Bald nach der Ankunft Khans und Leenas legten die Schiffe der Mig ab. Ein Sturm zog von der Landseite auf. Auch Khan wollte die Mig nicht mehr auf Aqana haben. Sie sollten sich eine neue Heimat suchen, wie sie es schon einmal getan hatten.
Eine Versammlung der Drachen und Draco überwachte die Abreise. Drachen folgten ihnen aufs Meer, während der Wind die Segel blähte. Das Wasser war klar, blau und lag wie reglos da, so leicht waren die Schiffe. Es waren dieselben wie jene, mit denen sie Aqana erreichten. Mit denen sie einst eine neue Heimat fanden - und die sie nun auf eine weitere Reise begleiten würden .Kahn schüttelte den Kopf. "Wenn sie ein Land erreichen werden sich Geschichten verbreiten. Geschichten von gefährlichen, fliegenden, feuerspeienden Wesen, die sie aus ihrer Welt vertrieben haben."
"Sie werden keine Geschichten erzählen. Die Grenze ist nicht mehr weit. Außerdem haben sie sich nie für unser Wissen oder Weisheit interessiert.", meinte Leena. Die Rote stand neben ihm auf einer Klippe.
"Wissen und Weisheit sind nicht das selbe, Leena.", mahnte er. Ein Windstoß fegte über sie hinweg, blähte die Segel wieder auf und beschleunigte das Tempo, mit dem die Schiffe sich entfernten. Noch immer konnte er die einzelnen Mitglieder des Volkes ausmachen. Sie liefen eilig über von vorne nach hinten, andere kletterten die Masten hinauf, wieder andere riefen Anweisungen.
"Nun sind sie wirklich auf dem Weg fort.", murmelte er. Er hatte ihre Ankunft miterlebt und nun auch ihre Abreise. Er erinnerte sich auch noch an die Ankunft Niers und Devians, woher sie auch gekommen sein mögen.
"Ja, sie sind fort. Aber sie werden nie das Meer verlassen."Khan wandte den Kopf und sah sie an, verstand nicht sofort, was sie meinte. Eine Frage brauchte er aber nicht zu stellen, Leena antwortete auf die Stille: "Die Wasserdrachen lassen sie nicht entkommen. Niemand wird von Aqana wissen, niemand von Wesen, die die Elemente beherrschen. Wenn man zu uns kommt, dann ohne Vorurteile, ohne Vorwissen und Angst."
Er nickte. "Haben die Wächter dir das gesagt?"
"Der Wächter der Berge. Er hat sich mit den beiden anderen darüber beraten und sie kamen zu dieser Entscheidung."
"Lyn..." Khan schloss die Augen und sah sie vor sich. Sie lag in seiner Klaue, regungslos, aber Eiszahn fest umklammert. Er fürchtete sich. Zum ersten Mal in seinen Leben hatte er Angst.
"Weiß sie davon?""Du bist ihr Freund, Khan. Du musst zu ihr." Leena schüttelte den Kopf. "Von uns wurde nichts weitergetragen. Ich bitte dich, Khan. Geh zum Grab."
🐉
Es wurde schon Abend, als der Schwarze die Senke erreichte. Das Grab der Götter trug seinen Namen zu recht. Hier hatte die letzte Schlacht zwischen den Drachen und den Schatten gewütet. Hierher hatte man die Schädel Mortaghs, Rajus und Adeas gebracht, als diese plötzlich erschienen waren. Im Dreieck waren sie an den Seiten aufgestellt, den leeren Blick zum Himmel gerichtet.
Die Drachen hatten hier auch die Drachenblute aufgebahrt, wenn sie in der Schlacht gefallen waren. Hier erwartete ihn auch Lyn. Sie befand sich zwischen den fünf Vorgängern, genau hinter dem Schädel Mortaghs.
Die Schuppen fehlten, ebenso das Licht, das von ihnen ausging, doch die Flügel waren noch vorhanden. Sauber zusammengelegt auf ihrem Rücken.Langsam trat er näher. "Lyn...", begann er und blies warme Luft über ihren Kopf. Die feinen Haare flogen auf. "Es tut mir leid. Ich... ich hätte dich besser beschützen sollen. Ich habe die Anwesenheit der Schatten nicht bemerkt. Ich war blind und das gestehe ich ein. Ich hoffe du kannst mir eines Tages verzeihen."
"Du bist nicht Schuld. Du am wenigsten." Sie stand auf und drehte sich zu ihm um. Die violetten Augen strahlten im Licht des aufgehenden Mondes. "Aber trotzdem hast du mich nach der Befreiung der Schatten einfach verlassen. Dachtest du wirklich, ich sterbe so leicht?"
"Ich..." Er schüttelte den Kopf. "Ich dachte es wirklich, Lyn. Ich dachte, ich hätte dich verloren. Ich gebe mir noch immer die Schuld für alles. Ich bin der, der die Mig beobachten sollte und ich habe Devian übersehen."
"Du hast ihn nicht übersehen, Khan. Er hat sich versteckt. Gut genug, dass niemand ihn erkannt hat." Sie lächelte und legte die Hand an seine Nase. "Außerdem habe ich viel von den Geistern erfahren. Devian hat sie gezwungen, ihm zu dienen. Er hat sie verdorben und zu Schatten gemacht, ihnen seinen Willen aufgezwungen. Die Geister sind so alt wie diese Welt. Sie waren da, genau wie Mortagh. Nur, dass dieser eine fleischliche Hülle erschaffen hat. Die Geister sind reine Magie. Die Energie der Schöpferdrachen. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Nier nichts davon wusste?"Er schnaubte. "Ja. Tust du. Es ist erstaunlich das du all das am Rande des Todes erfahren hast."
Sie schüttelte den Kopf. "Nicht am Rande des Todes. Sie haben es mir erzählt nachdem ich ihnen versichert habe, dass ich Devian nicht folge. Ich wollte sie nicht unterwerfen. Sie nahmen sich meine Magie um das Land zu heilen. Es stimmt, dass es mich viel Kraft gekostet hat, aber meinen Tod hätten sie zu verhindern gewusst."
"Das Land heilen? Was meinst du damit?"
Lyn nahm die Hand weg und deutete über den Rand der Senke. "Es gibt Städte, die den Draco im Weg sind. Steinbrüche, die fast vollständig geleert wurden. Der Wald ist kleiner, als bei ihrem Erscheinen. Das wollen sie heilen und alles, wobei das Land noch Hilfe benötigt. Aber nun möchte ich dich um etwas bitten, Khan."
"In Ordnung. Ich weiß auch, was es ist. Nier und Devian. Die Schatten und Geister."
"Ja. Alles was du mir über deine Vergangenheit erzählen kannst."
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Keeper
FantasyIn einer Welt, in der Drachen über den Himmel ziehen wie Vögel, war es immer Lyns Wunsch einmal mit ihnen zu fliegen. Dass die Idylle jedoch nur Illusion ist, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. In einer Welt, in der Drachen über den Himmel ziehen wi...