Tobender Sturm

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Schnell schlug er den feindlichen Drachen zu Boden. Wütend brüllte er und schickte gleich zwei hinterher. Die Jäger waren beleidigend im Luftkampf. Schlecht und undiszipliniert.
Er sah sich um und suchte Lyns weiße Schuppen. Unübersehbar kämpfte sie gegen einen gezähmten Drachen. Braune Schuppen und eine silberne Rüstung waren durch den Regenschleier zu sehen. Sie hatte es nicht schwer, doch galten ihre Angriffe allein dem gerüsteten Mig. Auch wenn der Drache nach ihr schlug war sie zu schnell. Sie tauchte unter seiner Klaue ab, flog an seinem Bauch entlag und stieg wieder hinauf. Die weiße Klinge in ihrer Hand durchbohrte die silberne Rüstung des Jägers und mit einem letzten Schrei stürzte er aus dem Sattel.
Unschlüssig flatterte der Gezähmte noch auf der Stelle. Es gab keinen Jäger mehr, der ihn kontrollierte, keine Stimme, von der er Anweisungen erwartete.
Lyn flog vor ihn. Behutsam legte sie die Klaue auf seine Nase und die Magie des Drachenblutes ging auf den Drachen über. Es dauerte einen Moment, dann schrie er und stürzte sich auf den nächsten Berittenen. Er verschwand im Getümmel zwischen den Wolken.

"Lyn!" Schnell flog er zu ihr und holte sie aus der Luft. Ihr Flügelschlag war langsamer geworden, das Schwert hielt sie träge in der Hand.
"Khan... ich glaube... das war zu viel. Ich bin so erschöpft..." Es fiel ihr schwer zu sprechen und er spürte die Erschöpfung, die sich ihrer bemächtigte.
"Ruh dich aus.", bot er an und sank zu Boden. Vorsichtig setzte er sie abseits der Schlachtfelder ab. Nicht nur die Kämpfe in der Luft tobten. Die Drakar kämpften gegen Mig am Boden, unterstützt von einigen Geflügelten. Am verheerendsten waren die Flammenstöße der Wyvern. Die Drakar wurden nicht verletzt, doch wenn die kleineren geflügelten Drachen eine Schneiße durch die Kämpfenden brannten kamen nur wenige mit dem Leben davon. Ihr Feuer mochte die Magie der Jäger nicht durchdringen, doch die Magie lag nicht auf den einfachen Soldaten.

"Ruhig Lyn. Bleib liegen und ruhe dich aus.", bat der Schwarze als sie sich erheben wollte. Er sah ihn den Himmel. Die Drachen waren nur als bunte Flecken zu erkennen die vor dem wolkenverhangenen Himmel wild durcheinander flogen. Auch seine Kraft ließ nach. Er konnte einzelne Kämpfer auf diese Entfernung nicht mehr identifizieren.
"Aber... Wir müssen weiter..."
"Nein!", knurrte er harscher als beabsichtigt, doch seine Freundin zuckte nicht einmal. "Du musst dich erholen. Niemandem nützt es, wenn du geschwächt von der Befreiung dich nicht selbst beschützen kannst." Er schüttelte knapp den Kopf. Etwas stimmte nicht. Seine Gedanken schienen so fern. Was hatte er gerade gesagt?

"Khan!", rief jemand und ein roter Punkt lösfe sich aus der Masse am Himmel. Ein Roter Drache landete vor ihm. "Khan.", wiederholte der Drache. Verwirrt betrachtete er sein gegenüber. Es war ein Weibchen, kleiner als er, wie alle anderen auch. Er schien ihre Stimme zu kennen. Doch woher, fragte er sich.
"Khan, ihr müsst sofort weg hier." Sie klang aufgeregt. Weg? Warum das? Warum war er überhaupt hier?
"Khan!" Die Rote brüllte und biss ihm in die Seite. "Hoch mit euch. Der Boden ist getränkt von falscher Magie. Er vernebelt eure Sinne. Der Regen. Er spült sie heraus. Nach oben!"
Falsche Magie, überlegte er, was war das noch gleich?

"Khan!" Sie kreischte hoch, stieß mit dem Kopf nach vorne und riss den winzigen weißen Drachen neben ihn in die Höhe.
"Komm endlich! Wir finden einen Platz, an dem ihr euch erholen könnt." Schnell stieg sie in die Lüfte. Er musste ihr vertrauen, sagte eine leise Stimme zu ihm. Es war seine eigene, wie er bemerkte. So folgte er der Roten durch die Luft auf die andere Seite des Schlachtfeldes.
Je weiter er sich davon entfernte umso klarer wurden seine Gedanken wieder. Er erinnerte sich wieder an Leena, die Rote, Lyn, das Drachenblut und die Mig, die Jäger, gegen die dieser Kampf tobte.

Abseits der Schlacht und außerhalb der falschen Magie wurde auch sein Blick klarer und er konnte die Drachen wieder einzeln erkennen. Jede Schuppe konnte er zählen.
"Danke Leena. Das war knapp."
Die Rote schüttelte den Kopf. "Schon gut. Ich habe es auch erst zu spät mitbekommen." Ihr Blick ging zu Lyn. "Die falsche Magie arbeitet deiner Befreiung entgegen, Drachenblut. Darum bist du so erschöpft."
"Und wie brechen wir sie?", fragte Lyn. Eiszahn lag neben ihr. Die weiße Klinge war mit Blut und nun auch Schlamm bedeckt, doch die Farbe war noch immer deutlich zu erkennen.
"Wir finden den, der die Magie genutzt hat.", schlug Khan vor. "Falsche Magie bleibt nur solange bestehen, wie der, der sie ausübt. Und solange müssen wir das Schlachfeld von der Feste entfernen."
"Gut. Ich sage den Drachen bescheid. Wir ziehen uns langsam und unauffällig zurück. Ihr beide sucht den Jäger und schaltet ihn aus. Es sollte dir Zeit verschaffen dich zu erholen."
Lyn nickte und Leena kehrte zurück in die Schlacht. Nur Sekunden später zogen sich die Drachen tatsächlich zurück und die Mig wurden aus der Festung gezogen. Im Blutrausch gefangen merkte keiner, dass sie nicht zu gewinnen schienen. Sie verließen nur die Festung - und erleichterten Lyn und Khan ihre Arbeit erheblich.

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