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Yoongi's PoV.:

Die erste Nacht auf dem Sofa hatte ich kein Auge zubekommen. Es war hart im Gegensatz zu Hoseok's Bett und noch dazu hatte ich die ganze Zeit über Jungkook's Drohung nachdenken müssen. Augenringe waren am nächsten Morgen also vorprogrammiert. Ich erschrak mich selbst ein bisschen, als ich mein Spiegelbild im Badezimmer sah. In der Hoffnung mein erbärmliches Aussehen zu retten, stellte ich mich eine Weile lang unter die Dusche. Das warme Wasser tat meinen verspannten Muskeln gut und ich fühlte mich allemal besser, als ich unter ihr heraustrat. Aber selbst mit gestylten Haaren und einer geruchsneutralen Creme in meinem Gesicht, sah ich noch scheiße aus.

„Alles gut bei dir?", fragte Hoseok mit hörbarer Besorgnis, während ich mich zu ihm an den Küchentisch setzte. Auf meinem Platz stand wieder eine dampfende Tasse warme Milch. Ich schnupperte erst daran, ehe ich einen großen Schluck nahm. Der köstlich süße Geschmack ließ mich nicht mehr allzu miserabel fühlen „Ich bin ein bisschen müde, aber sonst geht es mir gut", antwortete ich dann. „Wirklich? Du siehst krank aus", stellte mein Gegenüber fest. Kurz darauf lehnte er sich zu mir vor und legte eine Hand auf meine Stirn. Ich schluckte trocken. Das war genau das, wovor Jungkook mich gewarnt hatte – kein Körperkontakt mit Hoseok. Egal wie sehr ich es brauchte. Also wich ich zurück und nuschelte kleinlaut: „Mir geht es gut, versprochen". Die Sorge in dem Älteren wurde augenblicklich größer. Ich konnte ihm den innerlichen Zwiespalt deutlich ansehen und es zerbrach mir das Herz, ihn so zu sehen. Alles in mir schrie danach ihm die Wahrheit zu sagen und sowohl seiner Sorge, als auch meinem Schmerz ein Ende zu setzen. Aber das konnte ich dank Jungkook nicht riskieren. Nicht, wenn ich hier wohnen bleiben wollte.

„Wann kommt Namjoon heute?", versuchte ich vom Thema abzulenken. Hoseok seufzte resignierend und setzte sich zurück auf seinen Platz. „Der müsste gleich da sein. Er wollte etwas früher kommen, weil er heute Nachmittag nochmal im Life Companionship Center vorbeischauen will. Für gewöhnlich ist das an Wochenenden nicht nötig, aber er macht es trotzdem, weil er scheinbar nichts Besseres zutun hat", antwortete er und ich nickte verstehend. „Haben die Hybriden am Wochenende eigentlich auch Unterricht?", hakte ich dann nach. „Nein, nur in der Woche. Am Wochenende können sie tun und lassen was sie wollen. Natürlich alles innerhalb der Firma, aber wir haben mittlerweile genug Aktivitäten zum Angebot, sodass sie sich nicht langweilen können", erklärte Hoseok. „Zum Beispiel?", wollte ich wissen und der Ältere legte nachdenklich den Kopf schief. „Wir bieten an Wochenenden verschiedene Kurse an: in Musik, Kunst und Sport... Normalerweise beschäftigen sie sich allerdings mit eigenständigem Fußballspielen im Innenhof. Ich weiß nicht wieso, aber sie stehen drauf", Hoseok zuckte unwissend mit den Schultern.

Ich erinnerte mich instinktiv an den Tag zurück, an dem Seokjin und ich draußen unter dem Baum gesessen und miteinander geredet hatten. Das Fußballspiel der anderen hatte genau vor unserer Nase stattgefunden, größtenteils geleitet von selbstbewussten Alphas. Zugegeben hatte es mich etwas eingeschüchtert, denn die Jagd nach dem Ball und das viele Schubsen und Drängeln schien mir wie ein einziger Kampf gewesen zu sein. Demnach wusste ich auch nicht wieso sie ihre Zeit damit vergeudeten, wenn sie stattdessen entspannende Stunden mit Musik und Kunst verbringen konnten.

„Du hättest auch einen dieser Kurse belegen können", meinte der Ältere und auch, wenn er mit Sicherheit nicht vorwurfsvoll klingen wollte, kam es trotzdem so bei mir an. Ich legte verärgert die Ohren an: „Ich brauche derartige Kurse nicht".
„Für einige ist es eine tolle Möglichkeit um ihre Persönlichkeit zu formen. Seokjin nimmt zum Beispiel beim Gitarrenunterricht teil. Er kann sämtliche Kinderlieder spielen und...", erzählte Hoseok, doch ich wollte nichts davon hören. Es klang, als würde er mich loswerden wollen. Das Life Companionship Center so toll beschreiben, dass ich eventuell das Verlangen bekommen würde dorthin zurückzukehren. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte hierbleiben. Bei Hoseok gefiel es mir am besten, auch wenn ich den ganzen Tag lang alleine bleiben und mit seinem eifersüchtigen Freund zurechtkommen musste.

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt