Leenas Pläne

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Es vergingen Wochen, in denen sie trainierte. Beim Schwertkampf konnte Khan sie nur anleiten und ihre Stellung korrigieren. Die Magie versuchte sie zu erreichen, wenn er die Höhle verließ. Meist schlief sie bereits, wenn er zurückkehrte.
Khans Ausflüge waren ähnlich. Er kämpfte und traf sich mit Leena. Sie war eine von nur vier weiteren Drachen, die seine Vergangenheit kannten. Er hatte sie einst in einem geplünderten Nest entdeckt. Versteckt hinter dem Körper eines Elternteils. Um ihr zu helfen hatte er sie hochgehoben und in die Berge getragen. In eine Zuflucht, die nun das Zentrum der Revolution war.
"Khan!" Sie raste auf ihn zu. "Wie schön, dass du hier bist." Schnell vollführte sie eine Drehung in der Luft. "Die Planung schreitet voran. Deswegen bist du hier, oder?"
"Auch. Aber ich möchte dir etwas anbieten.", bestätigte er. Die Rote sah ihn neugierig an. "Etwas anbieten?" Er kam nicht dazu zu antworten, denn sofort wurden ihre Augen groß. "Nein. Sag nicht, ich darf sie treffen, deinen Gast."
"Wenn du möchtest. Du kannst mich später begleiten. Nun lass doch zuerst von deinen Plänen hören."

Sie strahlte. "Oh, gerne. Komm mit."
Sie führte ihn in die Mitte des Tals, das als Versteck diente. Es wimmelte hier vor wilden Drachen, die meisten noch jung oder nur wenig älter als die rote Anführerin. Als diese den Schwarzen sahen begannen sie zu jubeln. Viele erkannten ihn noch als ihren Retter, andere die Geschichten. Doch was auch außerhalb der Zuflucht über die Schwarzdrachen erzählt wurde, hier galten die Geschichten nichts. Dieses Tal stand unter seinem Schutz und das war jedem bekannt.
Dort, wohin Leena ihn führte, lag eine gewaltige Steinplatte am Boden, gestützt von steinernen Säulen.
Auf der Platte war ein detailgetreuer Umriss des Landes zu sehen, mit farbigen Steinen die Städte der Flügellosen markiert.
"Bemerkenswert. Von der Karte hörte ich schon, aber wie habt ihr sie hierher gebracht." Khan war ehrlich beeindruckt.
"Die Felsdrachen haben geholfen. Sie lag versteckt in einer Höhle, tief im größten Berg. Aber nun ist sie hier." Leena steuerte auf einen Teil der Karte zu. Viele gekratzte Zacken bildeten das Gebirge ab. Auf einem Felsen, der an der Stelle des Tals lag, landete sie. Khan folgte ihr, doch der Felsen war knapp bemessen. In einigen Jahrhunderten würde er dieses Tal nicht mehr erreichen können, geschweige denn, dass ihn dieser Felsen hielt.

Leena sah kurz zu ihm, dann brüllte sie laut. Die Drachen kamen zusammen, setzten sich auf die Karte oder blieben in der Luft.
Dann begann Leena mit lauter Stimme zu sprechen: "Freunde, Verbündete. Dies hier ist Khan. Viele von euch kennen ihn, andere kennen die wahre Geschichte seiner Art. Er ist es, der uns Hoffnung gibt unsere gefangen Brüder und Schwestern zu befreien."
Die Drachen brüllten zur Antwort, dann sah die Rote zu Khan und nickte.
"Verborgen lebt ihr hier.", begann der Schwarze und die Menge verstummte. "Und doch kennt ihr alle Geschichten, die einst die Ältesten unserer Art weitergaben. Nun, eine Geschichte kennen wir alle. Die Geschichte des Drachenblutes."
Die Menge stimmte ihm zu.
"Das Drachenblut ist jedoch keine Geschichte. Es ist eine Legende. Stets trat ein Drachenblut auf, wenn unser Volk in großer Not war. Die Götterdrachen schickten es uns. Nun sind wir wieder in Gefahr. Die Flügellosen, die einst die Drakar vertrieben, bedrohen unsere Art.
Und die Götterdrachen sehen unsere Not. Sie schickten uns ein neues Drachenblut. Ein Wesen, das von seinesgleichen verstoßen wurde, gepeinigt und gejagt. Nun ist das Drachenblut in meiner Obhut und wenn sie bereit ist werden wir kämpfen."
Die Drachen brüllten und jubelten. Die Wände des Tals verstärkten den Schall noch, sodass sie über hunderte Meilen zu hören sein mussten.

Als sie sich beruhigt hatten übernahm wieder Leena. "Das Drachenblut wird eines Tages weit genug sein, uns anzuführen. Nun dürfen auch wir unsere Vorbereitungen nicht vernachlässigen. Noch nie hat ein Drachenblut uns allein gerettet. Trainiert den Kampf, wie nie zuvor. Beobachtet den Feind und findet seine Schwachstellen. Jahrhunderte mussten wir uns verstecken. Ein paar Jahre sind kein Problem für uns.
Wachst, bis selbst die Zuflucht zu klein für uns ist und dann werden wir kämpfen." Sie brüllte und die anderen stimmten mit ein. Unter dem Jubel löste sich die Versammlung auf.

"Bewundernswert. Du bist eine fabelhafte Anführerin."
"Danke." Verlegen wich sie seinem Blick aus. "Aber es ist nicht nur mir zu verdanken, dass die Zuflucht sich vorbereitet." Sie schnaubte." Trotzdem ist noch viel zu tun. Die Wyvern sind sich noch unsicher, ob sie uns helfen. Der Wald ist verschlossen, selbst für uns."
"Ich bitte den Wald um Hilfe, wenn wir dort sind, Leena. Versprochen.", brummte Khan. Die Rote sah auf. "Ja. Du hattest es erwähnt. Du willst die Magie der Flügellosen brechen."
"Richtig. Doch dafür brauche ich alte Magie. Ich werde SIE aufsuchen. Das Drachenblut nehme ich mit. Mit ihrer Hilfe werde ich sie sicher überzeugen können."
"Es kann Jahre dauern, bis sie bereit ist. Und dann müsst ihr SIE erst finden."
Khan senkte den Kopf und stupste seine Nase an ihre. "Dann sei es so. Die Reise ist nicht das Problem sondern die Prüfungen. Ich werde vielleicht einen klugen Kopf als Begleitung brauchen."
Sie zog den Kopf zurück. "Wenn das ein Angebot ist, dann komme ich natürlich mit."

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