"Dein Volk kam über das Meer. In einfachen, kleinen Schiffen. Der Wind trug sie aus Westen an unsere Küsten und sie besiedelten das Land. Die Ebenen fielen zuerst an sie. Schreckliche Kriege zwischen den Drakar und ihnen tränkten sie in Blut.
Dann erreichten sie den großen Wald im Osten, doch der Wald wehrte sich. Die Feen versteckten sich in den Bäumen und entließen niemanden mehr. Der Wald gehört nicht zu ihrem Reich.
Im Norden zogen sie gegen die Berge. Die Felsdrachen waren ihre Herrn und sind es noch immer. Sie ließen keinen Angriff und keine Expedition zum Erfolg kommen. Viele verliefen sich in den Stollen, auf der Suche nach Schätzen, viele fielen den Tieren zum Opfer. Auch die Berge gehören nicht zu ihrem Reich.
Diese Wüste im Süden gehört niemandem. Ich bin ihr einziger Bewohner und der einsame Berg der letzte Rest der Zeit der Riesen."
Er schüttelte den Kopf. Einen Moment war er abgeschweift.
"Die Flügellosen sahen die Drachen und wollten nun auch den Himmel erobern. Sie begannen sie zu fangen und zu zähmen und machten Jagd auf die Wilden."
"Ich dachte immer, die Reiter wären zum Schutz der Länder da.", bemerkte Lyn. Khan nickte. "Ja, so geben sie sich. Doch die meiste Zeit jagen sie. Gestern... ich wurde gerufen um eine Gruppe zu retten."
Lyn sah auf. Neugierig. "Eine Gruppe?"
"Ja. Sieben der Reiter haben eine Gruppe Jungdrachen und ihren Lehrer angegriffen. Der Lehrer starb bevor ich sie erreichte, aber die Jungen konnten fliehen. Ich habe fünf getötet, bevor die letzten beiden geflohen sind."
"Warum tun sie das?"
Er schnaubte und sah in die Ferne. "Du musst wissen, ein gebundener Drache verliert seine Kraft. Er wächst nicht mehr und stirbt, wenn sein Reiter stirbt. Doch dafür gibt er seine Magie an seinen Reiter weiter. Sie werden Magier. Erzwungene Magier, keine mit einer natürlichen Begabung, die grundsätzlich schon selten ist.
Darum wollten sie Drachen selbst züchten, doch nach wenigen Generationen, waren sie nicht mehr größer als Pferde, dumm, wie ein Schaf und genauso ohne Magie. Sie waren nutzlos geworden und so begannen sie Jungdrachen zu fangen. Ein Ei wird mit dem Leben verteidigt und stirbt, wenn die Mutter stirbt, musst du wissen. Also konnten sie sich nur auf die bereits geschlüpften Drachen konzentrieren."
Lyn nickte und senkte den Kopf. "Schrecklich.", flüsterte sie und klopfte auf den Ring. "Und ein Drachenblut kann helfen, nicht wahr? Darum haben sie mir den Ring angelegt.""Nicht ein Drachenblut. DAS Drachenblut.", widersprach er. "Ich konnte mich mit einer Freundin unterhalten, als die Reiter besiegt waren. Sie setzt alle Hoffnung in dich. Sie ist der Meinung du könntest die Drachen befreien."
"Ich bin sicher nicht die, die sie sich erhofft..."
"Wer weiß. Ich war mir eine Weile auch nicht sicher, aber du hast in kürzester Zeit die Magie entdeckt und die Reiter lehnen dich ab."
"Aber dieses Drachenblut war doch auch immer ein Reiter. Und er konnte kämpfen." Sie verschränkte die Arme. "Ich bin weder eine Reiterin noch kann ich kämpfen." Sie sah zu den Waffen, die noch immer unberührt im Eingang lagen. "Ich hatte noch nie eine Waffe in der Hand."Khan schnaubte empört und schüttelte den Kopf. "Unsinn. Drachenblut und Reiter. Außerdem reitet man keine Drachen. Man hat nur die Ehre, mit ihnen zu fliegen. Aber natürlich nur, wenn der Drache einverstanden ist. Fesseln sind nichts für uns. Weder Ketten noch Bindungen."
"Entschuldige." Erschrocken wich sie zurück. Er hatte nicht bemerkt, wie er sich wütend aufgerichtet hatte. Er war laut geworden. Feuer stieg an seinem Hals auf, doch schnell ließ er den Fluss wieder versiegen.
"Schon gut. Nicht dein Fehler.", hielt er sich knapp. Der Ring glitzerte. "Ich habe eine Idee. Zuerst lernst du mit deiner Magie umzugehen und zu kämpfen, dann sage ich Leena, sie soll mit der Revolution im Geheimen beginnen. Und während sie plant versuchen wir etwas gegen den Ring zu unternehmen."
"Gegen den Ring? Aber er lässt sich nicht entfernen."
"Vielleicht doch. Mit genug Hartnäckigkeit und Hilfe."
Sie legte den Kopf schief. "Hilfe? Woran denkst du?"
Seine Kralle kratzte über den Stein. Es quietschte und sie hielt sich die Ohren zu, doch es dauerte nicht lange. "Sieh her."
Auf dem Boden war ein grobes Dreieck zu erkennen. In seiner Mitte lag ein Kreis, in seinem Inneren ein Punkt.
"Was soll das?" Sie fuhr die Linien mit dem Finger nach. Ein schwieriges Unterfangen, denn das Symbol war so groß wie sie.
"Luft. Wasser. Feuer. Erde." Er deutete auf die Ecken, zuletzt den Kreis. "Die Elemente der Drachen. Du wirst sie auch lernen. Eines, wenn du eine natürliche Begabung hast, wie andere deines Volkes. Alle, wenn du das Drachenblut bist."
"Keines, wenn du dich täuschst."
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Keeper
FantasyIn einer Welt, in der Drachen über den Himmel ziehen wie Vögel, war es immer Lyns Wunsch einmal mit ihnen zu fliegen. Dass die Idylle jedoch nur Illusion ist, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. In einer Welt, in der Drachen über den Himmel ziehen wi...