Hoseok's PoV.:
„Sie haben ihn mir weggenommen. Ich habe keinen Plan wo er ist und wie ich ihn wiederholen kann", sprach ich leise, meine Hände dabei unruhig mit einem Stift spielend. Namjoon, der gegenüber von mir auf einem Stuhl saß, seufzte hörbar. Er sah müde aus. Vermutlich, weil ihm der ganze Stress in den letzten drei Tagen wirklich zu schaffen gemacht hatte. Erst hatten wir mit einem verhöhnenden Artikel in der Zeitung gestanden. Die Schlagzeile: „Mitarbeiter vom Life Companionship Center hält Hybrid versteckt", ganz großgeschrieben. Danach hatte man uns mit einem Haufen Reporter überrannt. Und das auch noch inmitten unseres jährlichen Herbstfestes, was für große Aufregung bei den Hybriden gesorgt hatte. Es war das reinste Chaos gewesen. Unsere Firma stand mal wieder an ihrem Abgrund.
„Wir hätten ihn von Anfang an bei uns behalten sollen... Wäre ich doch nur konsequenter gewesen", brummte Namjoon, sein Blick dabei starr auf meinen Schreibtisch fixiert. Ich legte den Stift in meiner Hand beiseite und lehnte mich zurück, schüttelte den Kopf: „Nein, wir hätten einfach vorsichtiger sein sollen. Ich bin nachlässig geworden, weil ich-... Weil ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt habe. Auf einmal ging es nicht mehr darum ihm Unterschlupf zu gewähren. Es ging darum ihn glücklich zu machen und jeden Tag so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten".
„Gib nicht dir die Schuld. Mir wäre das gleiche passiert, wenn es um Jin gegangen wäre", winkte er ab. „Jin? Du meinst Seokjin?", hakte ich nach, plötzlich aufgeweckt aus meiner verzwickten Gedankenwelt. „Ja, Seokjin. Der Hasenhybrid ist mir echt ans Herz gewachsen. Wenn ich bloß daran denke, dass er in weniger als einem Jahr seinen Abschluss hat und dann bereit ist, von einer Familie gekauft zu werden... Ich hasse den Gedanken", antwortete er. „Kannst du ihn nicht einfach adoptieren? Du bist doch der Boss hier", schlug ich vor. „Schon, aber-... Das gehört sich nicht. Das wäre unprofessionell und was sollen denn die Mitarbeiter denken. Wenn es ganz blöd kommt, haben wir wieder einen Zeitungsartikel am Hals", Namjoon schüttelte den Kopf, „Nein, ich will das es Seokjin gut geht. Das er in eine wohlhabende Familie kommt und dort seinen Pflichten als Hybrid nachkommt. Vielleicht kann ich ihn ja ab und zu besuchen".
Ich schwieg betroffen, wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Ehrlich gesagt war ich auch viel zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, als das ich mir den Kopf über Namjoon's Liebesleben zerbrechen konnte.
„Ist ja auch egal. Denk erstmal an dich selbst. Du brauchst eine neue Wohnung und danach können wir uns um Yoongi kümmern. Meinetwegen helfe ich dir auch bei der Suche", fuhr mein bester Freund fort. „Danke. Ich habe mich die letzten Tage schonmal nach einer neuen Unterkunft umgesehen, aber der Wohnungsmarkt in Seoul lässt gerade zu wünschen übrig. Viel zu kleine Wohnung, für viel zu viel Geld. Etwas gescheites zu finden wird Monate dauern. Dabei habe ich nur drei Wochen Zeit. Das ist das Limit, welches mir meine Vermieterin gegeben hat", erklärte ich ihm. „Scheiße, nur drei Wochen? Dann solltest du in den nächsten fünf Tagen etwas finden und die Wohnung direkt nehmen. Ansonsten wird das nichts. Wobei du notfalls auch bei mir wohnen kannst. Nur dein ganzes Zeug passt bei mir wahrscheinlich nicht rein", überlegte er laut. „Ja, wahrscheinlich...", ehrlich gesagt konnte ich unserer Konversation nicht mehr richtig folgen. Stattdessen musste ich die ganze Zeit an Yoongi denken. Was er gerade tat, wie es ihm ging und wo er sich befand. Ob die Leute ihn gut behandelten? Ob er vielleicht immer noch Bewusstlos war?
Mit Gedanken wie diesen ließ es sich extrem schwer arbeiten. Es endete darin, dass Namjoon mich freistellte. Ich durfte zuhause bleiben und nach Wohnungen Ausschau halten. Währenddessen schickte mein bester Freund mir ebenfalls Angebote. Ich fing an den Vermietern zu schreiben und vereinbarte Treffen. In den nächsten zwei Wochen hatte ich ganze 32 Besichtigungen. Von morgens bis abends. Es war verdammt anstrengend, vor allem, weil einige der Wohnungen auch weiter weg positioniert waren. Aber es lohnte sich. Denn zwischen viel zu kleinen und muffigen Wohnungen, fand ich eine die etwas größer war und sogar Haustiere – einschließlich Hybriden – erlaubte. Ich nahm diese Wohnung ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden. Erst im Nachhinein bereute ich meine Entscheidung ein wenig, denn sie lag im obersten Stockwerk, hatte keine Fenster im Badezimmer, sondern nur eine Dunstabzugshaube und eine hässliche Aussicht auf ein großes Einkaufsland. Doch der Gedanke, dass ich hier bald gemeinsam mit Yoongi leben würde, heiterte mich ein wenig auf.
In den folgenden Tagen war ich mit einem äußerst problematischen Umzug beschäftigt. Alles was hätte schief gehen können, ging schief. Es war, als würde der Himmel gegen mich stehen. An einigen Abenden bekam ich deswegen sogar einen mentalen Zusammenbruch. Doch als ich dann inmitten einer weiteren tränenreichen Nacht die Nachricht von Namjoon bekam, dass er Yoongi gefunden hätte, sammelte ich mich wieder. Angeblich war der Katzenhybrid in einem weit entfernten Hybriden Heim untergebracht. Eines, welches außerhalb der Stadt lag.
Natürlich setzte ich mich gleich am nächsten Morgen in mein Auto und raste mit Höchstgeschwindigkeit zu der Adresse, die Namjoon mir gegeben hatte. Genauso wie ich es mir bereits vorgestellt hatte, sah das Heim ein bisschen heruntergekommen aus. Dessen riesige Fassade war mit Efeublättern zugewuchert und die Eingangstür knarzte laut, als ich durch sie hindurch in den Eingangsbereich trat. Augenblicklich wurde ich von dem fröhlichen Geschrei zweier Hundehybriden begrüßt, die sich durch die Flure jagten. Eine Erzieherin versuchte die beiden zu bändigen, indem sie ihnen hinterher schimpfte, doch die beiden scherten sich nicht darum.
„Wie kann ich Ihnen helfen?", hörte ich plötzlich eine weibliche Stimme zu meiner linken. Dort saß eine alte Frau an der Rezeption, ihre weißen Haare zu einem strammen Dutt zusammengebunden. Sie beäugte mich aus ihren strengen Augen wie ein widerliches Insekt, dass gerade ihr Reich betreten hatte. „Ich bin hier um einen Hybrid zu adoptieren. Genaugenommen einen Katzenhybrid namens Min Yoongi", antwortete ich ihr, trat dabei an ihren hochgelegenen Tisch ran. „Min Yoongi", murmelte sie und tippte etwas auf ihrem Computer herum. Die fünf Sekunden, die sie brauchte um die Akte des Jüngeren zu finden, fühlten sich an wie Stunden. In der Zwischenzeit betete ich zu allen erdenklichen Göttern, dass er noch nicht adoptiert wurde. Dass das Glück dieses Mal auf meiner Seite sein würde.
„Ah, Sie meinen unseren kleinen Ausreißer", summte sie bestätigend. „Ausreißer?", wiederholte ich. Mein Herz rutschte mir augenblicklich in die Hose und ich vergaß das Atmen vollkommen, als die alte Frau genervt seufzte. „Ja, der Kleine hat es Faustdick hinter den Ohren. Er aus dem zweiten Stock gesprungen und hat sich aus dem Staub gemacht. Keine Ahnung, wo er hinwollte, aber bis jetzt ist er nicht aufgetaucht", erwiderte sie. „Bitte was?! Seit wann ist er weg?!", platzte es energisch aus mir heraus. „Beruhigen Sie sich... Er ist erst seit gestern Abend weg. Mal schauen, ob er heute Mittag zu uns zurückkehrt. Wenn nicht, dann rufen wir natürlich die Polizei an. Aber wir wollen mal nicht so pessimistisch sein", winkte sie ab. Ich schnaubte entsetzt aus, drauf und dran diese Frau in die Hölle zu schießen. Dabei war es nicht einmal ihre Schuld, dass Yoongi abgehauen war.
„Soll ich Ihnen bescheid geben, wenn der junge Herr wieder eingetroffen ist?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen nach. „Ja, natürlich!", pampte ich sie an, nicht gewillt mein aufgebrachtes Gemüt unter Kontrolle zu bringen. Sie seufzte und nickte: „Na schön, dann hören wir uns ja. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag".
„Ich Ihnen auch", brummte ich und stapfte mit großen Schritten aus dem alten Gemäuer raus. Am liebsten hätte ich die Tür hinter mir zugeknallt, doch das ließ ich diesmal sein. Dafür knallte ich aber meine Autotür zu, als ich mich hineinsetzte und wieder nach Hause fahren wollte. Schließlich musste ich meine Wut irgendwo lassen.„Verdammt, verdammt, verdammt! Wieso passiert so eine Scheiße immer mir?!", fluchte ich und schlug verzweifelt auf mein Lenkrad ein. Tränen stiegen mir wieder in die Augen, allerdings blinzelte ich sie noch rechtzeitig weg. Vom Weinen hatte ich mittlerweile genug. Das ich überhaupt noch Tränen produzieren konnte, war das reinste Wunder. Ich glaubte noch nie so viel geweint zu haben, wie die letzten Tage. Wann dieser Alptraum wohl sein Ende finden würde?
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Entschuldigt das späte Update. Ich hatte gestern Nachmittag ultra Kopfschmerzen und hab deswegen mein Handy aus der Hand gelegt. Aber ich hab euch nicht vergessen, I promise! <3
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134340 // Sope
FanfictionMin Yoongi sollte mit seinen hervorragenden Genen das neue Wunderkind des Life Companionship Centers werden. Aber er ist eben doch nicht so perfekt, wie sich alle erhoffen und wird letztendlich verstoßen. Jung Hoseok empfindet tiefstes Mitgefühl für...