36. (NamJin Special)

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Namjoon's PoV.:

Nach dem Erwachen von Park Jimin kehrte endlich wieder Ruhe ins Life Companionship Center ein. Der viele Papierkram war erledigt und da ansonsten keine Veranstaltungen anstanden, konnte ich mich entspannen. Wenigstens etwas, denn nichtsdestotrotz galt es immer noch ein bisschen Arbeit zu tun. Wir hatten ein Herbstfest in Planung, die Duschräume der Alphas mussten unbedingt repariert werden, es galt nach neuen Sponsoren für Musikinstrumente und andere Schulmaterialien zu suchen und nach einem neuen Gärtner. Der Letzte hatte nach nicht einmal drei Tagen, wegen einer versteckten Tierhaarallergie, gekündigt. An sich ist das ja kein Problem, aber wir haben einen Mangel an vernünftigen Gärtnern und es bewerben sich größtenteils nur die dümmsten Idioten auf den Job.

Allein die Bewerbungen mancher Leute waren zum Verrückt werden. Wenn es bereits dabei haperte die Adresse richtig zu schreiben, oder den ersten Satz anregend zu gestalten, landeten die vielen E-Mails und Briefe gleich in meinem Papierkorb. Natürlich hätte ich diese Arbeit auch Hoseok überlassen können, aber nach unserem Streit verhielt ich mich in seiner Gegenwart immer noch ein bisschen vorsichtig. Ich wollte ihm nicht die nervige Arbeit zuschieben, als wäre er mein Sklave, der keine andere Wahl haben würde, als sie zu erledigen. Er hatte Schonzeit.

Aber ich konnte von Glück reden, dass ich beinahe jeden Tag um 16:00 Uhr Besuch von Seokjin bekam. Er schlich sich immer am Nachmittag zu mir und lenkte mich ab. Wenigstens für einen kurzen Zeitraum.

So war es auch heute. Ich hatte bereits um 15:43 Uhr sämtliche Seiten und Ordner auf meinem PC geschlossen und wartete geduldig auf ihn. Der Hasenhybrid erschien um punkt 16:00 Uhr vor meiner Tür, klopfte an und steckte dann den Kopf durch einen kleinen Türspalt zu mir durch. „Hey", lächelte er, ehe er vollends zu mir in den Raum schlüpfte. „Hey, Jinnie. Wie geht's dir?", begrüßte ich ihn. Allein sein hübscher Anblick sorgte für einen Neustart in meinem Kopf und ich vergaß alles, was mir gerade in diesem Moment Sorgen bereitete. „Mir geht's gut. Und dir? Du siehst ein bisschen müde aus...", er schnupperte in der Luft herum, „Und gestresst".

„Ja", gab ich langgezogen von mir, denn das war nichts Neues mehr. Seokjin sagte jedes Mal dasselbe, wenn er zu mir kam. Scheinbar konnte man 24/7 den Stress an mir riechen und das musste seine kleine Stupsnase unheimlich verwirren.

„Übernimmst du dich schon wieder?", fragte er nach, während er auf mich zu ging. Kurz vor meinem Schreibtisch blieb er dann stehen, stützte sich auf dem dunklen Holz ab und beugte sich zu mir vor, um eine Hand auf meine Stirn zu legen. „Fieber hast du jedenfalls nicht... Nichtsdestotrotz solltest du dir eine Pause gönnen", stellte er fest. Daraufhin verließ seine Hand mein Gesicht und er setzte sich mir gegenüber auf einen der Sessel. „Ich habe gerade meine wohlverdiente Pause", lächelte ich ihn an. „Nein, ich meine das du auch mal Pause machen musst, wenn ich nicht da bin... Oder muss ich jetzt etwa jeden Vor- und Nachmittag kommen?", Seokjin verschränkte mit einem süßen Schmollen die Arme ineinander. „Nein, du hast doch Unterricht", winkte ich ab. „Na und? Den kann ich gegebenenfalls auch schwänzen", brummte er und ich konnte ihm ganz genau ansehen, dass er das absolut ernst meinte. „Wehe du schwänzt deinen Unterricht. Dann bin ich enttäuscht", warnte ich ihn vor. „Ich bin auch enttäuscht von dir! Du sorgst nicht für dich und übernimmst dich immer mehr! Ich hasse es dich so erschöpft zu sehen", der Hasenhybrid stand auf, drauf und dran aus dem Raum zu stürmen.

„Okay, okay. Ich werde dir versprechen mehr auf mich acht zu geben, ja? Und jetzt setz dich wieder hin... Ich habe dich vermisst", sprach ich auf ihn ein. Seine Wangen nahmen augenblicklich die Farbe einer Tomate an und er ließ sich ohne weitere Wiederworte zurück in den Sessel fallen: „O-Okay".
„Gut", seufzte ich erleichtert und um das Thema zu wechseln fragte ich, „Hast du schon irgendwas Neues von unserem Zuwachs gehört? Den Alpha-Hybrid Jimin, meine ich".

„Oh, ähm... Ja, er ist nett. Genaugenommen ist er sogar sehr nett. Er unterscheidet sich ziemlich von den anderen Alphas, ist keineswegs so draufgängerisch und wild wie sie, aber er ist auch nicht so zimperlich wie einige Omegas. Außerdem hat er ein sehr fürsorgliches Wesen, was man von den meisten Alphas nicht behaupten kann. Also ja, Jimin ist in jederlei Hinsicht wohl besonders", erklärte Seokjin. Das waren Neuigkeiten, die ich gerne hörte. Zugegeben hatten Jimin's Gene anfänglich keineswegs so gut gewirkt, wie die von Min Yoongi. Aber der Hundehybrid entwickelte sich ziemlich gut. Als Alpha trug er eine mentale Stärke in sich, die es ihm möglich machte selbst in stressigen Phasen einen kühlen Kopf zu bewahren. Mit der Sozialkompetenz eines Omegas – keine Ahnung, wo er diese Feinfühligkeit hernahm – war er nahezu perfekt. Lediglich in der Schule haperte es noch ein wenig, doch Taeyeon hatte mir bereits versichert, dass er sich in den kommenden Tagen verbessern würde und dann wohlmöglich zum Stolz des Life Companionship Centers werden würde.

„Das ist gut... Habt ihr euch auch mal unterhalten?", fragte ich neugierig nach, in der Hoffnung mehr über Jimin herauszufinden. Immerhin verstanden sich die Hybriden am Besten miteinander. Es gab also keinen besseren Informanten, als Seokjin. Dieser zog die Nase kraus und erwiderte schließlich: „Wir haben erst gestern gemeinsam unter dem Baum draußen gesessen und den Anderen beim Fußballspielen zugesehen. Es war am Anfang ein bisschen merkwürdig, weil Jimin unfassbar ruhig und liebevoll zu uns war. Aber ich denke wir haben uns angefreundet". Er lächelte verträumt, sichtlich glücklich über die neue Bekanntschaft. „Das freut mich für euch", sagte ich. Doch noch bevor ich eine weitere Frage stellen konnte, platzte der Hasenhybrid mir ins Wort. „Jetzt bin ich dran mit den Fragen! Wie geht es Yoongi? Hast du mal wieder etwas Neues von Hoseok gehört?", wollte er wissen.

Ein amüsiertes Kichern verließ meine Kehle. Denn genauso oft wie Seokjin sich über den Geruch von Stress an mir aufregte, fragte er auch um das Wohlbefinden seines besten Freundes. Er mochte ihn wirklich sehr und vermisste ihn, dass konnte man dem Hasenhybrid deutlich ansehen. Die Art und Weise wie seine Augen hoffnungsvoll leuchteten, wenn er nach ihm fragte, verriet ihn.

„Yoongi geht es gut. Sein Zustand hat sich deutlich verbessert. Angeblich soll er gestern sogar mit Hoseok durch die Wohnung getanzt haben, aber ehrlich gesagt kann ich mir das kaum vorstellen", erzählte ich. „Was, wieso das denn nicht? Vielleicht mag Yoongi das Tanzen", überlegte Seokjin. „Vielleicht... Aber vielleicht brauchte Hoseok auch einfach nur eine gute Ausrede für seine 15 Minuten Verspätung", ich zuckte unwissend mit den Schultern. „Ich bitte dich... Wieso sollte er sich sowas ausdenken?", hakte Seokjin ungläubig nach. „Weil er ganz genau weiß, dass er mich mit niedlichen Stories besänftigen kann", gestand ich offen. „Als ob", er sah mich überrascht an, „Du bist ein Opfer für niedliche Stories? Wahrscheinlich auch für schnulzige Liebesfilme und romantische Dates, huh?".

„Ich weiß, ich sehe nicht danach aus, aber ja...", seufzte ich, meinen Blick dabei durchdringlich auf den Hasenhybrid gerichtet. Am liebsten hätte ich ihm in diesem Moment offenbart, dass ich schon mehrere Male davon geträumt hatte, mit ihm auf eines dieser romantischen Dates zu gehen. Er war mir in den letzten Wochen einfach viel zu sehr ans Herz gewachsen, hatte sich so fürsorglich um mich gekümmert. Und wenn wir nicht beide im Life Companionship Center festhängen würden, dann hätte ich ihn schon lange adoptiert. Aber das konnte ich nicht. Denn obwohl er meine eigene Kreation war, wusste ich das sein Leben außerhalb dieser Mauern lag. In einer Familie, oder einem Kindergarten. Irgendwo, wo er helfen konnte. Dafür hatte ich ihn immerhin erschaffen. Nicht, um mich in ihn zu verlieben und ihn bei mir zu behalten.

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Unerwartetes Namjin Special ~ Ich hoffe es hat euch gefallen. Nächstes Mal geht es wieder bei YoonSeok weiter ^^

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt