hastete nach draußen. Ich konnte nicht anders und musste der Szene Folgen, die sich draußen abspielte. Ich hatte ein ungutes Gefühl, was das plötzliche Auftauchen dieser Frau anging.
Kurz nachdem Mirae das Haus verlassen hatte, sah ich, wie sie der Frau gegenübertrat. Ihr Gegenüber stemmte die Hände in die Hüften, sie schien vollkommen außer sich zu sein, während Mirae ihr scheinbar mit äußerster Ruhe entgegentrat. Ein verwirrter Ausdruck machte sich auf dem Gesicht der Frau breit. Hätte ich doch nur verstehen können, was die beiden zueinander sagten. Doch mir blieb nur das, was ich vom Fenster aus sehen konnte und mit einem Schlag wirkte die Situation nicht mehr so entspannt, wie noch Sekunden zuvor.
Die Frau machte einen bedrohlichen Schritt auf Mirae zu, die nicht zurückwich. Noch nicht. Von hier aus konnte ich jedoch sehen, dass sie die Schultern anspannte.
Als ihr Gegenüber ihr auch noch mit vor Wut verzehrtem Gesicht den Finger in die Brust bohrte, reichte es mir. Ich konnte das nicht länger mit ansehen.

the most painful things  || kim namjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt