Zweifel

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Die Drachen brüllten vor Freude, ebenso wie die Wyvern. Es schien keinen Zweifel zu geben, dass diese den Kampf unterstützten. Doch die Basilisken blieben stumm. Misstrauisch traf der Blick eines Grünen Khans.
"Drachenblut!", rief er als die Menge verstummt war. "Das Drachenblut aus den Geschichten! Wer sagt uns, dass es nicht nur eine Lüge ist? Ein Versuch, uns Hoffnung zu machen, damit wir gegen die Flügellosen in den Krieg ziehen."
Niemand wagte die Stimme zu erheben, Lyn trat sogar einen Schritt zurück zwischen Khans Klauen. Stille hüllte die Zuflucht einen Moment ein.

"Eine Lüge, werter Basilisk?", knurrte Khan  und seine Stimme ließ die Felswände erzittern. "Willst du einen Wächter der Lüge bezichtigen?"
"Niemals, Herr der Himmel.", verteidigte er schnell. "Nicht der Lüge. Doch gestatte mir meine Zweifel. Das Drachenblut soll ein mächtiger Krieger sein. Doch jenes Wesen, das ihr uns präsentiert, versteckt sich vor mir. Außerdem rieche ich seine Angst."

Khan sah zu Lyn. Die weißen Schuppen hoben sich stark aus den Schatten ab, die er warf. Sie schien dabei zu leuchten.
Noch immer war alles still. "Lyn.", brummte der Wächter. "Was sagst du dazu?"
Sie sah auf. Nicht zu ihm sondern in der Menge herum. Dann fixierte sie den Gefiederten, breitete die Flügel aus und erhob sich in die Luft. Vor Leena landete sie, worauf die Rote ihr schnell Platz machte.

"Ich fürchte mich nicht vor Euch, Federdrache..."
Khan überraschte es, dass sie den richtigen Namen der Basilisken nutzte.
"...ich habe Sorge um all jene Drachen, die von den Mig versklavt werden. Ich fürchte mich lediglich vor dem, was uns allen blüht, wenn wir versagen - oder gar nicht erst handeln. Ohne die Drachen wird das Land sterben."
Irritiert beobachtete er sie. Es überraschte ihn, dass sie so schnell das neu erworbene Wissen nutzte. Gleichzeitig warcer auch stolz.
"Ja, ich mag keine Kriegerin sein. Doch die Wächter haben mein Erbe bestätigt." Sie strich sich über die Schuppen. "Einst war das besondere an mir, dass Feuer mich nicht verletzen konnte. Nun können es auch Worte nicht mehr. Ich weiß, was ich bin. Ich bin das Drachenblut."
Er spürte ihre Magie wachsen. Ein konzentrierter, gesteuerter Strom. Einen Moment später brachen Blumen um ihre Füße herum aus dem Fels. Auf der Karte trat Wasser aus und formte schnell kleine Bäche, die die gekratzten Flussläufe entlang flossen.
"Bestätigt und gesegnet von den vier Wächtern Aqanas."

"Denkst du, dass mich ein wenig Wasser und ein paar Blumen überzeugen?", warf der Basilisk ein. Er schüttelte den Kopf. "Nichts davon ist ein Beweis. Wir wissen nicht, ob wir dir trauen können. DU bist eine von ihnen, auch wenn du aussehen magst wie ein Drache."
Kaum hörbar knurrte Kahn. Der Gefiederte misstraute dem Urteil der Wächter und stellte Lyn als nicht vertrauenswürdig dar. Besorgt sah er zu ihr, doch sie schien ihm nicht eingeschüchtert. Im Gegenteil. Es bildete sich ein neuer Magiestrom um sie herum.
Wind erhob sich und riss die Blumen fort, deren Blüten in der Luft Feuer fingen und verbrannten.
"Ich kenne die Jäger, denn einst folgte ich ihrem Weg. Doch sie wollten mich nicht länger."
Er hörte, wie ihre Stimme stockte. Doch schnell war sie wieder fest wie zuvor.
"Sie stießen mich fort wie einen Drachen, der alt geworden war. Älter als der, der sich Reiter nennt. Sie verbreiteten Lügen unter ihrem Volk und begannen mich zu jagen. Ich habe keinerlei Gründe mehr, um ihnen die Treue zu halten."

Die gelben Augen zu Schlitzen verengt beobachtete der Basilisk sie, schwieg jedoch. Dafür trat Leena wieder eine Schritt nach vorn und rief: "Die Wächter irren nicht. Die Götterdrachen haben sie uns geschickt, weil wir ihre Hilfe brauchen. Sie kennt den Feind, die Jäger, besser als jeder von uns. Sie weiß mehr über sie, als wir in den Jahrhunderten in Erfahrung gebracht haben. Ich folge ihr, wenn sie es wünscht und wer seine Zweifel fliegen lässt, der schließe sich uns an."
Kurz lächelte Lyn, dann endete sie: "Ich bin hier, um eurem Volk bei der Befreiung zu helfen."

Langsam blinzelte er. Glücklich über ihre Worte. Ehrlichkeit und Wahrheit waren Teil ihrer Ansprache. Hohe Güter unter seinem Volk.
Khan brüllte. Er würde ihr folgen. Leena stimmte ein und schnell folgten die Versammelten. Wieder musste der Schall über viele Flugstunden zu hören sein, doch das Gebirge verließ er nicht. Diesmal mischte sich auch das hohe Kreischen der Basilisken unter. 
Wieder schien Lyn zu leuchten, die Schuppen zu strahlen wie der volle Mond in dunkler Nacht.

Die Einheit der Drachen stärkt das Drachenblut und das Drachenblut stärkt die Einheit.

Ein Satz, der ihm einst eine Stimme in den Nebeln sagte. Nun verstand er ihn. Die versammelten Drachen, Basilisken und Wyvern, die Segen und Versprechen der Wächter - sie stärken die Magie, die dem Drachenblut innewohnt. Und das Drachenblut versammelt sie, sämtliche Differenzen der Wyvernclans scheinen vergessen, die Zweifel der Basilisken endlich ausgeräumt.
"Gemeinsam sind wir stark.", murmelte er. Lyn sah zu ihm. "Ja. Gemeinsam werden wir die Gefangenen befreien."

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