6.

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Yoongi's PoV.:

Der nächste Tag kam schneller als mir lieb war. Ich war so aufgeregt, dass ich mich die ganze Zeit rastlos bewegen musste. Sei es mit meinen Händen zu spielen, die Füße auf den Boden zu trommeln, oder eben mit den Beinen auf und ab zu wippen, so wie ich es in diesem Moment tat.

Seokjin und ich saßen gegenüber voneinander im Speisesaal. Vor uns auf dem Tisch stand ein Tablett mit einem ausgewogenen Frühstück; Reis, Kimchi Suppe, gebratenes Gemüse mit Tofu und ein paar Hähnchenstreifen. Dazu gab es ein Getränk nach Wahl – ich hatte mich für Bananenmilch entschieden. Es schmeckte wirklich gut, aber ablenken konnte ich mich damit trotzdem nicht. Denn heute sollte mein erster Schultag sein und ich war nicht auch nur ansatzweise darauf vorbereitet. Ich hatte keinen blassen Schimmer was mich in dem Klassenzimmer erwarten, geschweige denn ob ich irgendetwas davon verstehen würde. Ein kleiner Teil von mir wollte einfach zu Hoseok nach oben ins Büro rennen – immerhin hatte er mir gesagt ich könne zu jeder gegebenen Zeit zu ihm kommen – aber mein Ego hielt mich davon ab. Ich wollte tapfer sein und das alleine durchstehen.

„Ist alles okay?", drang auf einmal die Stimme von Seokjin zu mir hindurch. Er redete in demselben sanften Ton wie immer und eigentlich hätte ich ihn über das Stimmengewirr der anderen Hybriden gar nicht hören dürfen, doch ich tat es trotzdem. Deutlich genug, sodass ich die anderen etwas ausblenden konnte. „J-Ja, wieso?", erwiderte ich zögerlich. „Du stocherst schon seit drei Minuten in deinem Reis herum und starrst einen unbestimmten Punkt auf dem Tisch an... Außerdem kann ich Katecholamine an dir riechen", der Hasenhybrid zog die Nase kraus, ganz so als würde ihn der Geruch stören. „Kate-... Was für ein Ding?", hakte ich verwirrt nach, denn von all den Wörtern die ich bereits wusste, befand sich dieses nicht in meinen Sprachgebrauch.
„Katecholamine ist ein Stresshormon das bei kurzzeitigem Stress ausgelöst wird. Demnach gehe ich davon aus, dass dich etwas beschäftigt".

„Oh", machte ich und nickte langsam. Ich brauchte nicht nachfragen um zu wissen woher Seokjin dieses Wort kannte. Es war offensichtlich das er es in der Schule gelernt hatte und das wiederrum ließ mich resignierend einsacken. Der Hasenhybrid schien weitaus schlauer als ich. Er konnte all den merkwürdigen Gerüchen um mich herum Namen geben, während ich sie bloß mit einfachen Worten beschreiben konnte. Und das war frustrierend. Mein Wunsch zur Schule zu gehen wurde damit automatisch größer. Das plötzliche verlangen nach Wissen übertönte sogar fast meine Aufregung und Nervosität. Aber auch nur fast.
„Ich bin nur-...", fing ich nach einer Weile des Schweigens zögerlich an, „Ich bin nur ein bisschen aufgeregt, weil ich nicht genau weiß was mich gleich erwarten wird".

„Konnte ich mir schon denken", Seokjin zwinkerte selbstsicher, „Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber, es wird Spaß machen. Die anderen Hybriden sind nett, die Lehrerin ist hilfsbereit und der Unterrichtsstoff ist leicht".
„Das sagst du so einfach...".
„Nein, wirklich. Du wirst schnell reinkommen, glaub mir".
„Aber ihr nehmt bestimmte Themen doch schon seit Wochen durch. Wie soll ich da noch reinkommen?", argumentierte ich.
„Der Unterricht baut nicht aufeinander auf. Klar gibt es manche Themen für die wir mehrere Tage brauchen, aber ansonsten wird uns alles in kleinen Portionen beigebracht", antwortete Seokjin und seine Worte besänftigten mein kleines rasendes Herz etwas. Vielleicht hatte ich so wirklich die Möglichkeit mich schneller einzufinden. Ich hoffte es jedenfalls, denn ich konnte nicht länger hinter den anderen herhinken. Ich wollte so schnell es mir möglich war zu ihnen aufholen und Namjoon und Hoseok damit stolz machen. Immerhin nannten sie mich ihr kleines Wunderkind. Diesem Namen musste ich Ehre machen. Oder es wenigstens versuchen.

Gepackt von neuer Euphorie, fing ich wieder an zu essen. Seokjin beobachtete mich dabei mit einem zufriedenen Lächeln, ehe er meine Katzenohren tätschelte und in einer übertrieben piepsigen Stimme gurrte: „So ein braves Kätzchen". Ich verschluckte mich dabei glatt an meinem Reis und fing an wild zu husten. „Nenn-... Nenn mich nie wieder K-Kätzchen!", krächzte ich ihm dann entgegen. Seokjin gackerte daraufhin wild und schlug sich auf die Oberschenkel. Und obwohl mir vor Scham die röte in die Wangen stieg, konnte ich nicht anders als leise mitzulachen.

Das Lachen verging mir jedoch ziemlich schnell, als es plötzlich zur ersten Unterrichtsstunde klingelte. Die Hybriden um mich herum erhoben sich ehrgeizig und stapelten ihre leergegessenen Tabletts auf einem Wagen. Dann strömten sie alle nacheinander aus dem Speisesaal.

Ich tat es ihnen nach, stolperte fast als ich versuchte mit Seokjin's schnellen Schritten mitzuhalten. Letztendlich griff er wortlos nach meiner Hand und zog mich hinter sich her, damit ich auch ja nicht unter den anderen verloren ging. Ich war ihm dankbar dafür, hinsichtlich dessen das die meisten einen ganzen Kopf größer als ich waren. Wahrscheinlich hätten sie mich einfach übergetrampelt, wenn der Hasenhybrid mich nicht dicht bei sich gehalten hätte.

„Du kannst neben mir sitzen, wenn du willst", sprach er beiläufig, während wir das Klassenzimmer betraten. Es war groß, mit einer riesigen Tafel direkt an der Tür und Tischen, die ordentlich aufgereiht davorstanden. An jedem Tisch konnten jeweils zwei Personen sitzen und ganz offensichtlich war Seokjin's Platz an der Fensterfront, denn er zog mich auf direktem Wege dorthin.
„Setz dich", forderte er mich auf und zog mir den Stuhl zurück. „Danke", murmelte ich abgelenkt, die Augen immer noch durchs Klassenzimmer schweifend. Ganz hinten gab es ein Schrank, auf dem in Kübel grüne Pflanzen standen. Außerdem hingen Plakate und Bilder an der Wand, vermutlich alte Gruppenprojekte. Es ging dabei um den menschlichen Körper, verschiedene Emotionen und wie man auf sie zu reagieren hatte, Psychologie, Hormone... Das alleinige durchlesen von ihnen brachte mich zum Staunen.

„Hey Seokjin, wie geht's?", eine unbekannte Stimme drang plötzlich an mein Ohr und ich richtete neugierig den Kopf nach vorne. Ein Hundehybrid saß an dem Tisch vor uns und hatte sich zu uns umgedreht. „Guten Morgen, Jaehwan", lächelte Seokjin, „Mir geht es gut und dir?".
„Mir auch. Haben wir Neuzuwachs bekommen?", seine Augen landeten auf mir und ich brauchte keine Sekunde um zu erkennen, dass er aus der Alpha-Klasse stammte. Ich schluckte trocken, denn das hier war offiziell meine erste nähere Begegnung mit einem Alpha. Bis jetzt hatte ich sie nur von weitem aus ihrem Wohnungstrakt gesehen. Und obwohl ich wusste das es keine großen Unterschiede zwischen uns gab – lediglich der, dass Alphas emotional belastbarer sind als Omegas und dadurch ein höheres Selbstbewusstsein verspüren – machte mir sein starrender Blick Angst.

„Hör auf damit", zischte Seokjin ihn an und verpasste ihm einen Schlag gegen den Oberarm, wodurch er sich von mir abwendete und gespielt verletzt heulte. Dann sah Seokjin mich an und lächelte beschwichtigend. „Yoongi, das ist Jaehwan. Er kann ziemlich frech werden, also nimm es nicht persönlich, wenn er dich ein bisschen ärgert".
„Yoongi heißt du also", sagte genannter Hundehybrid und streckte mir seine Hand entgegen, „Freut mich dich kennen zu lernen". Etwas zögerlich erwiderte ich seine Geste. „Freut mich auch", die Worte kamen bloß genuschelt über meine Lippen und Seokjin stöhnte genervt aus. „Du hast ihn verschreckt, Idiot", Jaehwan fing sich einen zweiten Schlag gegen die Schulter ein. „Tut mir leid, das war nicht meine Absicht".
„Und du wunderst dich, warum die ganzen Omegas wie ein Schwarm Bienen vor dir flüchten...".
„Ich kann da nichts für, wirklich", unser Gegenüber schmollte etwas und plötzlich sah er gar nicht mehr so gruselig aus, wie vor ein paar Sekunden noch. Ein amüsiertes Grinsen brach auf meinen Lippen aus.
„Nächstes Mal solltest du dein Gemüt besser kontrollieren".
„Aber sieh doch, er findet es lustig", der Hundehybrid deutete auf mich, woraufhin ich augenblicklich versuchte meine Gesichtszüge zu zügeln. Scheinbar sah ich dabei so lustig aus, dass die beiden laut zu lachen anfingen. Beschämt kicherte ich mit.

Dabei vergaß ich komplett das ich gerade in einem mir unbekannten Klassenraum saß und kurz davor war, meine erste Unterrichtsstunde zu erhalten. Das viele Lachen nahm mir merklich meine Aufregung.

Hier lernt ihr noch was über Stresshormone und so. Biologie Unterricht braucht ihr nicht mehr, ihr könnt einfach meine Story lesen haha xD

Ich hoffe es hat euch gefallen ^^

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt