Kampfpläne

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"Hier. Das ist die Drachenfeste.", sagte Lyn und stellte sich neben einen blauen Kristall der sie nur knapp überragte.
"Diese Festungen gibt es häufig. Was ist daran besonders?" Leena setzte sich neben den größten roten Stein an die Küste. "Ich sage, wir greifen ihre größte Stadt an."
"Das bringt nichts. Die Jäger interessieren sich nicht für ihr Volk. Selbst die großen Städte sind uninteressant. Jetzt, nachdem sie die Abgaben für ihren Schutz geleistet haben erst recht. Wenn wir die Jäger treffen wollen, dann müssen wir hier angreifen. Überraschend und schnell, bevor sie etwas merken muss das Land um sie herum brennen."

"Es gibt zwölf Festungen.", bemerkte Khan und trat zu Lyn. "Was, wenn sie Verstärkungen schicken?"
Sie sah hoch, dann schüttelte sie den Kopf. "Nicht wenn wir den perfekten Moment abpassen. Nach den Zahlungen gibt eine große Versammlung. Die Tribute werden zusammengetragen und unter den zwölf Festungen aufgeteilt." Sie klopfte gegen den Stein und ein leiser, heller Ton erklang. "Das passiert genau einen Monat nach der letzten Zahlung. Dann sind alle Jäger für drei Tage in dieser Festung versammelt."

Die Anführer schwiegen lange. Khan musterte sie dabei. Der Basilisk kratzte auf der Karte, der Wyvern sah zwischen den Kristallen hin und her, Leena betrachtete Lyn nachdenklich.
"Einleuchtend.", bemerkte der Wyvern. "Wir treffen sie alle gleichzeitig an einem Ort."
"Wir haben jedoch auch mit viel mehr Gegenwehr zu rechnen.", bedachte der Basilisk. Er hatte aufgehört zu kratzen, da er die Karte doch nicht beschädigen konnte - oder er hatte seine Überlegung damit beendet. Die grünen Augen des Anführers lagen jedenfalls auf Lyn.
"Das mag sein, doch dieses Risiko müssen wir eingehen. Wir sind ihnen vereint zahlenmäßig überlegen. Außerdem haben wir noch die Drakar an unserer Seite. Sie halten die Bodentruppen beschäftigt."

"Das Feuer der Wyvern durchdringt jeden Schild, jede Rüstung und jede erzwungene Barriere. Das Gift der Basilisken verbreitet sich über die Luft, wenn ihr wollt." Khan schüttelte den Kopf. "Wir sind ihnen in der Nutzung der Magie überlegen, wie in der Anzahl. Die Kraft- und Klingendrachen vertreten die Erde."
"Wünschst du, dass wir zu Arra beten, damit das Meer uns auch zu Hilfe kommt?", fragte der Basilik ruhig und kratzte mit der Kralle über die goldenen Federn an seinem Hals. "Ein Kampf der Natur gegen die Jäger, wie es lauten sollte?"
Khan wollte knurren, es war ihm nicht fassbar, dass der Gefiederte nun auch noch den ersten Wasserdrachen zur Gottheit erhob. Diese hatten nicht gekämpft, als die Drakar bedroht wurden. Doch dann fiel sein Blick auf Lyn, die ihn fragend ansah. "Arra ist der erste Wasserdrache.", erklärte er knapp. "Du erinnerst dich doch an die Geschichte." Dann wandte er sich wieder dem Basilisken zu: "Nicht Arra, Federdrache." Er behielt nur schwer diese Form der Höflichkeit bei. Die Basilisken reizten ihn mit ihrer Hochnäsigkeit - oder erschien es ihm nur so? Nur weil sie auf den fliegenden Inseln lebten, die kein anderes Wesen je erreichte. "Das Meer könnte außerdem niemals so weit ins Landesinnere vordringen, ohne dass es uns mehr schaden würde als nützen. Stattdessen sollten wir zu Mortagh beten. Er soll uns Regen schicken und die Reiter aus den Sätteln fallen lassen."

"Dann bete, werter Wächter. Womöglich wird er dich erhören." Der Basilisk schnaubte. "Natürlich werden wir dennoch energischer kämpfen als die Reiter. Die Waffen, die durch eure Schuppen dringen sind selten, doch unsere Federn sind keine solchen Rüstungen. Noch dazu..." Er senkte den Blick. "Der Regen, wenn Mortagh Euch erhört, kann unsere Magie beeinflussen. Wir sind die Erben und Herrscher der fliegenden Inseln. Wasser ist nicht unser Element. Das Gift kann sich gegen die falschen richten."

"Dann kämpft in der Luft und über den Wolken.", unterbrach Lyn und die beiden sahen überrascht zu ihr. Gefährlich hatten sich ihre Flügel aufgerichtet, während sie die Klauen an die Hüfte stemmte. "Euer Gift, wie Khan schon erwähnte, könnt ihr Steuern. Also gebt es in die Luft und verändert es so, dass es die Reiter schwächt. So weit, dass seine Klinge euch nicht mehr gefährlich wird." Sie sah zu Khan, die gelben Augen glitzerten wissend. "Lasst es zu einem Gift für Mig werden, aber nicht die Drachen."

"Und du, Drachenblut? Du bist auch eine von ihnen.", bemerkte der Basilisk. Khan musste sich beherrschen, dass er den Gefiederten nicht sofort in Stücke riss, Lyn jedoch blieb ruhig. "Ich weiß. Aber ich trage auch die Magie der Drachen in mir. Solltest du dich aber dennoch um mich sorgen, werde ich mich von euch so weit es geht fernhalten." Sie lächelte. "Sollte jedoch Khans Gebet erhört werden, dann steigt auf und setzt kein Gift mehr frei. Die Drachen und Wyvern können euch schützen und ihr in gezielten Angriffen den Jägern schaden."

Der Basilisk nickte. "Gut. Das ist dein Plan und wir folgen dir. Doch mein Volk kann nur wenige Krieger stellen, vergiss das nicht."
"Natürlich. Ihr seid wenige und wollt euch nicht in einer Schlacht auslöschen lassen."
Erneut nickte er. "Du bist klug, Drachenblut.", bemerkte er. "Ich hoffe damit kannst du den Zweiflern vergeben. Bedenke, dass nicht alle so sind wie diese." Dann wandte er sich an Khan. "Und auch deine Vergebung wünsche ich mir, Herr der Himmel, so du sie mir gewähren kannst."
"Das kann ich. Vergebt auch mir, dass ich ausfallend wurde.", erwiderte der Schwarze und tatsächlich stieg das Gefühl von Reue in ihm auf. Der goldene Badilisk bat ohne Stolz oder Hochmut im seine Vergebung. Offenbar hatte er die Gefiederten falsch eingeschätzt.

"Gut. Die letzte Gruppe sind die Felsdrachen.", weckte ihn Leenas Stimme aus seinen Gedanken. Sie trat zu dem Stein, der die Drachenfeste symbolisierte. "Sie können sich um die Verwundeten kümmern. Ihre Kraft zu heilen ist selten und stark."
"Gute Idee, Leena." Lyn ging um den Stein herum. "Wir positionieren die schnellsten Flieger um die Feste herum, immer im gleichen Abstand. Wer schwer verletzt wurde soll sofort zu ihnen und zu den Felsdrachen ebracht werden. Werden die Wyvern ihnen diese Nachricht überbringen?"
"Werden sie.", bestätigte der kleinere Drache und neigte den Kopf.

"Da nun alles besprochen ist, kehren wir zurück zu den anderen. Teilen wir die Pläne und ruhen uns für den Flug aus."
"Ganz deiner Meinung, Federdrache.", stimmte Khan zu, ebenso wie die anderen. Der Wyvern, Basilisk und Leena hoben ab und ließen Khan und Lyn allein zurück.

"Verbringst du die Nacht bei mir?", fragte sie und setzte sich auf dem Boden.
Khan brummte leise. "Gern. Aber ob es dir auf dieser Platte wirklich gefällt?"
"Überlass diese Sorge mir." Sie ließ sich neben ihn sinken und sah in den Himmel. Vor den strahlenden Sternen konnte man die fliegenden Insel nur erahnen. Als dunkle Flecken verdeckten sie einige, doch nur wer genau und lange hinsah, konnte mehr erkennen.
"Ob die Basilisken mich wohl irgendwann hinauf lassen?"
"Bestimmt. Nun ist es aber Zeit zu schlafen." Um sie herum rollte er sich zusammen, legte den Kopf auf die Vorderbeine.
"Ja. Gute Nacht, Khan."
"Schlaf gut."

KeeperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt