Die Gefahr suchen

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Er sah zu dem dunklen, kastigen Bauwerk. "Wie kommen wir hinein? Und was macht dich so sicher, das der Jäger, der den Zauber verursacht, dadrin ist?"
"Ich bin mir sicher, ja. Du musst mir einfach vertrauen." Sie sah hoch und die gelben Augen glitzerten vor Aufregung. "Khan, vertrau mir. Ich weiß, dass er in der Festung ist. Nur wo genau nicht."
"Trotzdem passe ich kaum durch das Tor. Ich kann dich nicht begleiten. Traust du dir wirklich zu ihn allein zu suchen?"
"Khan..." Sie legte die Hand an seinen Hals. "Ich muss doch etwas tun. In der Luft ist der Zauber kaum spürbar, doch am Boden sehr wohl. Wie könnte ich es verantworten, dass wir diese Schlacht verlieren weil die Kämpfer am Boden den Verstand verlieren." Sie sah in den Himmel. "Je stärker der Regen wird, umso stärker sind die Auswirkungen des Zaubers. Wir werden verlieren, wenn ich nichts unternehme."

Besorgt sah er sie an. Ein entschlossener Blick traf den seinen. Er seufzte. "Gut. Aber du bist vorsichtig. Außerdem gehst du nicht allein." Sein Blick wanderte über das Schlachtfeld, dann in die nahen Ausläufer des Waldes. Er beobachtete einen kleinen, schwarzen Vogel und mit der Magie des Landes rief er ihn zu sich.
Der Vogel erhob sich von seinem Ast und verließ den Wald. Unbeachtete von den Kämpfenden hielt er auf ihn zu, wich den Klingen der Jäger, Soldaten und Klingendrachen aus und landete ohne einen Kratzer auf Lyns Schulter.
"Der Vogel kommt mit. Ich werde durch ihn sehen, verstanden. Wenn du Hilfe brauchst tausche ich meinen Platz mit ihm und bin sofort da.", erklärte er und der Vogel flatterte kurz mit den Flügeln.

Überrascht sah Lyn zu dem Vogel, dann Khan. "Ich wusste gar nicht, dass du soetwas kannst. Verschweigst du mir noch mehr?"
Er schüttelte den Kopf. "Darüber sprechen wir ein andermal. Genau wie über die Dinge, die du in deiner Rede in der Zuflucht gesagt hast. Nichts davon hättest du wissen können."
"Einverstanden." Sie lehnte sich noch einmal an ihn, dann drehte sie sich um und lief auf das Schlachtfeld. Er hatte Sorge um sie. Die Wirkung des Zaubers mochte durch den Regen verstärkt werden, doch wie würde er wirken, wenn sie lief und den Kontakt zum Boden nicht verlor.
Er schüttelte den Kopf. "Sei vorsichtig, Lyn."

*

Sie eilte durch die Festung, Eiszahn tötete die entgegenkommenden Jäger mühelos. Wie eine heiße Klinge durch Holz schnitt der Zahn des Schöpferdrachen durch das Fleisch der Feinde. Die Magie der Jäger und Magier in Form von Energiekugeln wehrte sie mit dem riesigen Schild ab, der als Ring versteckt in ihrer Hand lag. Es genügte ihr, die Magie hineinzuleiten um ihn zu vergrößern. Die Schuppe des zweiten Schöpferdrachen durchdrang nichts.
Doch ihre Suche dauerte zu lang, bemerkte Kahn, und sie lief langsamer, je weiter sie ins Innere der Festung vordrang. Sie zu beobachten fiel ihm nicht schwer. Gleichzeitig unterstützte er die Drachen in der Luft. Zwar konnte nur Lyn die Versklavten befreien, doch aus eigener Erfahrung wusste er, dass der Tod die wahre Befreiung war.
Lyns Fähigkeit konnte zwar den Geist kurzzeitig heilen, doch die Drachen würden nie mehr ein Teil der Welt sein. Mit der Bindung, die ihnen die Jäger aufzwangen waren sie getrennt. 

Knochen brachen unter seiner Klaue. Ein blauer Drache, ein Erbe der Meere, wurde von ihm geschlagen und fiel zu Boden. Den Jäger begrub er unter sich. Sofort konzentrierte Khan sich wieder auf den Vogel. Lyn rannte immernoch durch die Gänge. Sie wurde jedoch wieder schneller. Womöglich näherte sie sich dem Zauberer, der von ihnen verlangte, das Schlachtfeld zu erweitern. Es war der Schwachpunkt einer so großen Menge falscher Magie. Je näher man dem Anwender kam, umso schwächer wurde sie wieder. Sie verteilte sich wie ein Ring um den Zauberer.
Knochen brachen, als Lyn mit ihrer Klaue den Kopf eines Jägers an die steinerne Wand donnerte und mit Eiszahn einen zweiten enthauptete. Offenbar stärkte die gefangene Magie im Ring sie. 
Er schüttelte den Kopf. Die Jäger hatten kein Verständnis für die Natur, die Magie oder die Drachen. Es bestätigte sich wieder nur, was er bereits wusste. Wütend darüber knurrte er und sah in den Himmel über sich.
Noch immer hingen die grauen Wolken schwer und der Regen erleichterte sie kaum. Doch hatten sie sich zumindest aus dem Ring retten können und die Drachen kämpften noch verbissener und wütender gegen die Versklavten und die Jäger.

Dies war jedoch nicht das einzige, das er bemerkte. Drei braune Drachen waren es, klein und gerade 3 Jahrzehnte in der Luft. Man bemerkte sie wegen des verschlammten Bauches und durch das Kampfgetümmel kaum, er aber tat es. Die drei trugen lederne Sättel - und Jäger. Es schien, als versuchten sie zu fliehen. Eilig hielten sie auf den Süden zu, die Wüste. Doch der Sturm knapp unter den Wolken verhinderte ein schnelles Tempo. Er kam aus dieser Richtung und Khan vermutete, dass er der Macht des Aqagon entsprang.

Besorgt über die Gefahren, die die Fliehenden darstellen könnten stieg er höher.

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