Sie war ein Naturtalent, bemerkte Khan schnell. Jungdrachen lernten erst mit zwei Jahren zu fliegen und waren keine Meister. Doch Lyn war einfach von seinem Rücken gesprungen, hatte die Flügel ausgebreitet und war durch den Himmel gerast. Dabei lachte sie. Er vermutete, dass sie es nicht glaubte.
"Sie wird eine großartige Anführerin.", meinte Leena. Sie flog neben ihm und beobachtete das Drachenblut genauso wie er.
"Ja, bestimmt. Nur hat sie noch nie eine Armee geführt und..."
"Was und?" Sie sah besorgt zu ihm. "Was ist los?"
"Der Rubin-Teragon hat gesagt, auch die Drachen hätten Feinde und das Drachenblut sei nicht unbesiegbar. Ich mag sie und will nicht, dass ihr etas passiert."
"Du magst sie? Wie?"
"So wie dich, Leena. Ich habe mich um sie gekümmert und sie bedeutet mir nun eben viel."
"Khan, das ist doch gut. Sie hatte es schwer und mag dich bestimmt auf die gleiche Weise." Leena sah wieder nach vorne und brüllte. Sofort unterbrach Lyn ihre Manöver und ließ sich zurückfallen.
"Was ist los?", fragte sie.
"Da vorn, siehst du die identischen Berge? Dort ist unsere Zuflucht. Und das ist auch unser Ziel. Bleib solange nah bei uns, ja?"
"Versprochen."-
Khan folgte ihnen zuletzt durch die Lücke. So gewaltig diese auch für andere Drachen erscheinen mochte, er stieß mit den Flügelspitzen beinahe an die Gipfel der Zwillingsberge. Der Eingang wurde ihm in besorgniserregendem Tempo zu klein. Der Tag, an dem die Zuflucht ihm verborgen bleiben würde, rückte näher.
Doch noch war es nicht so weit und er landetete neben Leena, die sich auf die einzelne Erhebung der Karte gesetzt hatte und die Drachen versammelte.Lyn landete zwischen seinen Klauen. "Khan... ist das Aqana? Dieses Bild, auf dem wir stehen?", flüsterte sie leise. Die Drachen hätten sie zwar auch nicht gehört, wenn sie die Stimme nicht gesenkt hätte, trotzdem antwortete Khan beinahe ebenso leise: "Ja. Dieses Abbild wurde nach dem Ende der Schatten von den Verbliebenen angefertigt. Die Geflügelten trugen sie über das Land und so entstand diese Karte. Dort, die roten Kristalle, symbolisieren die Städte der Mig."
"Die Städte..." Sie betrachtete die Steine. "Wo ist das Dorf, aus dem du mich gerettet hast?"
Er folgte ihrem Blick. Die Größe der Kristalle zeigte ihre Wichtigkeit an. "Dafür gibt es keine Markierung, Lyn. Das Dorf stellt keine große Bedrohung dar. Aber wenn du es wissen willst..." Er deutete hinter die beiden größten Steine. "Ein wenig südlich dieser dort. Da hinten liegt die Wüste." Er zeichnete eine Luftlinie auf eine weite, leere Fläche aus gelbem Sandstein. Fast genau in der Mitte erhob sich ein einzelner, hoher Fels."Das... scheint nicht so weit." Er bemerkte, wie sie selbst eine Linie aus der Wüste zu Leenas Felsen zog. "Dieser Weg war weiter."
Belustigt brummte er. "Ja, gut erkannt. Sag, haben die Mig oder zumindest die Jäger auch Karten?"
Lyn nickte langsam. "Ja. Zu Beginn meiner Zeit musste ich sie studieren. Darauf waren die Fundorte der Drachen verzeichnet. Außerdem die Drachenfesten und drei große Städte." Sie deutete nacheinander auf die drei zweitgrößten Kristalle. "Mirn, Nan und Dun.""Gut davon zu wissen." Er sah zu Leena. Sie hielt eine Ansprache, doch viel hatte er sicher bereits verpasst. Während Lyn weiter über die Karte sah, legte sich seine Aufmerksamkeit auf die versammelten Drachen. Neben den Geflügelten saßen die gefiederten Basilisken und die zweibeinigen Wyvern. Diese Arten hatten sich seit jeher vor fremden Augen versteckt. Die Wyvern waren in den Bergen untergetaucht, die Basilisken auf den mysteriösen, fliegenden Inseln über den Wolken.
Beide Arten hatten hervorragende Krieger und Fähigkeiten, die ihnen in vieler Hinsicht helfen konnten. Es stellte sich einzig noch die Frage, ob sie gemeinsam kämpfen würden.Mit halbem Ohr hatte er der Ansprache gelauscht. Sie unterschied sich kaum von jener, die die rote Drachin bereits gehalten hatte. Einzig die Erzählungen über das Drachenblut waren genauer. Leena berichtete von den Segen der Wächter und ihrer Reise, den Fähigkeiten des Drachenbluts und stellte jede der alten Geschichten in den Schatten.
Er befand, dass sie an einigen Stellen übertrieb, doch er mischte sich nicht ein. Die Drachen brauchten den Glauben wenn sie in den Krieg zogen."... und hier ist sie nun!", brüllte die Rote. "Lyn. Das Drachenblut. Unsere Anführerin."
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Keeper
FantasyIn einer Welt, in der Drachen über den Himmel ziehen wie Vögel, war es immer Lyns Wunsch einmal mit ihnen zu fliegen. Dass die Idylle jedoch nur Illusion ist, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. In einer Welt, in der Drachen über den Himmel ziehen wi...