23.

430 43 6
                                    

Hoseok's PoV.:

Ich hatte im Verlaufe des Tages mindestens einmal mit einem Anruf von Yoongi gerechnet. Aber überraschenderweise meldete er sich nicht und auch, wenn ich das grundsätzlich gut fand, machte ich mir ein wenig sorgen um ihn. Deswegen erlaubte ich mir ausnahmsweise einen überpünktlichen Feierabend und fuhr direkt nach Hause. Als ich die Tür zu meiner Wohnung öffnete, hörte ich augenblicklich ein hektisches rascheln. Danach folgte ein dumpfer Aufschlag und schließlich hetzte Yoongi mit einem erleichterten Lächeln zu mir.

„Ich bin wieder da", kündigte ich mich an, obwohl das mittlerweile gar nicht mehr nötig war. Yoongi strahlte breit und nickte: „Ich bin froh, dass du wieder da bist".
„War alles in Ordnung?", hakte ich neugierig nach, während ich mir die Schuhe auszog und meine Jacke aufhängte. „Es hat niemand geklingelt und ich habe versucht so leise zu sein, wie möglich", antwortete er. Dabei strahlte er mich immer noch an und der Anblick brachte mich widerwillig zum Schmunzeln. Der Katzenhybrid glich einem Welpen, der das erste Mal alleine zu Hause zurückgelassen wurde und sich nun über die Rückkehr seines Herrchens freute. Es hätte nur noch das aufgeregte Schwanzwedeln gefehlt...

„Das freut mich. Und so schlimm war das doch gar nicht, oder?", sagte ich und hob erwartungsvoll die Augenbrauen an. Mein Gegenüber schüttelte daraufhin den Kopf. „Nein, es war eigentlich ganz in Ordnung", meinte er dann und folgte mir auf direktem Wege ins Wohnzimmer. Ich sah mich aufmerksam darin um, versuchte irgendwie herauszufinden was Yoongi den ganzen Tag lang getan hatte. Er schien eine Menge Bücher gelesen zu haben, denn auf dem gläsernen Wohnzimmertisch türmte sich ein Buch nach dem anderen. Die meisten davon waren Mangas, die ich bereits seit meiner Kindheit mitführte. Der klägliche Rest davon bestand aus einem Duden und zwei Fantasie-Romanen.

„Tut mir leid für die Unordnung, aber als ich die Schlüssel im Schloss gehört habe, bin ich sofort hochgesprungen", erklärte Yoongi und erst verstand ich nicht genau, was er damit meinte. Als er jedoch eine Wolldecke vom Boden aufhob – in der er sich wahrscheinlich eingewickelt hatte und vor Aufregung hingefallen war – nickte ich verstehend. „Schon okay. Hast du wirklich den ganzen Tag gelesen?", fragte ich fasziniert nach. „Ja, schon. Ich bin aber auch für drei Stunden eingeschlafen", antwortete er und ich nickte wieder, „Was hast du da eigentlich in den Händen? Sind das nicht meine Sachen?".

Perplex schaute ich auf meine eigenen zwei Händen herunter. Dass ich sein Willkommens-Set aus dem Life Companionship Center und ein paar Arbeitsblätter von Taeyeon mitgebracht hatte, war mir bereits komplett entfallen. „Uhm... Naja, ich dachte mir es würde Sinn machen, wenn du deine Sachen zurückbekommst. Dann musst du nicht ständig in meinen Klamotten rumlaufen und schlafen. Außerdem hast du hier auch ein paar Hausschuhe", ich hielt ihm die durchsichtige Plastiktasche mit den Sachen entgegen. Er nahm sie zögerlich an sich und lugte einmal kurz hinein. „Eigentlich mag ich deine Klamotten", hörte ich ihn dann murmeln, doch ich entschied mich dazu diesen Kommentar zu ignorieren. Stattdessen hielt ich ihm auch den Haufen Arbeitsblätter entgegen und fuhr fort: „Das hier sind die Aufgaben aus dem heutigen Unterricht von Frau Kim. Ich habe sie gefragt, ob sie mir die Blätter mitgeben kann, damit du hier ein paar Aufgaben machen kannst. Schließlich braucht nicht nur dein Magen Futter, sonder auch dein Gehirn".

„Danke... Nur was ist, wenn ich eine Aufgabe nicht verstehe? Ich habe niemanden, den ich nach einer Antwort fragen kann", unsicher sah Yoongi zu mir auf. „Dafür habe ich auch gesorgt. Es gibt eine YouTuberin die in ihren Videos speziell für Hybriden Dinge über den menschlichen Körper und seine Verhaltensweisen erklärt. Zwar geht sie nicht exakt denselben Unterrichtsstoff durch den Frau Kim macht, aber vielleicht findest du bei ihr trotzdem ein paar Antworten zu deinen Fragen... Frau Kim hat mir ihren Namen aufgeschrieben, hier", ich fischte den kleinen Zettel aus meiner Hosentasche heraus und legte ihn auf den Haufen Arbeitsblätter, den Yoongi bereits in seinen Händen hielt. „Woah, du hast dich ja richtig informiert...", entkam es ihm überrascht. Ich zuckte mit den Schultern: „Ich will nur nicht, dass dein ausgeprägtes Gehirn bei mir zu Hause versauert. Vielleicht findest du ja gefallen an den Themen und möchtest irgendwann zum Life Companionship Center zurück gehen, um deine Ausbildung vernünftig zu beenden".

Die Worte sprudelten schneller aus mir heraus, als ich mitdenken konnte. Yoongi's erstaunter Gesichtsausdruck fiel ein und verwandelte sich zu einem emotionslosen. Er legte die Katzenohren an. „Das werde ich niemals", fauchte er plötzlich, drehte sich um und stolzierte in mein Schlafzimmer. Ich hingegen blieb fassungslos zurück. Wie konnte es sein das dieser niedliche Katzenhybrid in weniger als einer Sekunde zu einem großkotzigen Tiger mutieren konnte?

Ich verdrehte genervt die Augen, ehe ich mich umdrehte und in die Küche schlurfte. In der Hoffnung Yoongi mit Essen und eventuell einem Film besänftigen zu können, suchte ich schließlich alles Nötige für eine Pfanne mit Bratnudeln und Gemüse heraus. Allein der köstliche Geruch lockte den schmollenden Katzenhybrid nach einer Weile aus meinem Schlafzimmer heraus und er sah mir wortlos dabei zu, wie ich das Gericht vollendete.

„Wollen wir einen Film gucken?", fragte ich nach, während ich ihm seinen Teller anreichte. Er nickte, dabei immer noch etwas am schmollen und ich konnte mir einen frechen Kommentar nicht verkneifen: „Aber erst, wenn du aufhörst so böse zu gucken".

„Tut mir leid", nuschelte er kleinlaut und ich nickte zufrieden. Dann lief ich mit meiner eigenen Portion Essen in der Hand ins Wohnzimmer. Yoongi folgte mir dabei dicht auf den Fersen. „Was gucken wir denn für einen Film?", hakte er nach. In seiner Stimmlage schwang nun wieder dieselbe neugierde mit, wie sie es beim fröhlichen Yoongi tat. „Wenn du willst, kannst du dir etwas aussuchen. Ich denke auf Netflix haben wir genug Auswahl", ich ließ mich mit einem kleinen seufzen auf der Couch nieder, griff direkt nach der Fernbedienung.

Wie bereits befürchtet brauchte der Katzenhybrid ziemlich lange um sich für einen Film entscheiden zu können. Da er noch keinen einzigen kannte, war die Auswahl ziemlich groß und wir saßen bestimmt ganze 20 Minuten vor dem Fernseher, ehe er sich etwas ausgesucht hatte. Seine Wahl fiel schließlich auf einen Anime, den ich mittlerweile auswendig kannte; Das wandelnde Schloss. Filme von Ghibli waren einfach die Besten und konnten auch nicht langweilig werden.

Selbst Yoongi schien das Genre zu mögen, denn ich musste ihn zwischendurch immer mal wieder daran erinnern weiter zu essen. Er starrte die ganze Zeit über gespannt auf den Bildschirm, die Katzenohren weit gespitzt. In aufregenden Momenten spannte er sich immer an und bei traurigen Szenen verzog er mitfühlend das Gesicht. Einmal versuchte er sogar die Hauptprotagonistin vor einer bösen Hexe zu warnen, obwohl ihn die animierten Figuren im Fernseher nicht hören konnten. Es war ziemlich amüsierend mit anzusehen. Seine Reaktionen zu dem Film waren beinahe besser als der Film an sich und ich erwischte mich immer mal wieder dabei, wie ich den Hybriden für eine Sekunde zu lang anstarrte.

Erster Tag allein zu Hause ging gut, mal schauen wie Yoongi den zweiten Tag geregelt bekommt ;D

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt