Es war schon dunkel, als er zur Höhle zurückkehrte. Lyn war geblieben, es war der wohl sicherste Ort für sie. Außerdem hatte sie angeboten sich selbst eine ruhige Ecke zu suchen.
Als er näher kam pfiff der Wind stark um die Spitze des Berges und dunkle Abdrücke waren in den Schnee gedrückt. An den Hängen führten sie hinab. Wütend und enttäuscht schnaubte er, ließ den Beutel mit seiner Beute für Lyn in den Eingang fallen und glitt den Hang hinab, die Augen immer auf die dunklen Spuren gerichtet, so klein, dass das nur er sie in diesem Licht erkennen konnte.
Er wusste sofort, dass es Lyn war, die aus der Höhle geklettert war.Kurz darauf fand er sie. Halb erfroren saß sie im Schnee und rührte sich nicht. Ihr Herzschlag war fast verstummt.
Schnell nahm er sie in seine Klaue und trug sie wieder nach oben.
Er brachte sie zu seiner Schlafecke, rollte sich um sie herum zusammen und breitete einen Flügel über ihr aus. Dann steckte er die Nase darunter und bließ warme Luft in den Hohlraum. Er hörte, wie ihr Herz begann wieder regelmäßig zu schlagen und das Zittern erstarb. Ganz ruhig atmete sie die heiße Luft ein und schlief.
Kahn hob den Kopf wieder, um ihn auf die Klauen zu legen.
Er dachte an den Händler, von dem er ihre Sachen geholt hatte. Nur seine Waren hatten ihn interessiert, dennoch hatte er sein Pferd und seinen Wagen verlassen und war geflohen, lange bevor der Schwarze in seiner unmittelbaren Nähe war. Aus dieser Angst heraus war auch sein Entschluss gefallen das Pferd zu befreien. Denn im Gegensatz zu dem Händler war es ruhig geblieben und war ihm sogar eine Weile gefolgt. Die Tiere wussten besser als Drachen und Flügellose, dass von ihm keine Gefahr ausging. Zumindest nicht, solange man ihn nicht zum Kampf forderte.Drachenblut... Er schnaubte. Die Geschichten vom Drachenblut, ja, diese hatten viele Drachen gehört. Doch soweit er wusste, war sie bei den Reitern unbekannt, immerhin waren sie erst spät im Land erschienen. Außerdem gehörte es zu dem, was ein gefangener Drache vergaß.
"Lyn... Drachenblut... Älteste...", murmelte er leise und versuchte den Zusammenhang zu finden.
Selbst wenn sie die Geschichte des Drachenblutes betreffen sollte, warum hätten gezähmte Drachen diese Behandlung der Flügellosen zulassen sollen? Jeder Drache wäre dankbar, ein Drachenblut zu treffen. DAS Drachenblut. Oder wenigstens einen Nachfahren. Auch wenn sie die Geschichte vergaßen spürten sie doch ihre Anwesenheit.
"Reiter... Magie... Halsband...", fuhr er fort.
"Magie verhindert, dass ich ihn ablegen kann oder dass er zerstört wird.", hatte sie gesagt und auch er erinnerte sich, dass sein Feuer den Ring nicht einmal glühen ließ.
"Kaltes Eisen... Eisen... Ewiges Eis..." Immer mehr Fragen schienen sich aufzutun, doch sie fanden nicht zusammen.
"Magie verhindert, dass ich ihn ablegen kann... Magie..."
Er erinnerte sich an das Licht, das beinahe vollkommen von seinem Feuer verschluckt wurde. Es war schwach und lag auf Höhe ihres Halses, doch es konnte von dieser Magie stammen, die sie meinte.
Aber das Handeln der Reiter irritierte ihn noch immer. Außer es war von Anfang an ihr Plan, Lyn zu einer Gefangenen zu machen. Was, wenn die Reiter ihre Drachen daran gehindert hatten zurückzukehren.Sein Blick glitt zur verborgenen Wand, hinter der seine Schatzkammer lag. Neben Bergen von Gold und Edelsteinen lagerten dort auch die Herzsteine der Herausforderer. Jederzeit könnte er von ihrer Kraft zehren, doch ihr Wissen war begrenzt. Er selbst wusste mehr über die Welt, als all diese Jungdrachen zusammen. Und ältere hatten sich nie zu ihm gewagt.
Ihn kam ein weiterer, jedoch schrecklicher Gedanke zu den verschwundenen Drachen, der Lyn mehr als nur verstören würde. Sie würde ihn für alle Zeit hassen, dabei hatte er gerade begonnen sie zu mögen.
Er entschied sich, ihr diesen Teil seiner Überlegungen zu verbergen, sollten sie darauf kommen und schloss endgültig die Augen. Die Hoffnung auf einen traumlosen Schlaf wurde jedoch enttäuscht. Die ganze Nacht verfolgte ihn das Bild einer erfrorenen Flügellosen.
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Keeper
FantasyIn einer Welt, in der Drachen über den Himmel ziehen wie Vögel, war es immer Lyns Wunsch einmal mit ihnen zu fliegen. Dass die Idylle jedoch nur Illusion ist, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. In einer Welt, in der Drachen über den Himmel ziehen wi...